Abrahams Post 28

EDITORIAL: „Aber wenn ich keine Liebe habe, so bin ich nichts.“ (1 Kor 13)

Seit der letzten Ausgabe der Abrahams Post, in nur einem halben Jahr, hat Europa sich verändert, in unfassbarem Maße: Zäune werden kreuz und quer durch den Kontinent aufgezogen, Grenzkontrollen, wie unsere Kinder sie nur noch von Fern­reisen kennen, werden beinahe wie selbst­verständlich wieder eingeführt, Fremden­hass wird als „Alternative für Deutsch­land“ verkauft, wo wir ihn als nie wieder hoffähig an den Rand gedrängt glaubten, und ist dabei, mit zweistelligen Werten in die Parlamente einzu­ziehen.

Was ist geschehen? Menschen suchen bei uns Schutz.

Ja, es hat beunruhigende Entwicklungen gegeben, in Köln und andern­orts, Terrorgroßalarm in München. Und, jawohl, es wird früher oder später auch in Deutschland schreckliche Anschläge durch Da’esh (den sog. „IS“, siehe S. 26) geben. Und doch ändert diese sehr hohe Wahrscheinlichkeit nichts daran, dass wir in Europa in Sicherheit leben, besonders in Deutschland in wirtschaft­lichem Wohl­stand sondergleichen und in Freiheit.

Elf Menschen sind am 9. Februar zu Tode gekommen, Dutzende wurden verletzt. Werden wir nach dem furchtbaren Zugunglück von Bad Aibling aber etwa das Bahn­fahren als Bedrohung unserer Sicherheit wahr­nehmen? Dass unter Hundertausen­den Flüchtlingen auch Diebe, Verbrecher und Terroristen sind, steht außer Zweifel. Aber wollen wir deshalb die Werte über Bord werfen, die Genera­tionen seit 1945 erkämpft haben, und in Frage stellen, was Europa an Gemeinsamen erreicht hat?

Nicht ob wir „es schaffen“ ist die Frage, sondern wie wir die Heraus­forderungen bewältigen. Klugheit und Augenmaß sind gefragt, aber auch das entschiedene Einfordern unserer Freiheit und der Freiheit der anderen. Die Religionen wären es, die auch hier Leitlinien bieten. Denn sie rufen nicht zu Abwehr und Überwachung auf, sondern erinnern uns, wie das Pauluszitat der Überschrift, an das, was trägt und am Ende zählt.

Stefan J. Wimmer


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Berichte zu Veranstaltungen

„Mit den Augen des Herzens sehen“

Zum Vortrag von Prof. Roland Pietsch am 8.10.2015 im Münchner Forum für Islam

von Yvonne Baur-Saleh

Den Auftakt unserer Veranstaltungsreihe zur religiösen Symbolik bildete 2013 ein Vortrag von Rabbiner Steven Langnas über die Menora. Ebenfalls zum Licht, diesmal im Kontext der islamischen Mystik, referierte Anfang 2015 der Schweizer Scheich des Mevlevi-Ordens, Peter Hüseyn Cunz.

Im jüngsten Vortrag widmete sich der Philosoph, Theologe und Ukrainist Prof. Roland Pietsch vor einem sehr aufmerksamen Publikum dem Herz als weiterem zentralen Symbol in den Lehren der islamischen Mystiker. Das Herz gilt als Sinnbild für die geistig-seelische Mitte des Menschen, und hier werden bildhaft Läuterungs­prozesse und metaphysische Erfahrungen verortet.

An den Beginn seiner Ausführungen stellte Roland Pietsch die Überlieferung des Propheten Muhammad „Wer sich selbst kennt, kennt seinen Herrn.“ Die Selbst­erkenntnis geht demnach der Gotteserkenntnis voraus und erfordert Herzensarbeit, die von zahlreichen Mystikern in bildhafter Sprache beschrieben wurde.

Al Hakim al Tirmidhi (820/30-905/930) etwa spricht von vier konzentrisch von außen nach innen verlaufenden Stufen, die er mit koranischen Begriffen benennt: Zunächst ist da die Brust oder der Vorhof des Herzens (arab. sadr). Auf dieser Stufe befindet sich der Muslim – ganz wörtlich einer, der Gott ergeben ist und Seine Gebote einhält. Allerdings ist der Mensch noch nicht Herr seiner Begierden und Wünsche, sodass sein Zustand der „Seele, die zum Übel anleitet“ entspricht, wie es im Koran in Sure 12:53 heißt. Das Herz selbst (arab. qalb) ist das Symbol für die nächste Stufe, auf der aus dem Muslim ein Mu’min geworden ist, ein Glaubender, der auf der Basis von Erkenntnis ein geistiges Wissen von Gott hat. Ein Bild für die dritte Stufe ist das innere Herz (arab. fu’ad), das zu schauen vermag, was das ‚Herz’ nur mittels des Verstandes begreifen konnte. Hier vollzieht sich mit der Gnade Gottes die mystisch-metaphysische Schau der göttlichen Wirklichkeit. Genau diese Station, so Pietsch, beschrieb Mansur al Halladsch (857-922) in seinem berühmten Ausspruch: „Ich sah meinen Herrn mit den Augen meines Herzens.“ Das Licht der göttlichen Einheit erreicht den Gottesdiener, und sein innerster Herzensgrund vereinigt sich mit der göttlichen Wirklichkeit. Der Mensch ist in seiner Mitte angekommen, symbolisiert durch den Kern des Herzens (arab. lubb) und er gehört zu jenen, die Gott mit den Worten anspricht: „Oh du befriedete Seele, kehre heim zu deinem Herrn, glücklich und zufrieden.“ (Koran 12:53)

Mehrfach zitierte Roland Pietsch christliche Mystiker, um auf ähnliche Erkenntnisse in den beiden Religionen hinzuweisen. Auch Meister Eckhart (1260-1328) habe gefragt: „Wo ist Gott?“ und die Antwort gefunden „Er ist in dir.“

Schließlich erläuterte der Referent anhand der Lehren des Muyhudin Ibn Arabi (1165-1240) die Voraussetzungen für die geistige Schau der höchsten Wirklichkeit: Dazu zählt der große andalusische Mystiker die Überwindung der Ich-Haftigkeit, d. h. die Kontrolle über die „Seele, die zum Übel antreibt“. Mit der Gnade Gottes kann die metaphysische Schau erfolgen, wenn die Bereitschaft des Herzens und das Licht der göttlichen Einstrahlung, das immer vorhanden ist, aufeinandertreffen.

Die göttliche Wirklichkeit hat keine Form und offenbart sich dem Menschen mittels der göttlichen Namen, und so ist die Anrufung (arab. dhikr) dieser Namen die wichtigste Methode der Gotteserkenntnis. Auch an dieser Stelle erfolgte ein Querverweis: Die griechisch-orthodoxe Kirche kennt eine verwandte Form des Herzensgebets, nicht vergleichbar in der Lehre, aber doch in der Methode.

Als dann in der abschließenden Fragerunde eine Muslima sich erkundigte, wo das Herzensgebet gepflegt werde (Antwort: In der Benediktinerabtei Niederaltaich sowie im Spirituellen Zentrum St. Michael in München) und ein Christ wissen wollte, wo man den Dhikr ausübt (Antwort: vor allem in den Sufi-Orden), wurde wieder einmal deutlich, dass ein aufrichtiges Interesse besteht, den Ritus verschiedener Religions­gemeinschaften kennen zu lernen. So freuen wir uns, dass die Freunde Abrahams weiterhin genau das anzubieten versuchen werden.

Der Vortrag wird in den Blättern Abrahams Ausgabe 16/2016 erscheinen.


Besuch in der Assyrischen Gemeinde in München

von Delia Dornier-Schlörb

Die Assyrische Kirche des Ostens, eine der ältesten und geographisch einst die bedeutsamste Kirche der Welt, war früh weit verbreitet – über das byzantinische Reich hinaus bis nach China und in weite Teile Asiens.

Heute spricht kaum mehr jemand von dieser Welt der Assyrer, und wenn, dann im Zusammenhang mit tragischen Entwicklungen: „Christen im Orient – die letzten machen das ewige Licht aus“; „Vom Genozid bedroht“; „Der IS ist der Schlüssel zum massenhaften Exodus der orientalischen Christen. Wer nicht konvertiert, kann nur noch fliehen“. Diese und ähnliche Schlagzeilen kennen wir alle. Der IS ziele nicht nur gegen Schiiten, auch gegen Christen, gegen Jesiden und weitere Religionen – so tönt es aus den Medien (Quelle www.faz.net et. al.).

Kirche-Assyrisch-webDie Assyrer in München und Augsburg kommen aus ganz Bayern, organisieren sich in Fahrgemeinschaften für den Besuch ihrer sonntäglichen Gottesdienste und verbringen in St. Heinrich, einer katholischen Kirche in Sendling, oft viele Stunden miteinander. Die 120 Gläubige umfassende Gemeinde „Rabban Hurmiz“ besteht seit 2012 und trifft sich im Anschluss an den etwa 90 Minuten dauernden Gottes­dienst dort im Gemeindezentrum. Alle Altersklassen, darunter spielende Kinder, unterhalten sich bei mitgebrachten Speisen und leben eine Form von Gemeinschaft, wie sie heute ähnlich noch in der Griechisch-Orthodoxen Ostkirche gepflegt wird. Der assyrische Pfarrer Qasha Marqus Zaya erwies sich als freundlicher Gastgeber der Freun­de Abrahams und gab den Gästen Gelegenheit, in weiter­füh­renden Gesprächen zu Tradi­tio­nen des Glaubens dessen Bedeutung auch für die Integra­tion in Deutschland zu verste­hen.

Die jungen Mädchen trugen eine Art weiß bestick­ten Baum­woll-Poncho über ihrem Gewand und darauf ein großes goldenes Kreuz, während die – meist jungen – Männer wenig Attribute des gelebten Glaubens zeigten. Teils waren Familien, teils auch junge Paare anwesend. Frau Nina Sargon, die sich für ihre Gemeinde sehr engagiert und unseren Besuch gemeinsam mit Yvonne Baur-Saleh aus dem Vorstand der Freunde Abrahams vorbereitet hatte, war vielbegehrte Diskussions­partnerin, die innere Ruhe und Frieden ausstrahlte und diese Stimmung spürbar mit allen teilte.

Der Ort St. Heinrich ist auch optisch die richtige „neue Heimat“ für die Assyrer in Bayern durch die ostkirchlich inspirierten Mosaiken der Apsis. Diese Kunst­form offe­riert einen Ort der Identifikation für diese Menschen, von denen viele aus dem Irak stammen.


Freunde Abrahams im Land des Feuers:
Reiseeindrücke aus Aserbaidschan, Nachitschewan und West-Iran

von Stefan Jakob Wimmer

Es war eine kleine Gruppe, die sich im September 2015 im wahrsten Sinn des Wortes zu neuen Ufern aufmachte. 2011 hatten Freunde Abrahams in Antiochia am Mittelmeer startend den Osten der Türkei bereist. Nach der intensiven Auseinander­setzung mit u. a. armenischem Erbe dort war folgerichtig, die vom Berg Ararat aus in greifbarer Sichtweite gelegene Republik Armenien zu besuchen, was 2013 in die Tat umgesetzt wurde. Zur Reiseroute gehörte dabei auch die völkerrechtlich nicht anerkannte Republik Berg Karabach, die aus einem blutigen Krieg nach dem Ende der Sowjetunion entstanden war und heute de facto Armenien angeschlossen ist. De jure gehört das Gebiet aber immer noch zu Aserbaidschan, und so lag der Wunsch nahe, auch diese andere Partei des ungelöst eingefrorenen Konflikts kennenzulernen und die einge­schlagene Route bis ans Kaspische Meer fortzusetzen.

Wir starteten noch einmal mit Blick auf den Ararat, denn zur Republik Aserbaidschan gehört die Exklave Nachitschewan, die dort mit der Türkei, Armenien und Iran ein Vierländereck bildet. Ihre politische Insellage trägt dazu bei, dass man als Tourist beinahe noch meinen könnte, sich auf terra incognita zu bewegen. Dabei gibt es u. a. ein nagelneu aufgebautes Grabmausoleum mit goldenem Dach über dem (nach lokaler Tradition) Grab des Noah zu besuchen! (Nachitschewan heißt „Landeplatz“ – gemeint ist: der Arche Noah.) Nach einer kleinen Wallfahrt inmitten einheimischer schiiti­scher Pilger zur eindrucksvoll in einer Schlucht gelegenen Höhle der Sieben­schläfer – denen der Koran eine Sure widmet – überschritten wir zu Fuß die Brücke über den Grenzfluss Aras in den Iran – und reisten weiter durch Aserbaid­schan. Die nordwestlichen Provinzen der Islamischen Republik Iran heißen genauso und bildeten historisch mit der großen Metropole Täbris sogar den kulturellen Mittelpunkt dieser Region. Wir fuhren auf einem Straßendamm über den großen aber beinahe ausgetrockneten Salzsee von Urmiah – der mit dem Vansee (Osttürkei) und dem Sewansee (Rep. Armenien) ein Seendreieck im Stammland der antiken Urartäer formte. Wir sahen giganti­sche Sinterformationen, in die persische Sassa­niden eine Residenz hinein­bauten, und die von der islamischen Tradition mit dem „Thron Salomos“ in Verbindung gebracht wurden. Die Fahrt führte quer durch iranisch Kurdistan bis zu den Städten Kermanshah und Hamadan – wo wir Keilschriften sahen (und in einem selbstveranstalteten Workshop unsere eigenen Täfelchen beschriften lernten!), das Grabmausoleum des berühmten Arztes und Philosophen Avicenna besuchten sowie das der jüdischen persischen Königin Ester. Auch der Iran ist ein Land der Bibel! Und die altpersische Religion, der Zoro­as­trismus, hat immerhin die Hauptquellen des Judentums – die Tora und den Talmud – beeinflusst. Dass der Jüdische Staat und die Islamische Republik sich heute so spinnefeind sind, wäre – wie so vieles in unserer Zeit – mit Blick auf die Geschichte gar nicht nachvollziehbar. Was wir vom Iran erlebten, waren jedenfalls nicht die von den mitgebrachten Vorurteilen erwarteten, sitten- und auch sonst sehr strengen Verhältnisse, sondern ungemein herz­liche, offene und neugierige Men­schen, die sehnlichst auf das Ende der Sanktionen warteten und, Mullahs hin oder her, mit Einschränkungen aller Art so ungezwungen wie möglich umzugehen gewohnt sind.

Trotzdem war der Schritt zurück über die Grenze, dann wieder in die Republik Aser­baidschan, eine Art Kulturschock. Die lange russische und sowjetische Prägung hat dem Land ein viel mehr europäisches als orientalisches Gesicht mitgegeben. Das straff autoritäre Staatssystem erinnert freilich auch wieder stark an das heutige Moskau … Die Hauptstadt Baku pulsiert wie eine moderne Wirtschafts- und Kulturmetropole mit lebendiger Fußgängerzone und renovierter Altstadt. Hinter dem Hotel versteckt: vom Wohlstand weg­ge­drängte und schon lange nicht mehr reno­vierte Straßenzüge. Die gewagte Hochhausarchitektur von Baku erinnert beinahe an arabische Golfemirate, ebenso wie die dazu gehörenden Ölpumpen, die gleich hinter der Stadt das Landschaftsbild prägen und den Wirtschaftsboom erklären. „Land des Feuers“ nennen die Aserbaidschaner ihre Heimat. Auch Erdgas dringt hier natürlich aus dem Boden, was, wo es sich entzündet, wieder zum alten Feuerkult der Zoroastrier passt, und es lässt sogar Schlammvulkane entstehen.

Baku liegt auf einer Halbinsel und gleichzeitig an der Grenze zwischen Asien und Europa: der Kaukasus schiebt sich hier ins Kaspische Meer und sperrt die beiden Erdteile bis zum Schwarzen Meer hin gegeneinander ab. Wir um­fuhren sein öst­liches Ende in Richtung Dagestan, besuchten die entlegene Gemeinde einheimi­scher Bergjuden in der Stadt Guba und fuhren über ausgesprochen reizvolle Bergstraßen, soweit es ging, hinauf bis zu dem Dörf­chen Khinalik, wo sich noch eine der vollkommen isolierten, winzigen kauka­sischen Sprachinseln gehalten hat. Bevor wir wieder heimkehrten, von unserer „Expedition zu den Grenzen Europas“.

Mehr zu alledem und Bilder gibt es am 21.6. – siehe Bericht „Im Land des Feuers“.


Erste Festliche Verleihung des Manfred-Görg-Preises

von Brigitte Hutt

Der in verheißungsvollem Dämmerlicht liegende Saal des Museums für Ägyptische Kunst in München beherbergte am 28. November 2015 besondere Gäste. Professor Dr. Stephan Leimgruber und Dr. Barbara Peveling sollten die ersten sein, die den nach unserem Vereinsgründer benannten Preis erhalten, für ihre Arbeiten zu religi­ons­geschichtlicher Forschung und interreligiösem Dialog. Auf der Leinwand präsent: Manfred Görg in einer Diashow, die vor allem den Menschen Görg zeigt, der verschmitzt lacht, der gern feiert, der die Menschen liebt, gleich welcher Religion sie angehören. Am Rand des Saals warteten die symbolischen Preise: schmale, hohe Gebäude aus Ton, die zugleich Offenheit und Hürden, Unfertigkeit und Möglich­keit darstellen, Keramiken des Künstlers, Theologen und ehemaligen Görg-Studenten Christoph Gemander. Der Musiker Leonid Khenkin ließ seine Klarinette weinen und lachen, so dass Manfred Görg seine Freude daran gehabt hätte.

Dr. Stefan J. Wimmer stellte Leben und Werk Görgs anhand eines Artikels von Timofej Neshitov vor, und Dr. Georg Gafus ergänzte dieses Bild, indem er Worte des Künstlers Christoph Gemander vortrug (s. Seite 18), der an den 9. November 1988 erinnert, an dem Professor Görg in einem Universitätsgottesdienst spontan, unge­plant, unaufgefordert und als einziger an die traurige Bedeutung dieses Tages, an den 9. November 1938, gemahnt hat, ein unvergesslicher Eindruck für alle, die damals dabei waren.

Das war der Rahmen, in dem die Preise übergeben wurden. Stephan Leimgrubers Lebenswerk wurde im Seniorpreis gewürdigt, und er bedankte sich mit humorvollen Worten. Barbara Pevelings Dissertation über nordafrikanische Juden in Frankreich war Gegenstand des Juniorpreises, und sie stellte dem Publikum einen Ausschnitt daraus vor: die Wallfahrt der Juden aus Südfrankreich nach Djerba in Tunesien, die dort fast volksfestartig begangen wird, traditionell auch unter Mitwirkung der muslimischen Bevölkerung – was heute kaum mehr möglich ist oder auch aus Sicherheitsgründen unterbunden wird.

Unsere Freunde von IDIZEM (Interkulturelles Dialogzentrum München) sorgten mit ihrem liebevoll angerichteten Buffet dafür, dass Preisträger, Vereinsmitglieder und Gäste, darunter Angehörige der Familie Görg, der Münchner jüdischen Gemein­den, des Münchner Forums für Islam, des Rates der orientalischen Christen, dass sie alle gern noch blieben und miteinander redeten. Es war ein rundum gelungener Abend; bedauerlich nur, dass die Presse davon eher keine Notiz nehmen wollte. Dabei ist ihr dann auch entgangen, dass Barbara Peveling sich mit den Worten bedankte: „Nach allem, was ich soeben von Manfred Görg gehört habe, muss ich sagen, dies ist der schönste Preis, den ich jemals erhalten habe.“


Der Manfred-Görg-Preis – Zur Gestalt des Kunstwerks als Preisobjekt

von Georg Gafus

Manfred-Görg-Preis 2015Eine schwere Geburt für den Vorstand war die Entscheidung für ein Kunstwerk, das den Manfred-Görg-Preisträgern überreicht werden könnte. Georg Gafus hatte den Mühldorfer Künstler Christoph Gemander empfohlen, der vor seinem Abschluss an der Akademie für Bildende Künste in München auch Theologie studiert und Manfred Görg in dieser Zeit kennen und schätzen gelernt hatte. Seine ersten Entwürfe aus ungebranntem Ton beeindruckten den Vorstand zwar als Kunstwerke, erschienen der großen Mehrheit aber nicht geeignet als Preisobjekt. Erst die gebrannte und glasierte Endfassung fand schließlich wenige Tage vor der Verleihung des Manfred-Görg-Preises das Gefallen des Vorstands, so dass den beiden Preisträgern der Manfred-Görg-Preis neben einer Papyrus-Urkunde und dem Preisgeld für die Junior-Preisträgerin auch in Form eines Kunstwerks überreicht werden konnte. Dr. Barbara Peveling entschied sich für die kleinere, nach den Wünschen des Vorstands überarbeitete Version. Prof. Dr. Leimgruber wählte die ursprünglichere Version, die Gemander im Blau des Ischtar-Tores von Babylon glasiert hatte. Der Preis hat die Form eines nach drei Seiten und oben offenen Raumes. Auf den Seiten finden sich die Schriftzüge „Manfred-Görg-Preis“, „Freunde Abrahams 2015“ sowie der Skarabäus mit dem Emblem der Freunde Abrahams. Christoph Gemander hat zu seinem Kunstwerk unter anderem ausgeführt:

„Es sind drei Zugänge, wie die drei Religionen; betrachtet man den einen, sind die beiden anderen nicht sofort wahrnehmbar. Der Zugang verlangt nach dem Überwinden der Schwelle, dieses ist das gläubige Vertrauen über die Ratio hinaus. In der Kapelle ist eine Liebe und eine Erfüllung der Sehnsucht verheißen, es ist das Rot der Liebe Gottes und steht im deutlichen Gegensatz zu der Außenfarbe.

Der Raum ist leer, er ist auch nicht fertig, es stehen nur die Außenmauern, es fehlt ein Gewölbe, das nie allein auf zwei Stützen ruhen könnte, es braucht das Widerlager, den Gegendruck, um ein Gewölbe zu errichten, die Idee der Theologie ist der Versuch den göttlichen Raum zu überspannen. Ob das gelingt, weiß ich nicht. Im Inneren sind alle Zugänge gleichberechtigt, der Bau scheint über den Portalen zu schweben und aus ihnen zu bestehen.

Der Innenraum ist ein Ort der Begegnung, ein Zusammentreffen aus unter­schied­lichen Richtungen und Traditionen. Der Ort ist auch nur ein Gedanke und Symbol für eine Wirklichkeit, die noch gewirkt werden muss. Ich wünsche den Freunden Abrahams ein gutes Zusammenwirken.“


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Aus München und Umgebung

Das MÜNCHNER LEHRHAUS DER RELIGIONEN
Neue Wege des gemeinsamen Lernens

von Stefan Jakob Wimmer

Im Wintersemester 2015/2016 hat das Münchner Lehrhaus der Religionen seinen Lehrbetrieb mit einer Reihe über die Anfänge und Fundamente des Menschseins aufgenommen. Auf Initiative von Rabbiner Steven Langnas, der von 1998 bis 2011 Gemeinderabbiner der IKG war, stellen in jeder Ver­anstaltung drei Referent/innen jüdische, christliche und islamische Quellen­texte vor und diskutieren mit den Teilnehmenden. Damit spezialisiert sich das Lehrhaus auf ein für München neues Format des gemeinsamen Lernens. Als Freunde Abrahams unterstützen wir das Angebot und freuen uns über gemeinsame Interessent/innen.

Neben Rabbiner Langnas gehören Ralph Deja, Marion Haas-Pennings, Brigitte Huemer, Dr. Norbert Reck, Gönül Yerli und Dr. Stefan Jakob Wimmer dem Organisato­ren­team an. Das Lehrhaus arbeitet unabhängig von kirch­lichen und anderen institutionellen Strukturen auf Spendenbasis. Die Veran­stal­tungen sind für die Teilnehmenden kostenlos.

Im Sommersemester folgt die Reihe „Lebenszyklus“ (siehe auch Ankündigung).


Aktuelles zum MFI: Durchbruch oder Aus?

von Stefan Jakob Wimmer

Die Initiative Münchner Forum für Islam (MFI) unseres Kuratoriumsmitglieds Imam Benjamin Idriz – über die wir hier regelmäßig berichten – kam im vergangenen Herbst mit der Gründung eines hochkarätigen Kuratoriums einen wichtigen Schritt voran. Im Palais Montgelas (Hotel Bayerischer Hof) fand am 29.10.2015 die konstituierende Sitzung statt, unter Beisein des ehemaligen bosnischen Großmuftis Mustafa Cerić. Neben ihm gehören Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Alois Glück und Stadtrat Marian Offman zu den Gründungsmitgliedern, die vier unter­schied­liche Religionen bzw. Konfessionen vertreten. Für den Vorsitz des Kuratoriums konnte Alt-Ober­bürger­meister Christian Ude gewonnen werden, von dessen Erfah­rung und Engagement das Projekt enorm profitiert.

Oberbürgermeister Dieter Reiter und der Ältestenrat der Landeshauptstadt haben im Januar die Frist für den Kauf des Grundstückes an der Dachauer Straße, das für das Bauprojekt im neu entstehenden Kreativquartier reserviert ist, noch ein letztes Mal bis 30.6.2016 verlängert. Neben einer eindrucks­vollen Zahl von kleineren und größeren Spenden konnte vor einigen Monaten ein Großspender gewonnen werden, der die dafür veranschlagten 4,5 Millionen Euro verbindlich zugesagt hat. Er hielt sich, wie viele Touristen aus arabischen Ländern, zu medizinischen Behand­lungen in München auf und wollte aus Dankbarkeit ein der Stadt München nütz­liches Projekt unterstützen, als er auf das MFI aufmerksam wurde. Der hochbetagte Privatmann aus Saudi Arabien sicherte schriftlich zu, dass er die Ausrichtung des MFI begrüßt und mit seiner Spende keinerlei Einfluss auf den Betrieb der Einrichtung anstrebt (wie es für alle Sponsoren des MFI verpflichtend vorausgesetzt wird).

Dann aber sorgten Äußerungen des deutschen Vizekanzlers Sigmar Gabriel, wonach der saudische Staat extremistische Moscheen weltweit unterstütze, dort für Verärge­rung. Als Reaktion untersagte die saudische Regierung ihren Bürgern, für islamische Projekte in Deutschland zu spenden. Nun bleibt zu hoffen, dass die politische Verstimmung beigelegt werden kann – denn dass ausgerechnet das MFI-Projekt durch diese Entwicklung blockiert werden sollte, wäre mehr als absurd. Zumal der Spender weiterhin bestätigt, dass er an seiner Unterstützung festhalten möchte, und er ja nicht für die Politik seines Landes haftbar gemacht werden kann. Ausschlagge­bend darf – anders als einige Stimmen es gerne suggerieren würden – auch bei uns letztlich nicht sein, woher das Geld kommt, sondern was damit bewirkt werden wird.

Deshalb haben wir uns auch als Freunde Abrahams mit einer Spende be­teiligt, und manches Mitglied hat das sicher ebenfalls schon getan. Nicht auszu­denken, wenn das Projekt nach fast 10jährigen Anstrengungen nun scheitern sollte! Die Initiatoren haben erklärt, dass sie nach Ablauf der Frist nicht mehr weiter daran festhalten können. Alle, die bereits gespendet haben, bekämen in dem Fall ihr Geld zurück (es sei denn, sie hätten es ausdrücklich für andere Verwendung im Sinne des Projekts verfügt). Aber die Stadt München stünde dann ohne das Potential eines im Stadtbild sichtbaren und wirksamen Islamverständnisses für das 21. Jahrhundert da, das für ein friedliches Mitein­ander einsteht und sich für Gleichberechtigung, Demokratie und Rechtsstaat­lichkeit starkmacht, und stünde mit allen Herausforderungen, die das Zusammenleben auch vor dem Hintergrund der Zuwanderung muslimischer Flüchtlinge mit sich bringt, alleine da. Nicht nur die Muslime, sondern wir alle wären dann die Verlierer.


„Allahs blauer Edelstein“ – und wie München zu einem Vorort von Penzberg geworden ist

von Stefan Jakob Wimmer

Die Islamische Gemeinde Penzberg feierte am 17. Oktober 2015 ein Doppeljubiläum: 20 Jahre Bestehen der Gemeinde, 10 Jahre Eröffnung des „Islamischen Forums“ mit der längst weit über Bayern hinaus bekannt gewordenen Moschee. Unseren Freunden gratulierte Stefan Jakob Wimmer mit einem Rückblick aus der Sicht der Freunde Abrahams:

Es war am 1. Juli 2006, als die Gesellschaft Freunde Abrahams ihren Mitgliedern einen Tagesausflug nach Penzberg anbot. Im Ankündigungstext hieß es dazu: „Der scheinbar unauffällige Ort Penzberg, bekannt vor allem durchs Vorbeifahren auf der Autobahn, bietet Seiten, die als wenig Bayern-typisch auf Postkarten nicht vorkom­men, dabei aber genaueres Hinschauen umso mehr lohnen“. Neben dem Besuch des Stadtmuseums, der Campendonk-Fenster in der Christkönigskirche und einem Mittagessen in Schönmühl war die Hauptattraktion und der eigentliche Anlass für die Exkursion das im Jahr zuvor eröffnete Islamische Forum. Über deren Eröffnung hatte die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel „Allahs blauer Edelstein“ berichtet – eine Formulierung, die man sofort versteht, wenn man die Moschee von innen (oder nachts von außen) sieht. Deren aufregend ansprechende Architektur wäre schon Rechtfertigung genug für die Fahrt nach Penzberg gewesen; es kamen aber immer wieder Berichte über den jungen, dynamischen und chiquen Imam namens Benjamin Idriz hinzu, der in seinen Predigten engagiert „einen friedlichen und in Europa beheimateten Islam“ vertrat. Zum sog. Karikaturenstreit, der Anfang 2006 erstmals aufgeflammt war, war ebenfalls in der SZ zu lesen, was er den Muslimen dazu riet: „Legt Blumen vor die Botschaften statt Feuer! Wenn wir den Propheten verteidigen wollen, dürfen wir ihn nicht beschädigen. Zeigt die friedliche Botschaft des Islam! Zeigt, dass wir den Weg eines Dialogs gehen wollen, in dem beide Seiten auf gleicher Augenhöhe sind.“

Nun – der Besuch der Freunde Abrahams, die der 2012 verstorbene Prof. Manfred Görg damals mit mir zusammen leitete, hatte für mich ungeahnte Folgen. Wie alle Teilnehmer/innen war ich fasziniert und begeistert von dem, was wir sahen und hörten, was Vizedirektorin Gönül Yerli uns zeigte und erklärte, was der Imam und seine Frau Nermina Idriz uns über die Selbstverständlichkeit des Miteinanders nahebrachten. Meine Erfahrungen mit Islam, bzw. mit Muslimen, hatten viel mit meiner Studienzeit in Jerusalem zu tun, mit meinen darauf folgenden engen Beziehungen zu Israel/Palästina, zu Jordanien, Ägypten. Und sie waren deshalb überwiegend geprägt von Erscheinungsformen – nun will ich nicht mehr sagen: des Islam, sondern – dessen, was Muslime aus dem Islam gemacht haben, die wir alle auch aus den Medien zur Genüge kennen. Hier in Penzberg war nun ein Ort, waren Menschen, eine muslimische Gemeinde, die glaubwürdig dafür eintraten, dass Islam weder fremd noch gefährlich ist, sondern tatsächlich eine Bereicherung unserer Gesellschaft sein könnte. Ich hatte, so schien mir, eine seltene Entdeckung gemacht, gleichsam „einen Edelstein“ gefunden! Und so bot ich mich gerne an, wenn einmal Bedarf wäre, die Gemeinde nach Wunsch zu unterstützen, wenn sie Hilfe beispielsweise beim Korrigieren oder Formulieren von Texten benötigte.

Der Fall trat bald ein. Als das Team um Benjamin Idriz ein anspruchsvolles Konzept vorlegte, um das, was in Penzberg gelang, in größerem Rahmen auch in München umzusetzen, wurden Vorwürfe und Widerstände laut, die damals – und auch jetzt im Nachhinein wieder – geradezu surreal, absurd und empörend wirk(t)en. Denn nicht nur die auch weiterhin ungebrochen aktive islamfeindliche Szene bezichtigte „die Penzberger“ des Gegenteils dessen, wofür sie sich nachweislich und anerkannt einsetzen; ausgerechnet das Bayerische Innenministerium – das eine islamische Gemeinde wie in Penzberg eigentlich feiern, fördern und mit Anerkennung über­schütten müsste – erklärte den Imam und seine Gemeinde zu verfassungsfeindlichen Extremisten und machte ihnen damit über mehrere Jahre das Leben zur Hölle. Es gab also sehr viel mehr Bedarf an Korrespondenz, an Briefen, Gesprächen, an Medienarbeit, als irgendjemand sich hätte wünschen mögen. Dass mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hildebrecht Braun ein Rechtsanwalt das juristisch Gebotene einbrachte und darüber hinaus noch sehr viel mehr andauernd leistet, darf hier nicht nur erwähnt werden – hoch genug kann es gar nicht gewürdigt werden. Mich machte der Verein „Zentrum für Islam in Europa – München (ZIE-M)“, wie die Initiative in den ersten Jahren hieß (sie wurde inzwischen umbenannt in „Münchner Forum für Islam (MFI)“) zum 1. stellvertretenden Vorsitzenden, und so erlebte ich mit, durch Dick und Dünn, wie „die Penzberger“ und ihre Münchner Mitstreiter es schafften, durch alle gesellschaftlichen Schichten ein Maß an Anerken­nung und Unterstützung zu erlangen, wie – das wird man ohne Zögern sagen können – noch nie irgendeine islamische Initiative in Deutschland: Politiker aus allen demokratischen Parteien von Rechts bis Links und von der Lokalpolitik bis zu Landtagspräsident Glück und Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, Vertreter/innen der Religionsgemein­schaften von den Penzberger Pfarrern bis zum lutherischen Landesbischof sowie führende Mitglieder der jüdischen Gemeinden in München, ungezählte einfache Bürgerinnen und Bürger, die in Penzberg leben oder die (zu Zehntausenden!) die Moschee besucht und das Forum kennengelernt haben, und schließlich nahezu alle Medien vom Penzberger Gelben Blatt bis zum Bayeri­schen Rundfunk unterstützen und fördern die Pläne aus Penzberg, setzen sich alle auf ihre Weise dafür ein.

Das mitzuerleben, war und bleibt lohnend und bewegend und ermutigend! Es war aber auch ein Lernprozess mit diesen Jahren für mich verbunden. Das Islamische Forum und die IGP sind tatsächlich „ein Edelstein“ – ohne Zweifel! Sie sind eine Ausnahmeerscheinung, insofern als sie es schaffen, das, wofür sie stehen, nicht nur nach innen umzusetzen, sondern auch erfolgreich nach außen zu vermitteln. Die schmerzvolle Kontroverse, von der oben die Rede war, hat vielleicht sogar die Wahrnehmung noch katalysiert und zu Beachtung und Unterstützung auch für das MFI in München mit beigetragen. Aber – die Musliminnen und Muslime, die ich in Penzberg und im MFI erlebe, sind keine Ausnahmemuslime. Im Gegenteil – sie glauben und leben den ganz normalen Islam. Muslimische Menschen wie sie leben nicht etwa nur in Penzberg, sondern überall und verkörpern das, was Islam ausmacht. Sie werden allerdings in der Regel viel weniger wahrgenommen, als im Beispielfall Penzberg. Dass die Funda­men­talisten, Extremisten und Terroristen, die Wahnsinnigen – ob sie sich „Islamischer Staat“ oder „Dschihad“ oder „Widerstand“ oder wie auch immer nennen – es sind, die die Ausnahmen verkörpern, periphere Randgruppen, scheint unserer Wahrnehmung zu widersprechen. Denn sie sind es, die die Berichterstattung dominieren. Das gelingt ihnen, weil sie Gewalt anwenden, und Gewaltanwendung braucht, wer sonst nichts hat, um über seine Marginalität hinweg­zutäuschen.

Was also macht das Besondere an „Penzberg“ aus? Dass eine einfache kleine Gemeinde mit sehr engagierten und begabten Menschen vorgemacht hat, was „normal“ ist. Und das große, weltläufige und gerne etwas selbstgefällige München ist hoffentlich dabei, das Vorbild Penzberg nachzuahmen. Die Vorreiterrolle, die Penzberg hier eingenommen hat, kann heute niemand mehr übersehen. Was den Beitrag von Muslimen zum Miteinander in Bayern angeht, ist Penzberg Metropole. München darf froh sein, nicht allzu weit von Penzberg entfernt zu liegen.


Friedensgebet der Religionen

Abrahamischer Widerstand!

von Stefan Jakob Wimmer

Das „Friedensgebet der Religionen“ findet jährlich im Rahmen der Veran­staltungen der „Inter­na­tio­nalen Münchner Friedenskonferenz“ statt, die einen Gegenakzent zur sog. „Sicherheits­kon­ferenz“ setzen möchte, indem sie die Gewichtung auf Fragen nach gewalt­loser Konfliktvermeidung lenkt.

In diesem Jahr fand die gemeinsame Gebetsfeier von Juden, Christen, Muslimen, Bahais und Buddhisten am 14. Februar im Pfarrsaal von St. Anna im Lehel statt, unter dem Motto: „Begegnen – Entfeinden – Versöhnen“. Wie jedes Jahr wurde gemeinsam das Interreligiöse Gebet von Manfred Görg gesprochen. Stefan Jakob Wimmer trug für die Freunde Abrahams das folgende Statement bei:

An einem Hang, nicht weit von Betlehem, etwas abseits der Straße nach Hebron, hängt ein unauffälliges Schild in einem Maschendrahtzaun, auf dem steht nichts weniger als die Lösung des Nahostkonflikts geschrieben!

We Refuse to be Enemies!
Wir weigern uns, Feinde zu sein!

Menschen, die sich für die Initiative „Tent of Nations“ engagieren, haben das da hingeschrieben. Der christliche Palästinenser Daoud Nassar organisiert auf dem Hügel, den sein Vater und sein Großvater schon bewirtschaftet haben, Begeg­nun­gen von Menschen aus den verfeindeten Teilen des Landes Palästina alias Israel und von Besucherinnen und Besuchern aus allen Ecken der Welt. Seit Jahren leistet er damit – bisher erfolgreich! – Widerstand gegen die ständig drohende Enteignung des Landes für die Erweiterung einer immer näher rückenden Siedlung. Sein Wider­stand baut nicht auf Konfrontation, nicht auf Entfremdung und Abgrenzung, und ganz entschieden nicht auf Gewalt. Sondern auf Begegnen, Entfeinden, Versöhnen.

Der Aufruf „Wir weigern uns, Feinde zu sein!“ hat nicht nur mit dem Geschehen in Palästina/Israel zu tun. Wir hier sind angesprochen! Wenn wir uns weigern, im Strom des Konfliktdenkens mitzuschwimmen, dann leisten wir Widerstand gegen die Logik derer, die profitieren von der Produktion von Waffen, von Globalisierung auf Kosten der Schwachen, von der Ausbeutung von Ressourcen. Die Gestalten der Heilsge­schichte, wie sie uns in den heiligen Schriften von Bibel und Koran geschildert werden, haben sich immer wieder den festgefahrenen Vorgaben des Lebens und Denkens ihrer Zeit und Umwelt verweigert, haben Wege aufgezeigt und beschritten, die weiter führen – wie Abraham in ein unbekanntes Land. Das geht nicht ohne Risiko, und es erfordert viel mehr Mut als das Fortsetzen von Kämpfen.

Weigern wir uns, von „Sicherung“ der Grenzen überhaupt zu sprechen, wenn es um Menschen geht, die Verzweifeltes riskieren, weil sie selbst Sicherheit suchen! Weigern wir uns, aus Angst vor Terror unsere Freiheit einzu­schränken, Grundrechte preiszugeben oder unser Leben zu verändern! Abrahamischer Widerstand bedeutet, auf die Ängste und Gefahren dieser Zeit mit noch mehr Menschlichkeit zu antworten, mit noch mehr Nachdruck auf die Würde jedes Menschen zu pochen und uns denen in den Weg zu stellen, denen es um die eigene Macht, um den eigenen Profit oder um den eigenen Unverstand geht. Abrahamischer Widerstand beginnt damit, dass wir bereit sind, dem zu begegnen, was uns nicht geheuer ist, und durchaus denen zu begegnen, die uns vielleicht auch nicht geheuer sind. Er kommt voran, wenn wir daran arbeiten, dass wir uns nicht als irgendjemandes Feinde instrumen­talisieren lassen. Und er hat als Ziel, Konflikten aller Art durch Versöhnen die Brennstoffe zu entziehen.


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Die Welt brennt – Signale der Hoffnung

„Die Angst darf unser Leben nicht bestimmen!“

Am Morgen nach den Anschlägen von Paris vom 13. November 2015 ver­öffentlichte das Münchner Forum für Islam diese Erklärung:

Ihr seid niemals Muslime!

Wieder sind wir als Muslime in ganz besonderer Weise erschüttert, in ganz besonderer Weise fassungslos, und in ganz besonderer Weise herausgefordert! Wenn Menschen bei solchem Tun, wie heute Nacht in Paris, sich tatsächlich auf Gott berufen, dann rufen wir Muslime ihnen laut und deutlich entgegen: NIE kann Gott, der Allerbarmer und Allbarm­herzige, Sein Prophet oder unser Glaube, der Islam, für eure Verbrechen eingespannt werden!

Vor über einem Jahr haben Münchner Imame in ihrer Deklaration in aller Deutlichkeit erklärt, wie und warum der Islam solchen Terror und jede Art von Terror von Grunde auf ablehnt und verabscheut. Die „Deklaration der Imame“ ist auch heute unsere Antwort.

Es müssen aber noch mehr Muslime, theologische Autoritäten und einfache Gläubige, in diesem Sinn auftreten – immer noch lauter und noch entschiedener – solange auch der Missbrauch unserer Religion immer noch weiter zunimmt.

Es müssen aber auch die Ursachen für die menschliche Zerrüttung, wie sie hier sichtbar wird, von der ganzen Weltgemeinschaft noch viel ent­schiedener bekämpft werden: Ungerechtigkeit und Perspektivlosigkeit in Nahost, die Gewalt des Assad-Regimes und die Schreckens­herr­schaft der „I.S.“-Terrororganisation und vieler anderer. Es muss endlich ein funktio­nieren­der Mechanismus der Weltgemeinschaft geschaffen werden, der hier wirksam dagegen vorgehen kann.

Wir rufen alle Muslime – Einzelne wie Organisationen – dazu auf, sich unter keinen Umständen mit Kriminellen zu identifizieren, deren Tun zu verteidigen oder zu verharmlosen. Muslime solidarisieren sich mit allen Opfern, wer auch immer wo auch immer unter Gewalt und Vertreibung leidet. Wir wehren uns dagegen, dass der Hass aus anderen Regionen der Welt hierher gebracht werden soll, und arbeiten für ein friedliches Mitein­ander in Europa, wo wir zuhause sind.

Ebenso rufen wir die Muslime und Nicht-Muslime in München auf, in einer gemein­samen Demonstration unsere Trauer über die Terroropfer sowie unseren Abscheu vor den Tätern zu manifestieren.

Wir müssen jetzt alle zusammenstehen, Muslime wie Nicht-Muslime, alle, die gemeinsam ein friedliches Miteinander aufbauen möchten, gegen all jene, die sich dem entgegenstellen.

Für Freitag, 20.11. rief das MFI zu einer Kund­gebung unter dem Motto „Steh auf gegen Hass und Gewalt!“ am Geschwister-Scholl-Platz auf. Der Aufruf wurde von 25 muslimischen und 12 weiteren Organisationen in München, darunter die Freunde Abrahams, unterstützt.

Trotz strömenden Regens kamen mehrere Hundert Menschen zusam­men. Mit Redebeiträgen beteiligten sich Alt-Oberbürgermeister Christian Ude (Kuratorium MFI), Stadtrat Marian Offman (CSU-Fraktion), Sokol Lamaj (Muslimrat München), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, EKD-Ratsvorsitzender), Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg (Erzbistum München und Freising), Jan Mühlstein (Liberale Jüdische Gemeinde Beth Shalom), Erzpriester Apostolos Malamoussis (Griechisch-orthodoxe Gemeinde), Selveta Bibic (Isla­mi­sche Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland). Koran-Rezitation: Imam Abdulvehab Vehabovic (Hidaje-Moschee, München) mit Übersetzung durch Imam Fikret Fazlic (Islamische Gemeinde Penzberg), Musikbeiträge von Hülya Kandemir und Delila Durmić, Poetry-Slam von Youssef Adlah (i-slam München); Versamm­lungs­leiter war Stefan Jakob Wimmer, die Moderation übernahm: Gönül Yerli (MFI und Islamische Gemeinde Penzberg).

Der im Anschluss geplante Schweigemarsch über die Ludwigstraße, Odeons­platz und Marienplatz zum MFI-Haus in der Hotterstraße musste wegen des Dauerregens leider abgesagt werden.

Auszüge aus der Rede von Imam Idriz:

Religion ist niemals dazu da, um Konflikte zu schüren. Es ist immer der Missbrauch von Religion – egal von welcher – der Leid verursacht. Religion ist dazu da, um Konflikte zu heilen! (…) Aber weil ich Muslim bin, weil ich ein religiöser, ein gläubiger Mensch bin, glaube ich fest, dass die Zukunft anders aussehen wird, als es Extremisten und Fanatiker, Rassisten und Angst-Demagogen uns einreden wollen, mit Gottes Hilfe. Diejenigen, die Gott und unsere Religion so sehr schänden, indem sie ihr grauenvolles Tun „Islamischer Staat“ nennen, werden – mit Gottes Hilfe bald – nur noch ein trauriges Kapitel der Geschichte sein, über das die Menschen, Muslime oder nicht, noch sehr, sehr lange Zeit entsetzt den Kopf schütteln werden. Wir aber werden selbst­verständlich Fußball spielen, in Paris, in Hannover, und über­all in Europa und auf der Welt. Wir werden Kultur genießen und Musik hören – jeder nach seinem Geschmack. Wir werden, Männer und Frauen, uns kleiden, wie immer die oder der einzelne es für richtig empfindet. Wir werden unsere Meinung äußern, in Freiheit und in Respekt voreinander. Wir werden Menschen in Not menschen­würdig aufnehmen und unsere Grenzen für sie öffnen. Wir werden reisen, um anderen Menschen und Kulturen zu begegnen, in Bussen, Zügen, Flugzeugen, ohne Angst. Und wir werden Konflikte überwinden – ja, auch die Konflikte im Nahen Osten und überall sonst; denn jeder Konflikt hat einmal begonnen und endet irgendwann. Die Angst darf unser Leben nicht bestimmen.

Vollständiger Redetext im Newsletter des MFI Nr. 5 auf www.islam-muenchen.de


Isis hat mit Terror nichts zu tun!

von Stefan Jakob Wimmer

„Es sind nichts als Namen, ausgedacht von euch und euren Vätern“, so urteilt im Koran Josef über die ägyptischen Götter (Josefssure 12:40). Wer heute in Google „Isis“ eingibt, erhält erst einmal eine ganze Fülle grauenvoller Terrormeldungen. Seit der selbsternannte „Islamische Staat im Irak und in Syrien“ in westlichen Medien akronymisch „ISIS“ abgekürzt wird, überfällt einen ein kalter Schauer, wann immer dieser Name ausge­sprochen wird. (Im englischsprachigen Raum ist neben „ISIS“ auch „ISIL“ für „Islamic State in Iraq and the Levant“ gebräuchlich, weil das von den Terroristen gebrauchte arabische Wort für Syrien, Shâm, nicht nur das Territorium der Syrischen Republik meint, sondern den ganzen Kultur­raum zwischen Mittelmeer und Mesopotamien bezeichnet.) Als das terroristische Gebilde im Juni 2014 die geographische Einengung aus seiner Eigenbezeichnung strich und sich nach dem Motto „es gibt keine Grenzen mehr, sondern nur noch Fronten“ mit dem grotesken Anspruch auf Weltherrschaft „der Islamische Staat“ nannte, folgten viele westliche Medien und gingen zu „IS“ über – der allgemeine Sprach­gebrauch hält häufig an dem sprachlich eingängigen „ISIS“ fest.

Natürlich hat die ägyptische Göttin Isis, die Schwester des Osiris und Mutter des Horus, mit all dem absolut nichts zu tun. Muss man nun den Namen einer Göttin gegen sprachlichen Missbrauch verteidigen, einer Göttin, die es schon lange nicht mehr gibt – insoweit es Göttinnen und Götter überhaupt je „gegeben“ hat? Die Achtung vor den ungezählten Menschen, die mehr als drei Jahrtausende lang Mutterliebe, Schwestern­schaft und Fraulichkeit den Namen Isis gegeben und sie so verehrt haben, könnte es gebieten. Das, was Menschen im Alten Ägypten und dann im ganzen Römischen Reich meinten, wenn sie diese Göttin ansprachen, über­schnei­det sich mit dem, was heute mit – sei es – der Vorstellung von einer „Muttergottes“, oder – sei es – der Barmherzigkeit Allahs, Menschen Lebensinhalt und -orientierung bedeuten kann. Auch deshalb ist nicht erträglich, wenn mord­süchtiger Irrsinn unserer Zeit mit denselben Buchstaben, und bisweilen sogar noch gedankenlos mit dem femininen Artikel („die ISIS“?!) versehen wird.

Wer ohne „sog.“ und ohne Anführungszeichen vom Islamischen Staat, von IS oder von ISIS oder ISIL spricht, der verfällt der Propaganda der Terroristen, die ihren grenzen- und gewissenlosen Missbrauch des Islam im Namen führen, und unter­gräbt das Bemühen der Muslime, die sich dagegen verwehren. Der arabische Sprach­gebrauch hat nach demselben Abkürzungsprinzip das Akronym داعش (c, mit langem a und davon getrenntem i oder e) gebildet, das sich Da’ish (näher an der arabischen Schreibung) oder Da’esh, (näher am gesprochenen Arabisch) wiedergeben lässt und aus den arabischen Anfangsbuchstaben von „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ gebildet wird. Es ist schon aufgefallen, dass ein ähnliches arabisches Wort, cis, „der zertritt“ oder „zermalmt“ bedeutet. Außerdem hat das Kunstwort in arabischen Ohren einen abschätzigen Klang. Wie die Arabistin Alice Guthrie bemerkt, „the insult picked up on by Daesh is not just that the name makes them sound little, silly, and powerless, but that it implies they are monsters, and that they are made-up.” (Decoding Daesh:
https://www.freewordcentre.com/blog/2015/02/daesh-isis-media-alice-guthrie).
Das sind gute Gründe, sich diesem Sprachgebrauch anzuschließen. Überall in der Arabischen Welt, aber auch in der Türkei und selbst in Israel wird Da’esh verwendet – außer von den Terroristen selbst, die den Gebrauch des Wortes als Propaganda­problem erkannt und in ihrem Gewaltbereich unter Strafe gestellt haben. Ausschlag­gebend sollte letztlich sein, dass die Opfer des Terrorgebildes in der Regel Da’esh sagen, und Alice Guthrie bringt es auf den Punkt: „The people who suffer most at the hands of Daesh should decide what they are called.“ Dass dann der Name der ägyptischen Göttin wieder von diesen Verirrungen befreit und rehabilitiert wird, wäre demgegenüber zweit­rangig, aber doch wünschenswert.


Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2015 für Navid Kermani –
Auszug aus seiner Ansprache

Seit 1950 verleiht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Berufsorga­nisation der Verlage und Buchhandlungen, seinen Friedenspreis. Er soll die Ver­pflich­tung des Buchhandels, der Völkerverständigung zu dienen, untermauern. Im Statut des Friedenspreises heißt es: „Der Preisträger wird ohne Unterschied der Nation, der Rasse und des Bekenntnisses gewählt.“ Das ist genau die Basis, die auch die Arbeit der Freunde Abrahams trägt. Im Jahr 2015 wurde der Preis an jemanden verliehen, der sich nicht nur um allgemein kulturelle, sondern speziell um interreligiöse Verständigung bemüht (siehe auch Buchtipp S. 30) – den deutschen Schriftsteller mit iranischen Wurzeln Navid Kermani. In seiner Rede anlässlich der Preisverleihung hält er, ausgehend von aktuellen Ereignissen, ein Plädoyer für Verständ­nis (nicht nur) gegenüber Muslimen in aller Welt, aus dem wir hier einen für uns zentralen Gedanken zitieren:

„[…] Wem die Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, der ermisst erst recht ihren Wert. Alle Massenaufstände der letzten Jahre in der islamischen Welt waren Aufstände für Demokratie und Menschenrechte, nicht nur die versuchten, wenn auch meist gescheiterten Revolutionen in fast allen arabischen Ländern, ebenso die Protestbewegungen in der Türkei, in Iran, in Pakistan und nicht zuletzt der Aufstand an den Wahlurnen der letzten indonesischen Präsidentschaftswahl. Ebenso zeigen die Flüchtlingsströme an, wo sich viele Muslime ein besseres Leben erhoffen als in ihrer Heimat: jedenfalls nicht in religiösen Diktaturen. Auch die Berichte, die uns aus Mossul oder Rakka selbst erreichen, künden nicht von Begeisterung, sondern von Panik und Verzweiflung der Bevölkerung. Alle maßgeblichen theologischen Autoritä­ten der islamischen Welt haben den Anspruch des IS verworfen, für den Islam zu sprechen, und im Detail herausgearbeitet, inwiefern dessen Praxis und Ideologie dem Koran und den Grundlehren der islamischen Theologie widersprechen. Und vergessen wir nicht, dass es an vorderster Front Muslime selbst sind, die gegen den ‚Islamischen Staat‘ kämpfen, Kurden, Schiiten, auch sunnitische Stämme und die Angehörigen der irakischen Armee. […]“

Quelle: http://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/


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Die gute Nachricht – von Bussen und Menschen

Anschlag in Kenia: Muslime retten Christen das Leben

Ende 2015 haben in Kenia somalische Islamisten einen Reisebus angegriffen. Zu­nächst wurde der Bus von außen beschossen, dann, so berichtete ein Augen­zeuge, haben Milizionäre den Bus gestürmt. Sie sollen den muslimischen Passagie­ren des Busses befohlen haben, sich von christlichen Mitreisenden wegzusetzen. Die Ange­spro­chenen weigerten sich jedoch und retteten den Christen im Bus so das Leben.

„Die Angreifer drohten uns zu erschießen, doch wir blieben trotzdem sitzen und schützten unsere Brüder und Schwestern. Schließlich gaben die Islamisten auf und verschwanden“, sagte der Augenzeuge.

Quelle: Spiegel online


Terrorangst in Israel: Fahrerin weigert sich, Araber aus Bus zu werfen

Eine Busfahrerin aus Israel hat sich den massiven Forderungen jüdischer Passagiere widersetzt, einen arabisch sprechenden Fahrgast zum Aussteigen zu zwingen.

Der Fahrgast habe auf Arabisch vor sich hin gemurmelt. Mitfahrer hätten Angst gehabt, es könne sich um einen Terroristen handeln, hieß es. Die Busfahrerin habe Passagieren, die seine sofortige Entfernung aus dem Bus forderten, geantwortet: „Ich bin mir der gegenwärtigen Sicherheitslage bewusst, aber alles hat seine Grenzen.“ – „In unserer Firma machen wir keinen Unterschied zwischen Juden und Arabern“, sagte sie. Sie habe gelernt, „jeden Menschen zu respektieren“. Auch eine Mitarbeiterin der Tel Aviver Stadtverwaltung lobte das menschliche Verhalten der Fahrerin.

Quelle: Spiegel online


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Buchtipps

Georg Langenhorst: Trialogische Religionspädagogik
Interreligiöses Lernen zwischen Judentum, Christentum und Islam

Dr. Georg Langenhorst ist Professor für Didaktik des Religionsunterrichts/Religions­­didaktik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg und Mitglied der Freunde Abrahams. Sein innovatives und gründliches Kompendium „Trialogische Religionspädagogik“ wird zu den nicht so häufig zu beobachtenden Werken gehören, denen man bei Erscheinen schon anmerkt, dass sie sich als unverzicht­bare Standardwerke etablieren dürften. Er analysiert überzeugend, wie interreligiöses Lernen funktioniert und zeigt auf, welcher Gewinn für uns alle damit verbunden ist.

Herder Verlag Freiburg i.Br. 2016, 432 S., ISBN 978-3-451-31592-3, € 34,99 (auch als eBook erhältlich)


Praxisbuch interreligiöser Dialog
Begegnungen initiieren und begleiten

Ein umfangreiches Kompendium zu Grundlagen, Motivationen, Metho­den und Praxis­beispielen zum interreligiösen Dialog, entstanden auf Initiative des Instituts Occurso, mit 37 Einzelbeiträgen von Michael von Brück, Anne Koch, Karl-Josef Kuschel, Rainer Oechslen, Andreas Renz, Margaret Spohn, Stefan Jakob Wimmer u.a. – herausgegeben von Martin Rötting, Simone Sinn und Aykan Inan.

EOS St. Ottilien 2016, 494 S., ISBN 978-3-8306-7762-8, € 29,95


Navid Kermani: Ungläubiges Staunen. Über das Christentum

Kennen Sie das: Altvertrautes, Gewohntes durch die Augen eines Außenstehenden sehen, und plötzlich ist alles neu, unerwartet, mitunter auch verstörend – in jedem Fall aber aufregend? Kermani schafft es, das Christentum anhand von Künstlern und Kunstwerken aus mehr als 1000 Jahren so zu beschreiben, wie wir Christen es vor lauter Alltag nicht mehr könnten. Mit viel Liebe zeichnet er Maria, Jesus, Zeugnisse aus allen Zeiten bis in die Gegenwart nach, lässt alte Bilder ebenso lebendig werden wie alte Legenden, deckt mittelalterliche Spuren des Aufeinander­zugehens der Religionen auf. Sogar einen Ansatz zum Verständnis der Dreifaltigkeit hat er, der überzeugte Muslim, entdeckt. Meditativ, poetisch, bereichernd. Übrigens auch als Kunstreiseführer geeignet …

C. H. Beck München 2015, 303 S., ISBN 978-3-406-68337-4, 24,95 €


Blätter Abrahams

Mit ein wenig Verspätung ist Anfang des Jahres das Heft 15, 2015 unserer Zeitschrift Blätter Abrahams – beiträge zum interreligiösen dialog erschienen. Es enthält wie immer einen nachgedruckten Beitrag von Manfred Görg, diesmal zum Begriffsver­ständ­nis „Geist“ in der Bibel und in Ägypten. Die Preisträgerin des ersten Manfred-Görg-Preises, Dr. Barbara Peveling, stellt eine Zusammenfassung ihrer Preisarbeit „Zwischen Orient und Okzident: Identität und Differenz nordafrikanischer Juden in Frankreich“ vor. Weitere Beiträge verdanken wir Scheich Peter Hüseyin Cunz zur Bedeutung des Lichts im Islam und dessen Mystik, Prof. Ilyas Öztürk über Poesie und Sprache als Medium des interkulturellen Dialogs, Dr. Norbert Reck mit nachdenk­lichen Eindrücken von einer Reise nach Sarajevo und Srebrenica, Dr. Andreas Renz über den interreligiösen Dialog seit dem 2. Vaticanum. Dr. Stefan Wimmer steuert die Druckfassung eines Vortrags über die Geschichte von Gaza bei, Gedanken zum Tagesausflug der Freunde Abrahams zu bayerischen Donau­klöstern und den Hauptvortrag vom Sommer 2015 „Die Triade des Jahu von Elefantine“.

Bitte fördern Sie den Fortbestand unserer Zeitschrift Blätter Abrahams! Auf Wunsch werden Förderer in der Zeitschrift genannt. Alle fünfzehn bisher erschienen Hefte sind einzeln zum Preis von 10,- € bzw. 5,- € (für Mitglieder) oder zusammen für 120,- € bzw. 60,- € (für Mitglieder), zzgl. Versand, erhältlich. Mitglieder erhalten je 1 Exemplar gratis (Wir bitten um Abholung bei den Veranstaltungen; Zusendung erfolgt auf Wunsch und gegen 2 € Versandkosten.)


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Hörtipp

Sendereihe „Koran erklärt“, Deutschlandfunk, freitags 9:55 Uhr

Im März 2015 startete eine Sendereihe, in der jeweils ein Koranvers auf Deutsch vorgelesen und durch eine(n) Wissenschaftler(in) aus den Fachbereichen Islamwis­sen­schaft oder Theologie erläutert wird. Laut Intendant Dr. Willi Steul geht es in der vierminütigen Sendung darum, „einen journalistischen Beitrag zu einer differenzierten Betrachtung zu leisten“ und die Verse „in ihren historisch-exegetischen Kontext“ zu stellen.

Bisherige Themen (Auswahl):
Die Weihnachtsbotschaft im Koran (Hartmut Bobzin, Prof.em. Univ. Erlangen)
Gott ist nah (Dr. Milad Karimi, Universität Münster)
Die Bürden des Propheten (Dr. Ayşe Başol, Universität Frankfurt)
Humor im Koran (Prof. Dr. Georges Tamer, Universität Erlangen-Nürnberg)

Die Sendungen kann man nachlesen oder als Podcast hören:
http://www.deutschlandfunk.de/koran-erklaert.2393.de.html


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