Abrahams Post 37

EDITORIAL:

Normal ist das nicht.

Dass sich ganz plötzlich das Leben verändert, haben viele individuell schon erlebt. In Beirut hat es eine ganze Stadt mit einem wie surreal anmutenden Schlag kollektiv getroffen. Dass sich innerhalb kurzer Zeit das Leben global verändert, überall auf der Welt, ist in dieser Dimension neu. Auch deshalb fällt es uns vielleicht so schwer, Auswege aus der „Corona-Zeit“ zu beschreiben.

Wie auch immer die Pandemie verläuft, wie dramatisch die Opferzahlen sich bei unterschiedlichen Maßnahmen in verschiedenen Ländern entwickeln – die ins Bodenlose abgleitende Verelendung der Mittellosen in der so genannten Dritten Welt, die Vertiefung der Kluft zwischen relativ gut abgesicherten Systemen und blankem Ausgeliefertsein, die sozialen und psychischen Begleitschäden der Krise sind nicht zu leugnen. Kein Wunder, dass manche nicht wahrhaben wollen, was wahr ist. Wir müssen durchstehen, was die Notlage uns abverlangt – aber wir können nicht auf Dauer unseren Kindern pädagogische und soziale Fehlentwicklun­gen aufzwingen. Wir müssen wohl noch eine Weile unsere Gesichter verhüllen, Distanz als etwas Positives konnotieren und menschliche Nähe, Begegnung und Austausch einschränken – aber gewöhnen dürfen wir uns daran nicht. Das, was ein unverantwortlicher Sprachgebrauch als „neue Normalität“ festschreiben möchte, kann nie auf Dauer das Leben bestimmen.

Stattdessen könnten wir – parallel und genauso fieberhaft, wie wir dringend nach Medikamenten und Impfstoffen forschen – inzwischen daran arbeiten, wo und wie die Welt nach Corona, also hoffentlich schon bald, zu einer besseren gemacht werden müsste.

Stefan J. Wimmer


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BERICHTE  –  NOTIZEN  –  TIPPS

Beirut

Im April 2019 lernte eine Gruppe der Freunde Abrahams im Libanon ein schönes und schwieriges Land mit sehr eindrucksvollen Menschen kennen. Am Tag nach den verheerenden Explosionen sandten die Mitglieder der Reisegruppe gemeinsam eine kurze Botschaft an die Organisation in Beirut, die unseren Besuch dort begleitet hatte:

Dear Mme Chamseddine, dear Mme Rizkallah, dear M Khoury,
dear friends of the Global Forum for Religions and Humanity,

15 months have passed, since we had the privilege and the extraordinary pleasure to meet you and experience your impressive country. Troubles of various kind have since then befallen Lebanon — but the images we saw last night from Beirut exceed anything we have seen ever before, or could ever have imagined…

We all feel strongly that we want to express to you and the people in Beirut, in all Lebanon, our feelings for which we have no words…

We want to let you know that, whatever exactly happened and whatever background it may have had, our deep felt solidarity is with you.

We wish there was anything we could do — if there is, please let us know!

We pray that with God’s help the people of Lebanon with their admirable gifts and strength will succeed to turn the page now, and get the country back on the track for positive developments and achievements for the better, for the benefit of all.

We wish you courage, good health in body and soul, and God’s blessing!

Friends of Abraham Society travel group 2019
Stefanie Besser, Dino and Nada Cakal, Petra Hamburger, Barbara and Dr. Heiner Herbst, Nermina Idriz, Sabina Jarosch, Sibylla and Tinka Kleffner, Dr. Ekkehard and Gabriele Knobloch, Gabriele and Roland Krack, Dr. Ekkehart and Julia Mertins, Edveta Mujkic, Kathrin Neumann, Katharina Oßner, Heide and Manfred Schmitt, Hedwig Vogel, Dorothea Wehgartner, Birgit and Harald Wirth, Mohamad Saleh, Prof. Dr. Stefan Jakob Wimmer

 


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Berichte zur Situation

Wo ist der Sinn?

von Eva-Maria Faber

In den ersten Wochen der Corona-bedingten Einschränkungen, am 3.4.2020, veröffentlichte die Kommission für Theologie und Ökumene der Bischofskonferenz der Schweiz einen Text, der nach meinem Empfinden (SJW) in seiner Kürze bis heute zum Besten und Konstruktivsten gehört, was dazu geschrieben wurde. Er stammt von Prof.in Dr. Eva-Maria Faber, die an der Theologischen Hochschule Chur katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie lehrt. Sie gehört mehreren ökumenischen und Ökumene-bezogenen Gremien an. Wir dürfen den Text im Folgenden mit freundlicher Genehmigung der Autorin ungekürzt wiedergeben. Ein Dank geht hier auch an Dr. Hildegard Gosebrink, die auf diesen Text aufmerksam machte.

Menschen suchen geradezu unvermeidlich nach einem Sinn, in dem, was sie erleben.

Dabei gehört es zu den großen Fragen der Menschheit, ob in allem Geschehen ein Sinn liegt. Ich erinnere mich an manche Diskussionen, die zusammen mit der damals neuen Formulierung „es macht Sinn, dies oder jenes zu tun“ aufkam. Die einen verwendeten diese Formulierung häufig und mit Vorliebe, andere opponierten dagegen. Ihr Einwand: Sinn ist nicht ein Machwerk von Menschen, er ist aller eigenen Anstrengung zuvor gegeben.

Hat oder macht die pandemische Verbreitung des Corona-Virus Sinn? Menschen früherer Zeiten hätten darin tatsächlich einen gottgewollten Sinn gesehen: eine Mahnung zur Buße oder ein Ausdruck des Zornes Gottes. Dies ist eine Wurzel für jene Bußtage, aus denen sich etwa der Eidgenössische Bettag entwickelte. Diese Deutung ist angesichts der Katastrophen dieser Welt, die meist jene treffen, die ohnehin schon an der Schattenseite des Lebens stehen, zynisch und wird inzwischen nur noch (leider aber immer noch) von wenigen vertreten.

In den zurückliegenden Wochen ist eine andere Strategie der Sinnfindung erkenn­bar. Der Hinweis auf die Doppelbedeutung des chinesischen Wortes für Krise, das (für mich unüberprüfbar) Gefahr und Chance zugleich bedeute, erfährt eine Renaissance. Ist die unfreiwillige Entschleunigung eine Chance? Bietet das Herunter­fahren von Flugverkehr, Industrie usw. die Chance, dass es in Asien und anderswo wieder reine Luft gibt, dass Delfine in den Hafenbecken von Venedig schwimmen können, dass Klimaziele doch noch erreichbar werden? So nahe ein solcher Gedan­ke liegen mag, auch er hat zynische Dimensionen. Das Leid von Menschen, qual­volles Sterben, massive und bedrohliche Beanspruchung von Personen im Gesund­heits­wesen, wirtschaftliche Existenzängste, unsägliche Bedrohung der Menschen zum Beispiel in den Flüchtlingslagern jenseits unserer Grenzen lassen sich nicht durch imaginierte positive Folgen aufrechnen.

Es ist besser, die Corona-Krise nicht mit einer theoretischen Sinndeutung zu umman­teln. Diese Warnung gilt nicht zuletzt für Kirche und Theologie. Auch wenn sie unter dem Auftrag stehen, Zeugnis von Trost und Hoffnung zu geben: dies sollte nicht durch eine fragwürdige Sinn-Antwort geschehen. Wir sind mit einer der (weltweit gesehen) vielen Krisensituationen konfrontiert, die durchaus nicht schon einen Sinn in sich tragen.

Etwas anderes ist es, Menschen zu ermutigen, in eben dieser Situation Verantwor­tung zu übernehmen, Sinn-Verantwortung dafür, das eigene Leben und das Zusam­men­leben mit anderen auch in dieser unheilvollen und unheimlichen Situation human, beziehungsgerecht und so gesehen sinnvoll zu gestalten. Dazu gehört auch das Aushalten der Ambivalenz, in der viele neu lernen müssen, das Wechselbad der Gefühle angesichts der nahen Bedrohung, der Herausforderungen des bleibenden Alltags und der kleinen Freuden auszuhalten. Es wächst eine Scham über eigenes Wohlergehen neben dem Grauen, das Menschen in der unmittelbaren Umgebung erfahren. Doch zur Sinn-Verantwortung im eigenen Leben gehört es, die Gleich­zeitigkeit von Leid und Empathie mit von Leid betroffenen Menschen einerseits und dankbarer Freude über das Frühlingserwachen andererseits auszuhalten. Zur Sinn-Verantwortung der Gesellschaft gehört es, die unheilvolle Krise auch als Bewäh­rungs­probe für Solidarität zu leben und allenfalls daraus sogar Veränderungs­potential zu schöpfen. Vergleichbar vielen Psalmen führt das Neue Testament zahlreiche Situationen vor Augen, die als solche sinnleer (Not, Verfolgung, Hunger, Kälte, Gefahr, Schwert [Röm 8,35]) sind, in denen Menschen aber auf paradoxe Weise und in gläubiger Lebenskühnheit ihre Würde bewahren und „doch noch Raum“ finden (2 Kor 4,8). In dieser Motivation können Christen und Christinnen mit allen Menschen guten Willens gemeinsam danach suchen, die Sinn-Verantwortung in den Bedrohungen wie in den Anstößen zu gesellschaftlichen Veränderungen wahrzunehmen.

 

Pessach – Ostern – Ramadan: Wie virtuell können Religionen sein?

von Judith Einsiedel

Wie virtuell können Religionen sein? Diese Frage haben nicht nur wir uns in der zurückliegenden Fasten- und Osterzeit gestellt. Auch Juden und Muslime in Deutsch­land (und weltweit) feierten in den vergangenen Wochen mit dem Pessachfest beziehungsweise dem Ramadan zentrale geprägte Zeiten im Jahreskreis und standen demnach dank Corona vor ähnlichen Herausforderungen. Dies nahmen die Nymphenburger Gespräche zum Anlass, Ende April im Rahmen einer Online-Veranstal­tung genau über diese Frage einen interreligiösen Austausch anzubieten. Im Rahmen einer Zoom-Konferenz, an der über 80 Menschen teilnahmen, bezogen drei Religionsvertreter Stellung zum Thema: Prof. Johanna Haberer, Professorin für Christliche Publizistik an der Universität Erlangen, Rabbiner Steven Langnas vom Münchner Lehrhaus der Religionen und Imam Kadir Sanci, Vorstandsmitglied und Imam des Bet- und Lehrhauses „House of One“ in Berlin. Auch Fragen der Teilneh­mer*innen konnten dank der Chat-Funktion eingebracht werden. Schwerpunkt des Abends war es, das Für und Wider von religiösen Online-Angeboten während der Hochfeste abzuwägen. Da kam einiges an positiven Punkten zusammen: die Möglichkeit zu weltweiter Teilnahme und Vernetzung; die Chance, kreative Ideen für einen großen Kreis sichtbar zu machen und sich so gegenseitig zu inspirieren; die demokratische Tendenz von virtuellen Formaten, da jeder mitwirken kann und die Verantwortung nicht nur bei den Geistlichen liegt; und was für Imam Sanci in Bezug auf den Islam wichtig war: die Tatsache, dass nun nicht mehr vorwiegend Radikale im Internet religiöse Angebote verbreiten, sondern auch die bodenständige „Mitte“ stärker dort angekommen und vertreten ist. Natürlich brachte die Virtualität auch Nachteile mit sich: So waren bestimmte Menschengruppen größtenteils ausge­schlos­sen, wie Rab­bi­ner Langnas, der auch Seelsorger in einem jüdischen Senioren­heim ist, betonte; zudem wurde die so wichtige Sinnlichkeit der Feste beschnitten; Gemeinschaft konnte nicht so intensiv erfahren werden; die Versuchung des Gottesdienst-Hopping (von einem Angebot zum anderen zu zappen) war gegeben; und – ganz praktisch – für orthodoxe Juden ist die Benutzung von elektronischen Geräten an den Festtagen untersagt: ein Streaming von Synagogengottesdiensten oder ähnlichem kommt hier also gar nicht in Frage (anders als im Reformjudentum). Was die bleibenden Lernerfahrungen dieser Zeit sind, darüber bestand kein einhelliges Urteil; die Frage wird wohl alle Religionen noch länger beschäftigen. Den lebhaften Austausch an jenem Aprilabend beendete schließlich der beginnende Sonnenuntergang: Die muslimischen Teilnehmer*innen wurden zum Iftar, dem Fastenbrechen, gerufen – wenn auch in diesem Jahr nur von ihrem engsten Familienkreis.

 

Und trotzdem …
Religionsunterricht in Zeiten von Corona

von Eva Straub-Kölcze

Die Schulschließungen im Rahmen der Pandemie im März 2020 stellten Schüler, Eltern und Lehrer aller Schularten vor große Herausforderungen. Ich selbst arbeite seit 20 Jahren als Lehrerin am Münchner Gisela-Gymnasium in Schwabing. Dort erlebte ich den Weg in den schulischen Shutdown hinein sowie die bisherigen Schritte aus der Situation heraus. Im Rückblick teilt sich das schulische Leben seit Anfang März dieses Jahres in „vor“ und „nach dem Beginn der Pandemie“.

So wie in den meisten Schulen ist bei uns die Nutzung digitaler Plattformen sowie digitaler Kommunikationsmöglichkeiten sprunghaft angestiegen. Die Fortbildungs­angebote und -aufträge in diesem Bereich nahmen und nehmen beständig zu. Das Gesicht der schulischen Kommunikation verändert sich.

Besonders im Religionsunterricht kommt der dialogische Charakter des Bildungs­gesche­hens zum Tragen. Wie in keinem anderen Fach steht die Lehrkraft für ihre innerste Überzeugung gegenüber den Schülerinnen und Schülern ein. Das ereignet sich wesensmäßig im persönlichen Kontakt. Wie viel an digitalen Medien lässt sich da dazwischenschalten?

Der Religionsunterricht hat in Zeiten von Corona trotzdem seine eigene Kraft entfaltet. In der Oberstufe war beispielsweise turnusmäßig das Thema „Theodizee“ auf dem Lehrplan. Es waren vor allem die Berichte über Leben und Leiden der Holocaust-Überlebenden, die die Frage nach dem Sinn des Leidens bzw. der Anwesenheit oder Abwesenheit eines gerechten Schöpfergottes thematisierten. Von da aus war es nur noch ein kleiner Schritt zu Viktor E. Frankls berühmten KZ-Erfahrungsbericht „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ aus dem Jahr 1946, wo er schreibt: „Wir müssen lernen und die verzweifelnden Menschen lehren, dass es eigentlich nie und nimmer darauf ankommt, was wir noch vom Leben zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: was das Leben von uns erwartet!“. Das Interesse war groß und das unterrichtliche Engagement, trotz der vielen dazwischengeschal­teten digitalen Medien, genauso.

In der 5. Jahrgangsstufe begann die „Nach-Corona-Zeit“ mit der Aktion „5 für 12“, bei der jedes Jahr die Fünftklässler den jeweiligen Abiturient*innen persönliche Mut- und Aufbaubriefe für die anstehenden Prüfungen schreiben. Auch hier wurden trotz der erschwerten Situation vor dem Wiederbeginn des Präsenzunterrichts per Arbeits­auftrag auf einer digitalen Plattform genügend Briefe pünktlich verfasst, in den Schulpostkasten eingeworfen und den Abiturient*innen erfolgreich übergeben. Auch mit der Unterstützung der Eltern gelang diese Kommunikation von Mensch zu Mensch.

Diese beiden Beispiele stehen einer Anzahl von Stunden, insbesondere in der Mittelstufe, gegenüber, in denen die Beschädigung des pädagogischen Geschehens durch die veränderten Rahmenbedingungen sichtbar und schmerzlich spürbar wurde. Hier war vor allem der mangelnde Präsenzunterricht negativ zu verbuchen. Die verordnete wöchentliche Unterbrechung und die Aufgabe des „Homeschooling“ behinderte in vielen Fällen weitergehende Prozesse und die tiefere Verarbeitung komplexer Inhalte. Übrig blieb eine Art religionskundlicher Sach- und Fachunter­richt, der dem Anspruch einer verfeinerten religiösen Bildung über weite Strecken nicht gerecht werden konnte.

In diesem Sinne ist die derzeitige Situation weiterhin ambivalent und wird uns mit Sicherheit in den Konsequenzen weit ins nächste Schuljahr hinein beschäftigen. Im Sinne der christlichen Hoffnung: „Die Wahrheit wird Euch frei machen“ (Joh 8,32) stellt der Weg in die kommende Zeit aber immer auch eine Verheißung dar.

Literatur: Frankl, Viktor E.: … trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. München 2020, Zitat auf S.125

 

Online-Leere

von Stefan Jakob Wimmer

Bequem ist es schon: von zuhause aus an Vorlesungen und Seminaren teilzuneh­men. Ähnlich wie im Home-Office fallen Fahrten weg, lässt es sich länger schlafen, ist die passende Garderobe kein Thema. Solche Vorteile gelten durchaus auch für die Dozierenden. Und dennoch hat das Corona-Semester – das hoffentlich nicht nur erste, sondern einzige seiner Art – besonders dies gelehrt: wie wertvoll und unentbehrlich die persönliche Begegnung ist.

Wir haben gelernt, dass mit Formaten wie „Zoom“ Gespräche und auch Diskussio­nen möglich sind. Sitzungen (wie zum Beispiel die Vorstandstreffen der Freunde Abrahams) können sogar recht gut funktionieren. Aber Avatar-gleiche Gesichter auf dem Monitor ersetzen nicht das lebendige Zusammensein, ersetzen nie vollwertig das aufeinander Eingehen, lassen praktisch keine konstruktiven Streitgespräche zu.

Vorträge (und Reiseleitungen) sind weggebrochen – was für den Autor dieser Zeilen den Totalwegfall seiner freiberuflichen Einnahmen bedeutet. Insofern ist die Frage nicht verkehrt, ob nicht, wie es jetzt zunehmend geschieht, der ein oder andere Vortrag online angeboten werden sollte. In eine Kamera schauen und einfach sprechen, dasselbe, was man vor Publikum sagen würde. Doch solche blind lectures, wie ich sie nennen möchte, mögen bei der einen oder dem anderen Zuhörer*in gut ankommen – für mich sind sie nicht zu leisten. Denn ein Vortrag mag zwar wie der Monolog dessen, der da vorne steht, aussehen – er ist doch (zumindest, wenn er gut läuft) immer auch ein Miteinander. Die Gesichter der Zuhörenden, deren ständige auch stumme Reaktionen, ihre Blicke, vielleicht auch Bewegungen machen die Resonanz aus, ohne die ein Vortragender an eine imaginäre Wand reden würde. (Ich spreche nicht von sog. Vorträgen, die druckreif formuliert vom Blatt abgelesen werden – denn die ließen sich besser ausgedruckt verteilen und selbst lesen, das wäre effizienter und erforderte weniger Konzentration und Mühe, als ihnen zuzuhören. Gesprochenes Wort hat andere Qualitäten als geschriebene Sprache.) Ich brauche lebende Menschen vor mir, um zu wissen, zu spüren, wie ich den nächsten Satz formuliere. Deshalb stelle ich mich für Online-Formate nicht zur Verfügung. Oder nur dann, wenn sie zusätzlich zu einer realen Präsenzveranstaltung angeboten werden (etwa ein Vortrag vor begrenztem Publikum, der per Livestream gesendet oder online verfügbar gemacht wird).

An den Universitäten besteht aktuell die große Gefahr, dass die so genannte Online-Lehre von manchen, womöglich von vielen, jedenfalls von Entscheidungsträgern, nicht mehr als die erzwungene Notlösung angesichts einer außergewöhnlichen Krisensituation gesehen wird, die sie ist – sondern als „zukunftweisend“ missver­stan­den oder dargestellt wird. Dabei wird ein Betrug an den Studierenden verschleiert. Wer sich für ein Studium an einer Hochschule wie etwa der LMU entscheidet, hat sich nicht für einen Fernkurs eingeschrieben. Sie und er haben ein Recht auf die Begegnung mit den Dozierenden und mit den Kommiliton*innen, auf Universitäts- und Bibliotheksgebäude, auf den Weg dorthin und zurück. Auf das, was wir und alle Generationen vor uns als unsere Studienzeit erlebt haben.

 

Was wird uns bleiben?

Ein Appell von Brigitte Hutt

„Es ist nichts so schlecht, es ist etwas Gutes dran!“ Mit diesem Satz hat meine Mutter versucht, mich auf das Leben vorzubereiten. Zugegeben, der Satz lag mir gar nicht, aber gerade in diesem Virus-gebeutelten Jahr fällt er mir oft wieder ein. Die gesellschaftlichen Notwendigkeiten (Not-wendig?), die sich aus Präven­tion und Reaktion ergeben, sind absolut zwiespältig. Wir wollen kein durch Verordnungen beengtes Leben, keine Gesetze, die Demokratie und Frei­heit einschränken unter dem zweifelhaften Vorwand, es diene ja alles nur unserer Gesund­heit. Wir wollen nicht, dass Gesundheit ein höheres Gut wird als Menschen­würde. Wir wollen nicht (noch mehr) zu Egoisten verkommen – die anfänglichen Anzeichen von mehr gesellschaft­licher Solidarität sind schon jetzt, nach wenigen Monaten, auf ein Minimum geschrumpft.

Was wird uns bleiben? Was ist das Gute, das diese Pandemie möglicherweise im Schlepptau führt, was sind die Neuerungen, die es wert sind, in eine gesundere, angst­freiere Zukunft mit hineingenommen zu werden?

Interessant ist ein ganz neuer Umgang mit so genannten „Totschlagargumenten“. „Geht gar nicht“, „Haben wir doch noch nie gemacht“ – plötz­lich geht vieles! Gehen Geschäftskonferenzen ganz ohne Flugreisen, einfach durch Nutzung des Internets, geht Home Office ohne die – eigentlich unwürdige – Frage „Wie soll man da die Arbeit kontrollieren?“ Und einiges mehr. Aber Achtung: Es entstehen auch neue Totschlagargumente, vor allem das mit der Gesundheit, mit der man alles, auch weit Hergeholtes, recht­fertigen kann. Und es entstehen Schuldzuweisungen. Und Verschwö­rungs­theorien. Weil das so einfach ist. Doch lernen wir daraus: Lernen wir, dass es kein „Geht gar nicht“ gibt, lernen wir aufste­hen für das, was uns wichtig ist, egal, was uns als vermeintlich einfache Lösung angeboten wird.

Und zu dem, was den Freunden Abrahams wichtig ist, gehört der Umgang mit allen Menschen auf Augenhöhe, und das bedeutet: ohne Verschwörungstheorien und Schuldzu­weisungen. Gerade letztere sind es, die in unsicheren Zeiten Blüten treiben, und leider ist es wieder einmal der Antisemitismus, der in vorderster Schuldzuwei­sungs­front dazu­gehört. Stehen wir auf dagegen. Stehen wir auf in unserem je eigenen Leben gegen Antisemi­tis­mus, gegen Islamfeindlichkeit, gegen Schuldzuwei­sun­gen, die keiner nähe­ren Betrachtung standhalten, die auch nur – Totschlag­argumente sind. Denn wer sind denn „die“? „Die“ Juden, „die“ Ausländer? Gibt es bei all diesen „die“ auch nur ein Merkmal, das die damit bezeichneten zu einer Einheit macht, zu einer homogenen Figur, die homogen handelt?

Lernen wir, dass nichts so einfach wird, wie es uns die Verschwörungstheoretiker gern weismachen. Lernen wir Probleme auszuhalten, mit Unsicherheit und Ambi­valenz zu leben. Stehen wir auf gegen Schuldzuweisungen, gegen unhaltbare Argumente, und werden wir nicht müde zu bekennen, dass es keine „die“ gibt. Das, genau das sollte uns bleiben.

 


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Gegen jeden Antisemitismus: Offene Briefe

zusammengestellt und kommentiert von Stefan Jakob Wimmer

Wiederholt haben wir in der Abrahams Post der Sorge Raum gegeben, dass der in unserer Zeit immer wichtigere Kampf gegen Antisemitismus (und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit) durch politisch rechts motivierte Eingriffe und Vorgaben in die Nahostdebatte konterkariert wird. Nach wie vor bringt die hier schon mehrfach zitierte Formulierung von Shimon Stein, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland, den verhängnisvollen Sachverhalt auf den Punkt: „Wer ‚Antisemitismus‘ ruft, wo keiner ist, der schadet dem Kampf gegen Antisemitismus.“

In diesem Geiste möchten wir uns inhaltlich einem Offenen Brief anschließen, mit dem sich mehr als sechzig Akademiker und Intellektuelle aus Israel und Deutschland im Juli gemeinsam an Bundeskanzlerin Merkel gewandt haben. Hätte ich im Vorfeld von der Initiative erfahren, wäre es mir ein Anliegen gewesen, mitzuunterzeichnen. Wir geben hier Auszüge aus dem Schreiben wieder. Der volle Wortlaut ist unter https://www.tagesspiegel.de/downloads/26044046/1/offener-brief-an-angela-merkel.pdf zu finden.

„Unsere Sorge gilt der drohenden Annexion palästinensischer Gebiete durch Israel sowie dem inflationären, sachlich unbegründeten und gesetzlich unfundierten Gebrauch des Antisemitismus-Begriffs, der auf die Unterdrückung legitimer Kritik an der israelischen Regierungspolitik zielt. Unsere Sorge ist besonders groß da, wo diese Tendenz mit politischer und finanzieller Unterstützung des Antisemitismusbeauftragten gefördert wird. (…) Wir fragen uns, welchen Kräften im heutigen Israel die Unterstützung der Bundesregierung gilt. (…)

Wo kritischer Dialog notwendiger denn je ist, schafft die missbräuchliche Verwendung des Antisemitismusvorwurfs zunehmend auch in Deutschland eine Stimmung der Brandmarkung, Einschüchterung und Angst. (…) Mit der Unterstützung rechtspopulistischer israelischer Stimmen lenkt der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus die Aufmerksamkeit von realen antisemitischen Gesinnungen und Ausschreitungen ab, die jüdisches Leben in Deutschland tatsächlich gefährden. (…)

Wir erwarten, dass die Bundesregierung ihre Verantwortung im Sinn der Friedenskräfte wahrnehmen wird, die immer schon Teil der jüdischen Gemeinschaft waren und sind. Wir erwarten eine entschiedene Bekämpfung des Antisemitismus dort, wo er sich tatsächlich manifestiert. Wir erwarten den konsequenten Schutz der Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um im öffentlichen Diskurs kontrovers über die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts diskutieren zu können. Und wir erwarten nicht zuletzt eine entschlossene Initiative der Bundesregierung und der Europäischen Union, um die drohende, völkerrechtswidrige Annexion palästinensischer Gebiete durch Israel zu verhindern und der israelischen und der palästinensischen Seite die Rückkehr an den Verhandlungstisch zu ermöglichen.“

So besorgniserregend die hier aufgezeigten Entwicklungen sein müssten, so er­schreckend lesen sich manche Reaktionen auf den Brief. Laut einer Meldung der Süddeutschen Zeitung vom 3.8.2020 (Politik, Seite 5), sprach der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Uwe Becker, von einem „unerträglichen Ein­schüch­te­rungsversuch“. Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, äußerte sich in einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel „entsetzt“. Die Vorwürfe hätten „die jüdische Gemeinschaft verletzt“. Der Historiker Prof. Michael Wolffsohn stellt die in dem Brief geäußerte Sorge gar auf den Kopf: „Ob sie es wollen oder nicht, objektiv werfen die Unterzeichner den wirklichen Kämpfern gegen Judenhass Knüppel zwischen die Beine.“ Nüchterner reagierte der Zentralrat der Juden in Deutschland, dessen Präsident Dr. Josef Schuster sich seinerseits in einem von den Landesverbänden und Großgemeinden des Zentralrats mitunterzeichneten Offenen Brief an die Bundeskanzlerin     
(https://www.zentralratderjuden.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Schreiben_an_Bundeskanzlerin_Dr._Angela_Merkel.pdf) hinter den Antisemitismusbeauftragten Felix Klein stellte, der das Amt „mit hoher Sachkompetenz, Empathie und Engagement“ ausübe. „Die jüdische Gemeinschaft begrüßt es uneingeschränkt, dass die Beauftragten – allen voran Felix Klein – sich auch dann öffentlich äußern, wenn es scheinbar nur um Kritik an Israel geht. Sie zeigen auf, wo der jüdische Staat dafür herhalten muss, um Judenfeindlichkeit zu transportieren.“ Schließlich enthält das Schreiben des Zentralrats die Passage:

„Wissenschaftliche Dispute sind gut und wichtig. Sie sollten jedoch ohne persönliche Diffamierungen vonstattengehen. Und sie sollten unsere Aufmerksamkeit nicht davon ablenken, wo es Antisemitismus wirklich zu bekämpfen gilt.“

Hier treffen sich die Intentionen der an der Debatte Beteiligten. Im Normalfall geht es denen, die sich in der Nahostdebatte zu Wort melden, auch um den Kampf gegen Antisemitismus. Aber das ist – von beiden Seiten des Konflikts her – nicht immer der Fall. Manchen geht es bei der Verteidigung der legitimen Rechte der Palästinenser auch um die Beseitigung des jüdischen Staates, und bisweilen (aber keinesfalls zwingend) geht dies auch offen oder verdeckt mit Judenhass einher. Manchen geht es bei der Erhebung des Antisemitismusvorwurfs offen oder verdeckt auch darum, berechtigte Kritik an der Politik Israels zum Schweigen zu bringen sowie rechtspopulistische und -extreme Positionen dort zu stärken. Beides ist real, sollte von keiner Seite verschwiegen oder verharmlost werden und muss differenziert wahrgenommen und ernst genommen werden. Diejenigen aber, denen es bei ihrem Einsatz für eine friedliche Zukunft aller in Nahost auch um den effektiven Kampf gegen Antisemitismus geht, verdienen Achtung, nicht Diffamierung, Unterstützung, nicht Ausgrenzung.

 

Oh heilige Weisheit …!

von Stefan Jakob Wimmer

Eigentlich ist es nicht schwer zu verstehen: Muslime in der Türkei, aber auch überall auf der Welt, sind glücklich über die Möglichkeit, in einer der legendärsten Moscheen der Welt wieder beten zu dürfen. Sie war einst die Hauptmoschee des Osmanischen Reiches, als dieses weite Teile der Islamischen Welt dominierte. Dass aus anderen Teilen Europas (auch Istanbul liegt in Europa) Kritik aufkam, dass sogar der Papst „großen Schmerz“ darüber äußerte, wird nicht wenige Muslime irritieren und im Gegenzug verletzen. Warum schmerzt es Christen, wenn Muslime beten?

Als der Kalif Omar 637 kampflos in Jerusalem einzog und ihm der byzantinische Patriarch Sophronius anbot, in der Grabes- und Auferstehungskirche das islamische Gebet zu verrichten, lehnte jener, einer islamischen Legende nach, ab, weil er befürchtete, dass spätere Muslime die Kirche dann als Moschee beanspruchen könnten. Im Fall der Hagia Sophia, die fast tausend Jahre lang die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und die größte Kirche der Christlichen Welt vor dem Bau des Petersdoms in Rom war, liegt der Fall anders – denn mit der Eroberung Konstantino­pels schien es aus islamischer Sicht konsequent, den lang ersehnten und vorher­gesagten militärischen Triumph spirituell zu überhöhen und das größte Gotteshaus der Stadt seiner – aus Sicht der Sieger – letzten und vollendeten Bestimmung zu zuführen. Dass nun beim ersten Freitagsgebet nach 86 Jahren in der Ayasofya Camii am 24.7.2020 auch Sieges- und Triumphsymbolik mitschwang, hat jene enttäuscht, die darauf gehofft hatten, dass die Weisheit, der das Bauwerk gewidmet wurde und die es noch immer im Namen trägt, hier das Handeln der Entscheidungsträger (bzw. des Entscheidungsträgers) bestimmt hätte.

Das Bauwerk wäre groß genug, und unsere Zeit wäre eigentlich reif genug gewesen, um auch den (orthodoxen) Christen das Glück nicht länger vorzuenthalten, nach 567 Jahren dort wieder beten zu können. Verschiedene Modelle wären problemlos denkbar, wie man muslimische und christliche Gebete, räumlich und/oder zeitlich entflochten, dort hätte ermöglichen können, wenn man gewollt hätte. Viele Muslime in der Türkei, aber auch überall auf der Welt, hätten das begrüßt. Es wäre im besten Sinne islamisch gewesen.

Es ist schade, dass ein so großer Schritt nach vorn von diesem Entscheidungsträger nicht zu erwarten war. Schade vor allem für die Türkei, die nun einen weiteren großen Schritt nach rückwärts gestoßen wurde. Für die Zukunft des Landes kein gutes Zeichen …

Nachwort: Als das Millenniumsjahr 2000 bevorstand, gab es Vorschläge, das Pantheon in Rom – diesen einst „allen Göttern“ geweihten und vollständig erhalte­nen Tempel der Antike, der seit dem Triumph des Christentums als Kirche dient, zu einem inter- oder multireligiösen Gebetshaus umzuwidmen. Der Vorschlag hatte im Vatikan keine Chance. – Und dann wäre da noch die Kathedrale von Córdoba, deren legendäre Moscheearchitektur problemlos islamische Gebete neben den katholischen Gottesdiensten, räumlich und/oder zeitlich entflochten, ermöglichen würde, wenn man es wollte. Das wäre im besten Sinne christlich.

 


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Nachruf

Eine Stimme, die fehlt: Hans-Jochen Vogel (…† 26.7.2020)

von Stefan Jakob Wimmer

Zu deutschen Politikern Stellung zu nehmen gehört nicht zu den eigentlichen Anliegen der Freunde Abrahams. Doch der gläubige Katholik, der München als Sozialdemokrat stark geprägt hat, hat sich bis zuletzt immer wieder zu Wort gemeldet, wenn es um Gerechtigkeit ging. Dazu gehörte für ihn das Engagement für den Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, dessen Ziele wir auch zu den unseren zählen. Zu den Freunden Abrahams äußerte sich Vogel, als er die Einladung zur Manfred-Görg-Preis-Verleihung aus gesundheitlichen Gründen ablehnen musste: „Ich bedaure das, weil ich mich besonders darüber freue, dass bei den Freunden Abrahams jüdische und muslimische Persönlichkeiten zusammenarbeiten. Das ist sehr ermutigend! Viel Erfolg für Ihre weitere Arbeit. Auf Wiederschaun.“

 

 


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Gute Nachrichten

Rücksicht auf jüdische und muslimische Feiertage an bayerischen Universitäten

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hat, „einem Impuls des Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsausübung folgend“, in einem Schreiben vom 6.3.2020 an die Präsidentinnen, Präsidenten und Rektoren der staatlichen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften/ Technischen Hochschulen um Rücksichtnahme auf Ruhetage und hohe Feiertage im Judentum und im Islam gebeten.

Konkret wird angeregt, Ausweichtermine zur Verfügung zu stellen, „wenn Prüfungs­termine auf den Sabbat und insbesondere auf Jom Kippur, Rosch Haschana, das Ramadan-Fest oder das Opferfest fallen.“

In dem Schreiben heißt es: „Der Schutz christlicher Feiertage durch staatliche Stellen ist Ausdruck der in Deutschland geltenden, verfassungsrechtlich verbürgten Religi­ons­freiheit und Ergebnis historischer Entwicklungen. Gleichermaßen schützenswert sind auch die Feiertage anderer großer Glaubensgemeinschaften in unserem Land. Die Religionsfreiheit ist kein Recht, das exklusiv für eine Religion gilt. Vor diesem Hintergrund sollte es unser gemeinsames Anliegen sein, auf die Belange junger Gläubiger auch an den staatlichen Hochschulen mit der gebotenen Sensibilität einzugehen.“

 

Zukunft für die Ramsesstadt

Die erste Reise der Freunde Abrahams führte uns 2004 – natürlich – nach Ägypten. Im Nildelta wurden wir im Ort Qantir herzlich von Dr. Edgar Pusch im Grabungs­haus der Archäologen des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim empfan­gen. Sie graben seit den 1980er Jahren dort die Überreste der Hauptstadt Ramses‘ II. aus, an deren Bau nach der Darstellung des Buches Exodus die Israeliten als Fronarbeiter beteiligt gewesen sein sollen.

Wegen der Corona-Krise konnten die notwendigen Zuschüsse für die Grabung nicht wie geplant fließen, sodass ernsthaft der Verlust des angemieteten Grabungshauses drohte. Dies hätte nicht nur das Grabungsprojekt insgesamt in Frage gestellt, es hätte auch die ägyptischen Mitarbeiter*innen und ihre Familien vor Ort in existenziel­le Not gestürzt.

Deshalb startete die Museumsdirektorin Prof. Regine Schulz eine Spendenkam­pagne, um den akut benötigen Betrag in Höhe von 6.200 Euro in drängender Zeitnot einzuwerben. Mit Blick auf den religionsgeschichtlichen Forschungszweck unserer Satzung – und auch aus freundschaftlicher Verbundenheit zu ihr und zu Edgar Pusch, die bis in Manfred Görgs eigene Grabungstätigkeit in Ägypten zurückreicht – beteiligten wir uns daran und freuen uns sehr, dass das gesetzte Ziel inzwischen erreicht wurde und die Zukunft des Grabungshauses in der Ramsesstadt bis auf weiteres gesichert werden kann.

 


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Buchtipps

illuminatio/svjetionik/almanar
oder: ex Sarajevo lux

Unter der Ägide des emeritierten Großmufti von Bosnien und Herzegowina, Dr. Mustafa Cerić, wurde im Frühjahr 2020 eine Zeitschrift für „neue Gedanken über Glaube, Moral, Kunst, Nation, Gesellschaft und Staat“ ins Leben gerufen. Als Titel wurde das Wort für „Aufklärung/Erleuchtung“ in Latein, Bosnisch und Arabisch gewählt: „illuminatio/svjetionik/almanar“. Das aufwändig gestaltete und reich bebilderte Magazin aus Sarajewo erscheint zweisprachig (bosnisch und englisch) und richtet sich aus islamischer Perspektive mit akademischem Anspruch an internationale Leser*innen aller Religionen. Dem zwölfköpfigen Editorial Board (Redaktionsbeirat) gehören unter anderem an: Imam Feisal Abdul-Rauf (Cordoba Initiative, New York), Imam Dr. Benjamin Idriz (Islamische Gemeinde Penzberg und Münchner Forum für Islam), Rabbi David Rosen (Oberrabbinat des Staates Israel, Kommission für Beziehungen zum Vatikan), Prof. Dr. Stefan Schreiner (Univ. Tübingen), Prof. Dr. Stefan Jakob Wimmer (Freunde Abrahams und LMU München).

Das Magazin ist frei online verfügbar: http://www.bosnjaci.net/pdfs/Svjetionik_God1_Sv1.pdf

 

Ankündigung:

Ägypten und Altes Testament – Egypt and the Hebrew Bible

Im Dezember 2019 fand aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der Buchreihe Ägypten und Altes Testament (gegr. 1979 von Manfred Görg, herausgegeben seit 2013 von Stefan Jakob Wimmer und Wolfgang Zwickel) eine Fachtagung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst statt. In der letzten Ausgabe der „Abrahams Post“ (Frühjahr/Sommer 2020, S. 15f.) wurde darüber berichtet. Die Beiträge der vierzehn Referent*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden als Band 100 der Reihe ÄAT veröffentlicht, teils in deutscher, teils englischer Sprache. Das Erscheinen ist noch in diesem Jahr geplant.

Zur Buchreihe siehe: https://aegypten-und-altes-testament.jimdosite.com/

Stefan Jakob Wimmer und Wolfgang Zwickel (Hgg.), Ägypten und Altes Testament. Fachtagung “40 Jahre ÄAT”, München, 6.-7. Dez. 2019 / Egypt and the Hebrew Bible. Proceedings of the Conference Celebrating 40 Years ÄAT, Munich, 6-7 Dec. 2019, ÄAT 100, Zaphon Vlg. Münster in Vorbereitung, ISBN 978-3-96327-062-8, ISBN 978-3-96327-063-5 (E-Book).

 

Ankündigung:

20 Jahre Blätter Abrahams
und ein Spendenaufruf

Anfang 2021 soll das 20. Heft unserer Zeitschrift Blätter Abrahams – Beiträge zum interreligiösen Dialog erscheinen. Das kleine Jubiläum wollen wir für eine Gesamtübersicht über alle bisher erschienen Beiträge nutzen. Wie gewohnt werden wieder Beiträge aus dem reichen wissenschaftlichen Vermächtnis von Manfred Görg, von den Herausgebern Georg Gafus und Stefan Jakob Wimmer und weiteren Autor*innen erscheinen. Geplant ist weiter, alle bisherigen Hefte auch online verfügbar zu machen.

Wir sind dankbar, wenn Sie das Erscheinen des 20. Heftes fördern und möchten gern alle Spender, unabhängig vom Betrag, in der Ausgabe auflisten (ihr Einver­ständ­nis vorausgesetzt).

 


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Texte zum Nachdenken – Worte für die Seele

Auf der letzten Seite wollen wir Ihnen Gedichte, Lieder oder kurze Texte zum Nachdenken und für die Seele mitgeben. Für Ihre Anregungen sind wir immer dankbar!

 

„Sorgen Sie dafür,
dass Deutschland bleibt,
wofür wir gekämpft haben!“

 

Hans-Jochen Vogel
bei seiner eigenen Trauerfeier
(zitiert von seiner Witwe Liselotte Vogel, 3.8.2020)

 


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