Abrahams Post 23

HERBST/WINTER 2013/2014 – Download als pdf

Inhalt

Editorial
Berichte über Aktivitäten und Veranstaltungen
Interkulturelles München
Der „Blick über den Tellerrand“
Die „Gute Nachricht“
Buchtipps
Veranstaltungskalender


EDITORIAL: „In mein Herz münden Isar und Jordan“ – Hoffnung und Auftrag

Am 20. Juli 2013 wäre Schalom Ben-Chorin 100 Jahre alt geworden.

Als Fritz Rosenthal war der Versöhner und Brückenbauer zwischen den Religionen in der Zweibrückenstraße nahe dem Isartor zur Welt gekommen. An dem Haus hängt inzwischen auf unsere Anregung eine Gedenktafel, die mit Hilfe von Chaverim e.V., dem Förderkreis zur Unterstützung des Liberalen Judentums, realisiert werden konnte.

Wenige Tage vor diesem Geburtstag fand unser Semesterhauptvortrag statt, den ich über die Hebraica-Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek halten durfte. Ich widmete ihn dem Gedenken an Schalom Ben-Chorin. Dankbar bin ich, dass der Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Arie Folger den Vortrag mit seinem Besuch und sehr anerkennenden Worten gewürdigt hat.

In einer jüngst erschienenen Biographie schreibt die ausgewiesene Expertin für jüdisch-christliche Forschung Prof. Verena Lenzen über Schalom Ben-Chorin (Schalom Ben-Chorin, Jüdische Miniaturen, Berlin 2013):

„Sein Aufbruch zu einer religiösen Verständigung zwischen Judentum, Christentum und Islam … war von unerhörtem Mut und wartet bis heute auf eine angemessene theologische und judaistische Aufmerksamkeit.“

Hoffnung und Auftrag bleibt es, dass wir alle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit in München ohne Vorbe­halte aufeinander zugehen und sich gleichermaßen willkommen und daheim fühlen können.

Stefan Jakob Wimmer


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Berichte über Aktivitäten und Veranstaltungen

Interreligiöse Konflikte in Nigeria

zum Vortrag von Rev. Dr. Emmanuel O. Nwaoru, von Stefan Jakob Wimmer

Mit Reverend Dr. Emmanuel Nwaoru, der in Port Harcourt, Nigeria, die Abteilung für Biblische Theologie des renommierten Catholic Institute of West Africa leitet, haben die Freunde Abrahams ein angesehenes Mitglied, das unserer Gesellschaft seit vielen Jahren trotz der enormen geografischen Entfernung die Treue hält. Als Schüler von Prof. Görg hat der Theologe vor rund 20 Jahren in München gelebt und an der LMU über Hosea promoviert.

Über die erschreckenden Konflikte in seinem Heimatland, dem bevölkerungs­reichs­ten Land Afrikas, berichten unsere Medien nur sehr sporadisch. Schrec­kens­meldungen von grauenhaften Überfällen auf christliche Gemeinden, manch­mal auch im Gegenzug auf Moscheegemeinden, einzuordnen, fällt uns schwer. Deshalb, denken wir, war es ein Gewinn für uns, unseren Freund Pfarrer Nwaoru einmal nach München einzuladen, um aus erster Hand über die Konfliktregion informiert zu werden, die doch das ureigene Anliegen der Freunde Abrahams auf so schmerzhafte Weise berührt. Wir meinten auch, dass es eine Aufwertung für die Freunde Abrahams wäre, zu diesem Anlass einmal einen englischsprachigen Vortrag anzubieten. Die Pfarrei St. Laurentius in Neuhausen/Gern, bekannt für ihre wegweisende Kirchenarchitektur, stellte uns dazu dankenswerterweise wieder ihren Pfarrsaal zur Verfügung, und so erhofften wir uns einen außergewöhnlichen Vor­trags­abend. Leider fanden sich nur sehr wenige Zuhörer/innen ein, was wir umso mehr bedauern, als der Wunsch nach Ausweitung unseres Angebots auf Bereiche über Europa und den Vorderen Orient hinaus aus dem Mitgliederkreis geäußert worden war.

Rev. Emmanuel projizierte den Text seines Vortrags „Interreligious Tension in Nigeria Today: Challenges and Prospects“ an die Wand, sodass mitlesen konnte, wer mit dem gehörten Englisch weniger vertraut war. Thema seines Vortrags war der komplexe Aufbau der Federal Republic of Nigeria, die aus 36 Bundes­staaten besteht, von denen diejenigen in der Nordhälfte mehrheitlich muslimisch, die im Süden mehrheitlich christlich bevölkert sind, während sich im Gesamtstaat die Reli­gi­ons­gruppen in etwa die Waage halten. Die Aggressionen in einigen der nörd­lichen Staaten werden von Gruppen wie den berüchtigten Boko Haram ausdrück­lich mit deren Verständnis von islamischen Vorgaben begründet, die jenem von Terrorgruppen wie al-Qaida und dergleichen sehr stark ähneln. Pfarrer Nwarou beton­te, dass andere Muslime in seinem Land friedlich und ohne Probleme mit den christ­lichen Bevölkerungsgruppen zusammenleben. Erschwert werde die Situa­tion aber zusätzlich durch evangelikale Einflüsse aus Amerika, die Intoleranz und Abgren­zung förderten. Insgesamt, so stellte er fest, sei sehr vielen nigerianischen Christen und Muslimen gemeinsam, dass man sich gegen westliche Dominanz bei der Vorgabe von gesellschaftlichen und moralischen Normen zur Wehr setze, da die Traditionen nicht-westlicher Länder nicht weniger wertvoll seien als die postmoder­nen Entwicklungen in Europa und Amerika.

Der Vortrag wird vollständig in Heft 13 der BLÄTTER ABRAHAMS publiziert werden.


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Im Zeichen des Leuchters
Symbolik und Bedeutung der Menora in der jüdischen Tradition

zum Vortrag von Rabbiner Steven Langnas, von Stefan Jakob Wimmer

Von 1998 bis 2011 war Steven Langnas Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultus­­gemeinde München und Oberbayern. Heute setzt er sich für die Gründung eines Münchner Lehrhauses der Religionen ein, das in freier Trägerschaft, losgelöst von Synagogen-, Kirchen- oder Moscheegemeinden, Bildungsangebote über Juden­tum, Christentum und Islam bereitstellen wird. Angesichts der Seelen­ver­wandtschaft mit den Freunden Abrahams lag es nahe, schon in der Planungsphase des Lehrhauses Kooperationen anzubieten. Wir haben uns besonders gefreut, dass Rabbiner Langnas unsere neue Vortragsreihe eröffnet hat, mit der wir in loser Folge über die Symbolik in den großen Religionen nachdenken wollen, angeregt durch die Stele der Künstlerin Christina Weck.

Stele "Abrahams Prisma"

Das Kunstwerk zeigt – prismaartig in Bezug zueinander gesetzt, und doch gleichzeitig jedes für sich – einen sie­ben­armigen Leuchter, einen Abendmahlskelch und eine Moscheelampe und befindet sich dank einer großzügigen Spende des Ehepaars Linden im Besitz der Freunde Abrahams. Im Sommer wurde es in einer Ausstellung des Bayerischen Kunstgewerbevereins öffentlich präsentiert.

Dem Stadtarchiv München, namentlich Dr. Stephan, Dr. Heusler und Frau Schmidt, sind wir dankbar, dass wir den Vortrag im ori­ginalgetreu eingerichteten Jerusalemer Ar­beitszimmer von Schalom Ben-Chorin ver­an­stal­ten konnten. Vor diesem tiefsinni­gen Ambiente erläuterte Rabbi Langnas Ursprung und Bedeutung der Menora aus dem Tempel von Jerusalem – was nicht nur inhaltlich erleuchtend, sondern auch durch die hingebungs­volle wie humor­volle Präsentation im Erleben rabbinischer Lehr- und Erzählkunst ein großer Gewinn für die (leider nicht so sehr zahlreichen) Zuhörerinnen und Zuhörer war.


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Tagesausflug 2013: Wolnzach und Abensberg

von Brigitte Hutt

In die Holledau oder Hallertau führte uns der Tagesausflug, bei typischem 2013-Juniwetter. Aber die tapferen Mitfahrenden wurden nicht enttäuscht: Oğuz Taşdelen vom Vorstand der kleinen ditib-Moscheegemeinde in Wolnzach und „Herzog Ulrich III. von Abensberg“ blieben uns keine Antwort schuldig.

Die türkischen Muslime in Abensberg leben in einem „friedlichen Nebeneinander“ mit den deutschen Bürgern, so erfuhren wir, aber mehr an Nähe ist nicht erreich­bar. Die ditib-Räume liegen zentral zwischen Rathaus und Kirchen, jedoch unauffällig in einem etwas herunter­ge­kom­menen Geschäfts­haus. Herr Taşdelen ist „bekennender Woln­zacher“ mit türkischem Pass – wenn es die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft gäbe, würde er sofort einen deutschen beantragen. So aber möchte er den Bezug zu seiner Heimat nicht verlieren, sagt er. Stolz zeigt er uns den liebevoll gestalteten Gebetsraum seiner Etagenmoschee, in dem an die­sem Samstag die Kinder toben, die zum Religions­unterricht gekommen sind. Türkisch lernen sie von den Eltern, deutsch im Kinder­garten, und dass man für das Lächeln beim Fotografieren gern „Ameisen­schei…“ sagt, wissen sie genau …

In Abensberg tauchen wir dann nicht nur in den Dauerregen, sondern tief in die dortige Geschichte ein, von der Stadtgründung bis in die Gegenwart. Gebeten um interreligiöse Bezüge des erzkatholischen Abensberg, wurmt es Herrn Piendl alias Ulrich III. sehr, dass ihm der Name des Abensbergers, der als Zeitgenosse Luthers eine Rolle in der Reformation gespielt hat, nicht einfällt. Er trägt ihn per E-Mail nach: es handelt sich um Stephan Agricola, einen Augustiner, der Luthers Lehre gepredigt hat und beinahe als Ketzer verbrannt worden wäre. Ansonsten hat er alle Namen und Daten parat und uns sehr viel Freude bereitet. Natürlich gehört ein gut Teil seines Berichts dem berühmtesten Bürger der Stadt: Johannes Turmair, bekannt als Aventinus, erster und immer noch aktueller bayerischer Ge­schichts­­schreiber. Von seinen interreligiösen Bezügen berichtet Stefan Wimmer im Bus:

„Die ganze Welt, alle Menschen, Gelehrte und Ungelehrte, alle Glauben, Christen, Juden, Türken, Heiden, sind nunmehr dessen einig, daß ein einziges, höchstes, ewiges Gut, ohne Anfang, Ende, Ziel und Zeit, so man ‚Gott‘ im Teutschen nennt, alle Dinge vermöge, allen Dingen wohlwolle, ihnen auch seine Gutheit und Gnade mitteile, ober ihnen allezeit schwebe, sie allweg aus väterlicher Liebe und Treue erhalte.“ (aus: Johannes Aventinus, Baierische Chronik, Regensburg 1533, Zitat nach der Ausgabe hgg. v. Georg Leidinger, Düsseldorf 1975, S. 11)

Trotz nicht enden wollendem Regen zog es die meisten Mitfahrenden dann noch zum „Kuchlbauer-Turm“, dem weithin sichtbaren Hundertwasser-Projekt am Braue­rei-Gelände Kuchlbauer. Und der hat wiederum eine ganz eigene Geschichte mit ganz eigenen interreligiösen Bezügen:

Der Kuchlbauer zu Abensberg und der Minarettstreit

von Brigitte Hutt

Leonhard Salleck, Chef der Weißbierbrauerei „Zum Kuchlbauer“ im bayrischen Abensberg, ist ein glücklicher Mensch. Ihm wurden ein gut gehendes Unterneh­men und ein hilfreiches wirtschaftliches Polster in die Wiege gelegt ebenso wie eine umfassende Bildung, die bei ihm unter anderem in einer Liebe zu Philosophie und Kunst mündete. So kam es, dass Ende des letzten Jahrtausends diverse Ideen bei ihm zusammentrafen: Notwendigkeiten zu Umgestaltung und Vergrößerung seiner Brauerei, der Wunsch, Bier als bayrische Landeskultur dem Gast näher zu bringen, und seine Begeisterung für Philosophie und Kunst von Friedensreich Hundertwasser. Und er wünschte sich und dem bayrischen Bier, einen Turm zu bauen, nach Entwürfen des Jahrhundertkünstlers Hundertwasser, der als Symbol für Kunst und Kultur allen Besuchern Kuchlbauers Bierwelt nahebringen sollte.

Friedrich Stowasser, geboren 1928 in Wien als Sohn einer jüdischen Mutter und eines nicht-jüdischen Vaters, der schon bald starb, wuchs in kleinen Verhältnissen auf, aber nicht als Jude, denn er wurde mit acht Jahren getauft. Jude wurde er zwangsweise – wie viele andere damals – durch die Nürnberger Rassengesetze, die auf Konvertiten oft schneller angewandt wurden als auf andere. Er überlebte aber Nazizeit und Krieg und lebte dann das aus, was ihm schon als Kind immer ein Bedürfnis gewesen war: Malen. Er änderte seinen Namen, zuerst den Nach­namen in Hundertwasser, später den Vornamen in Friedensreich. Seine letzten Jahre verbrachte er überwiegend in Neuseeland, im Februar 2000 starb er. Be­kannt und umstritten sind vor allem die architektonischen Ergebnisse seiner Arbeit, die er in Zusammenarbeit mit Architekten und Baufachleuten vielerorts ausfüh­ren konnte.

Seine Philosophie, die er vor allem in den Bauten zu verwirklichen suchte, lässt sich ungefähr so zusammenfassen: dem menschlichen Bedürfnis nach Naturnähe in Gebäuden entgegenkommen. Dazu gehören Farbenfreude, Formen, die der Natur entlehnt sind, Pflanzen an und in Gebäuden, Einzigartigkeit eines jeden Bauteils. Wie es Peter Pelikan, der Architekt, der auch den Abensberger Turmbau begleitete, ausdrückt: „Man muss der Erde das, was man ihr wegnimmt, als Grün auf […] Dächern wieder zurückgeben. Man muss Bäumen die Möglichkeit geben, aus Fenstern und auf Dächern zu wachsen und die Miete mit Schönheit und guter Luft bezahlen. Man darf keine gesichtslosen, gerasterten Häuser mit Glotzfenstern bauen.“ (in: L. Salleck, Der Kuchlbauer und sein Turm, Einführung von Peter Pelikan)

Dieses Spiel mit Natur, Kultur, Formen, Farben sprach Leonhard Salleck an, und er versuchte, Hundertwasser für einen Turmentwurf zu gewinnen. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus, war auch nur über den Umweg des Münchner Hundertwasser-Freundes und ‑Vertreters Joram Hamel möglich, aber letzten Endes stimmte Hundertwasser zu, unter der Bedingung, der Turm müsse eine Funktion für die Brauerei haben und nicht nur als Denkmal dastehen. Das entsprach durchaus den Ideen Sallecks, der ja die Kulturfunktion des Bieres mit diesem Turm trans­portieren wollte.

Nun entstanden Pläne, Briefwechsel mit Hundertwasser in Neuseeland, Anträge, Finan­zie­rungs­anfragen, Architekten- und Handwerkersuche, amtlich benötigte Gutachten zu vielerlei Aspekten des Bauvorhabens und dergleichen mehr. Es gab aber auch ganz erstaunliche Aktivitäten seitens der Regierung von Niederbayern, die mit einer zeitgleichen Stadtrahmenplanung für Abensberg dem Turmbauplan ganz erhebliche Schwierigkeiten in den Weg legte. Auch sollten diverse mögliche Standorte geprüft werden, alle möglichst weit weg von der Altstadt, an deren unmittelbarem Rand die Brauerei liegt. Trotz des Versuches, alle Auflagen zu beachten, kam die Ablehnung des Bauplanes, und zwar unter anderem mit Be­grün­dungen wie diesen:

  • Der Turm habe für eine Kleinstadt absolut unverträgliche Dimensionen,
  • sei an der vorgesehenen Stelle nicht vertretbar,
  • würde empfindlich stören,
  • das historische Stadtbild von Abensberg entscheidend beeinträchtigen,
  • verstoße gegen urbayerische Traditionen wie Gottesfurcht und Heimatliebe,
  • zudem sei es untragbar, dass ein Turm den der Stadtpfarrkirche überrage (56 m).

Der Turm war zunächst auf 70 m, dann 50 m Höhe geplant. (in: L. Salleck, a.a.O.)

Die Kompromisse, für die der Turmbauplan mehrfach geändert wurde – unter Federführung von Peter Pelikan; Hundertwasser war bereits in der Antragsphase 2000 gestorben – führten zu einem Erfolg erst, als 2005 der Turmbauplan dem Bürgermeister im Wahlkampf hilfreich war, denn: Die Abensberger Bevölkerung fand durchaus Gefallen an der Idee; Hundertwasser-angelehnte Gestaltungen durchzogen inzwischen den öffentlichen wie den privaten Raum der Stadt, heute noch gut sichtbar in Mauer- und Zaungestaltungen.

Leonhard Salleck ist ein glücklicher Mensch: Alle Kompromisse, von der Turm­höhe, die jetzt 35 m beträgt, bis hin zur Fluchttreppe, die als geschwungene Außentreppe dem Turm noch den letzten Pfiff gibt, führten zu Verbesserungen im Gesamtkonzept, das auch weitere Bauveränderungen im Brauereigelände mit umfasst.

Was das ganze nun mit „Minarettstreit“ zu tun hat?

Lassen Sie sich noch einmal die Gegenargumente oben durch den Kopf gehen, lesen Sie – in Presse oder Internet – die Gegenargumente zu Moscheen, die in deutschen Städten gebaut werden sollten oder sollen …

Ein jüdisch-stämmiger Künstler, dessen Judentum erst durch die Politik zu Bedeu­tung kam; ein bayerischer Unternehmer, der Bierkultur mit Baukultur verbin­den wollte; die undurchdringlichen Mauern der Behörden, ihr „kann gar nicht sein“ und „da könnte ja jeder kommen“, Waffen, die sowohl religiöse als auch andere Bauwerke verhindern, die „irgendwie ungewohnt“ sein könnten.

Leonhard Salleck ist ein glücklicher Mensch: Er hat es geschafft.


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Hebraica Monacensia: Highlights und Alltag mit den hebräischen Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB)

zum Vortrag von PD Dr. Stefan J. Wimmer, Fachreferent für Hebraica und Alter Orient an der BSB, von Albrecht Busch

Die Überraschung: Am selben Tag war die Ausstellung „Das Alte Testament und sein Umfeld“ aus Anlass des Weltkongresses der Alttestamentler (IOSOT) eröffnet worden. Als hätte nicht der Vortrag schon genug Staunenswertes gebracht – der Ausstellungsrundgang, der für die Zuhörer eigens ermöglicht wurde, hat ihn wundervoll ergänzt.

1558 gründete der Bayernherzog Albrecht V (*1528, 1550-1579) seine Hofbiblio­thek. Von Joh. Albrecht Widmannstedter (1506-1557) aus Regensburg, einem Wegbereiter der europäischen Orientalistik, hatte er wichtige Bestände erhalten, weitere kaufte er von Joh. Jakob Fugger aus Augsburg und vom Nürnberger Welt­chronisten Schedl. Wesentliche Erweiterung brachte 1803 die Säkularisation. Die orientalischen Bestände sind Kern und Wurzel der BSB. Durch Zukauf wurden und werden sie ergänzt, durch Digitalisierung werden sie seit 1997 kostenfrei allgemein zugänglich gemacht. Unter http://opacplus.bsb-muenchen.de findet man 513 Handschriftenbände und über 36.000 Hebraica-Drucke.

Hebraicum ist alles, was in hebräischen Schriftzeichen steht. Somit auch eine Handschrift (HS) aus dem 13./14. Jhdt. mit arabischer Psalmenübersetzung oder ein Druck „Z’enna u-R’enna“, eine „Frauenbibel“ in Waibertaitsch (=Jid(d)isch), für das es einen besonderen Typus hebräischer Schriftzeichen gibt. Griechisch geschrieben ist dagegen die HS des 12. Jhdt. mit 29 bislang unbekannten Homilien des frühchristlichen Alexandriners Origenes zu den Psalmen. Erst 2012 wurde der eigentliche Inhalt entdeckt.

Die „Highlights“ wurden zuerst vorgestellt: Die „Tegernseer Haggada“ aus der Zeit vor 1492, reich illuminiert und illustriert mit lateinischer Kommentierung, den „Münchener Talmud“, die einzige vollständige HS des Babylonischen Talmud auf der Welt, aus Frankreich von1342 – sie hat eine anschauliche Besitzerliste –, eine Psalmen-HS aus Spanien, arabische Übersetzung, in der JHWH mit al-Rabb, „der Herr“, und unterschieden davon Elohim mit Allah übersetzt wird.

Im „Alltag“ mit den Büchern fallen Besonderheiten auf: Ein Titelblatt mit bildlicher Darstellung des Allgäuer Druckers Paul Fagius als Buche (lat. fagus) und des Werkstattleiters Froschesser als Storch, der einen Frosch verspeist, die bildliche Darstellung des Akronyms für den Seder-Segen YaKNeHaZ als Hasenjagd „jag den Has!“, Widmungen und Segenswünsche an Doge, Papst, Sultan, ein Fluch auf den Hl. Johann von Capistran, Heerführer gegen die Osmanen und Judenverfol­ger, die drastischen Illustrationen der Mord- und Weiber-Geschichten des AT, ein Vermerk der österreichischen Zensur in einer jüdischen Geschichte der Wissen­schaf­ten von 1799: „mit Vergnügen gelesen“ und „sehr zu empfehlen“.

Zu den Hebraica gehören auch die Druckerzeugnisse nach 1945, bis 1951 wesentlich aus den Auffanglagern für jüdische „Displaced Persons (DP)“ in und um München. In einer Zeitung von 1948 sind Araber und Israelis Seite an Seite abge­bildet, die ihr neues Palästina aufbauen wollen („jidische ofizirn in an shmues mitn scheich“). In einem Buch findet man auf einer eingeklebten Totenliste 14 Namen von Eltern, Geschwistern, Neffen und Nichten, wohl die gesamte Familie. Yizhak Perlov bittet in seinem Gedichtband „loss es (das Buch) nit zurick im Land vun Schaiterhoifens“.

Unser Münchener Fritz Rosenthal, als Jerusalemer dann Schalom Ben-Chorin, ist mit seinen Büchern auch vertreten. Dieser Tage wäre er 100 Jahre alt geworden, deshalb war der Vortrag ihm gewidmet (s. auch Zitat Prof. Lenzen im Editorial).


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Kinder Abrahams – das Ende?

von Delia Dornier-Schlörb, Ergänzungen von Brigitte Hutt

Das Projekt „Kinder Abrahams“, Begegnungen von israelischen Kindern aller dortigen Religionen, seit Jahren von den Freunden Abrahams begleitet und auch unterstützt, wird nicht mehr fortgesetzt. Der Grund ist das nicht ausreichende Interesse von potenziellen (auch finanziellen) Förderern, das sich auch in der mangelnden Spendenbereitschaft hier wie dort darstellt. Nach sieben Jahren mit jährlichen Begegnungen von insgesamt 340 Kindern und circa 800 Erwachsenen der drei abrahamitischen Religionen blickt die Veranstalterin dennoch auf eine fruchtbare Zeit ungewöhnlich intensiver Dialoge über die eigene und fremde Religion innerhalb Israels zurück. Nach all dem ist sie sich sicher, dass diese Kinder in ihrem weiteren Leben eine positive Einstellung gegenüber anderen Menschen und anderen Religionen zeigen werden.

Soll ein so hoffnungsfroh begonnenes und zukunftsweisendes Projekt nun zu Ende sein? Arbeit mit der Jugend ist Arbeit an unser aller Zukunft …

Wir warten gespannt auf einen ausführlicheren Bericht auf der Mitgliederver­sammlung 2014.


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Interkulturelles München

Gedenken und Verpflichtung: Grußwort der Freunde Abrahams zum
75. Jahrestag der Zerstörung der Münchner Hauptsynagoge

Am 9. Juni 1938 begann mit dem Abriss der Münchner Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße die Verdrängung jüdischen Lebens aus der Stadtlandschaft, der die Auslöschung dieses Lebens in aller unaussprechlichen Konsequenz folgen sollte. Die Liberale jüdische Gemeinde Beth Shalom erinnerte daran mit einem Gedenkgottesdienst, mit dem sie zugleich die symbolische Rückkehr des liberalen Judentums ins Münchner Stadtzentrum feierte: im Künstlerhaus unmittelbar am ehemaligen Standort der Synagoge. Für die Festschrift, die aus diesem Anlass erschien, formulierte Stefan Jakob Wimmer ein Grußwort der Freunde Abrahams:

Aus unverputztem rotem Backstein war sie gebaut, um sich harmonisch in das von den Türmen der Frauenkirche dominierte Stadtbild Münchens einzufügen. König Ludwig II. hatte ihren Bau gefördert und Prinzregent Luitpold seine Fertigstellung bewundert. Zur Einweihung1887 jubelte das Münchener Tagblatt: „München, das architektonische Schmuckkästchen Deutschlands, ist wieder um eine kostbare Perle reicher geworden.“ Die Stadtansicht vom Lenbachplatz aus, mit den Frauentürmen auf der einen Seite, dem Künstlerhaus, in dem wir heute gedenken und feiern, auf der anderen und der Synagoge in der Mitte, wurde zu einem der beliebtesten Post­karten­motive der Stadt – und zu einem aussagekräftigen dazu, nicht weniger als Hofbräuhaus oder Bavaria. Wer wollte, konnte damals die prächtige neue Haupt­synagoge als eindrucksvolle Manifestation einer lange ersehnten Normalität jüdi­schen Lebens in Deutschland begreifen und hoffen, dass jeglicher Antisemitis­mus, Menschenhass und Hetze, bald endgültig der Vergangenheit angehören würden.

Schalom Ben-Chorin, damals Fritz Rosenthal, fasste in seinen Lebenserinnerungen „Jugend an der Isar“ in knappe Worte, was stattdessen geschah: „Wir sprachen zu Hause und auf der Straße dasselbe bayerisch gefärbte Deutsch wie unsere Umwelt. Wir gingen in dieselbe Schule wie unsere christlichen Altersgenossen und spielten mit ihnen auf dem Hirschanger im Englischen Garten und turnten zusam­men im Turnverein Jahn. Und nun plötzlich dieses Unheimliche – diese tödlich erhobene Faust, die uns als Fremde, als Feinde zerschmettern wollte?“

Bei meinen Stadtführungen zur jüdischen Geschichte Münchens, die ich seit 20 Jahren durchführe, erlebe ich regelmäßig die Ergriffenheit der Teilnehmenden an dieser Stelle. Dafür, dass ich mit diesen Rundgängen die Neugründung einer liberalen jüdischen Gemeinde in München in den 90er Jahren miterleben und ein kleines Stück begleiten durfte, bin ich dankbar! Schalom Ben-Chorin wurde damals zum Ehrenmitglied von Beth Shalom ernannt, und jetzt, in wenigen Wochen, wollen wir gemeinsam – Beth Shalom und die Israelitische Kultusgemein­de, die Freunde Abrahams und viele weitere Münchner Institutionen – seinen 100. Geburtstag feiern.

Während wir nun des Fanals der Menschenverachtung vor 75 Jahren gedenken und zugleich die symbolische Rückkehr des liberalen Judentums ins Zentrum Mün­chens feiern, können wir nicht ausblenden, dass München gerade im Jahr 2013 zum Schauplatz einer deutschlandweit beispiellosen Hetzkampagne gegen Men­schen wegen ihrer Religionszugehörigkeit geworden ist. In den Fußgänger­zonen eben­so wie dezentral in allen Stadtvierteln werden heute von extremistischen Netz­werken Muslime diffamiert, wird ihre Religion als fremd und nicht integrierbar beschimpft, um den Bau eines geplanten Zentrums für europäisch ausgerichteten Islam zu verhindern, das nichts anderes versucht als im Einklang mit den Werten des Rechtsstaates und der Gesellschaft im modernen Europa Muslimen ihren Platz einzuräumen, nicht neben, sondern mit Christen und Juden, Angehörigen anderer Religionen und religionslosen Menschen. An dem Bemühen, eine solche Stadt­gesell­schaft für alle zu verwirklichen, darf München nie wieder scheitern. Aus dem Gedenken beziehen wir gemeinsam die Verpflichtung nicht nur zur Wachsamkeit, sondern zum Einschreiten und Tätigwerden.


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Menschenverachtung in der Fußgängerzone

München wird zum Zentrum des islamfeindlichen Extremismus in Deutschland!

von Stefan Jakob Wimmer

Wahrscheinlich sind Sie schon mal an ihm vorbeigekommen. Vielleicht haben Sie nicht zugehört und nicht hingeschaut und ihn für einen Marktschreier gehalten, der den Passanten per Megaphon Gemüsehäcksler oder Wunderwischtücher aufdrän­gen möchte. Michael Stürzenberger ist ein gescheiterter Sportjournalist, der wegen seines rassistischen Aktivismus selbst in seinem fränkischen Heimatstadion keine Spiele mehr kommentieren darf. Er scheiterte vor Jahren als Pressesprecher der Münchner CSU, vielleicht weil er als solcher Botschaften verkaufen sollte, die er nicht als eigenes Anliegen verstand. Denn in die Partei selbst trat er damals nicht ein. Ist es ein Zeichen richtungsloser Gesinnungssuche, dass er dies Jahre später dann doch tat – nur um nach wenigen Monaten wieder aus der CSU auszutreten, weil er sich inzwischen einer neuen Kleinstpartei angeschlossen hatte? Deren Name „Die Freiheit“ verschleiert, dass ihr Programm im Wesentlichen um einen einzigen Inhalt kreist: Islamfeindlichkeit. Selbst als Teile der Partei andere popu­listische Themen wie Euro- und Griechenschelte wenigstens mit in den Vorder­grund rücken wollten, setzte der „Muslimfresser“ sein radikales Hassprogramm kompromisslos durch. Aus eigenen Reihen wurden ihm politischer Extremismus und Menschenverachtung vorgeworfen, der gesamte Vorstand des bayerischen Landesverbandes trat geschlossen zurück und aus der Partei aus! Der Weg war frei, dass der „Journalist“, der keinen Presseausweis mehr besitzt, sich selbst zum Landesvorsitzenden und in den Bundesvorstand wählen lassen konnte – und nun, wie es scheint, endlich ein Ziel und einen Inhalt für sein bis hierher wenig zielgerichtetes Dasein entdeckte.

Als Sprungbrett für seine unverhoffte Karriere missbraucht er dabei ausgerechnet eine Initiative, mit der Muslime selbst gegen jene Fehlentwicklungen und Gefahren vorgehen wollen, die laut Stürzenberger angeblich von niemandem außer ihm und seinen Gesinnungsgenossen ernst genommen werden. Die Initiative „Zentrum für Islam in Europa – München (ZIE-M)“ versteht sich ja nicht als ein neues Moschee­bauprojekt wie viele andere; es will vielmehr denjenigen Muslimen eine sichtbare Adresse schaffen, die zwischen ihrem Islamverständnis und den Werten und Nor­men im Europa des 21. Jahrhunderts keine Unvereinbarkeiten sehen. Dass es ande­re Muslime auch gibt, ist hinreichend bekannt. Über deren Zerrbild von Reli­gion, das anstatt auf den Fünf Säulen des Islam auf Konfrontation und Unter­drückung, Gewalt und Terror errichtet ist, wird tagtäglich in allen Medien berich­tet. Dagegen will ZIE-M dafür sorgen, dass die „stillen Muslime“ wahrgenommen werden, die Islam im friedlichen Miteinander mit anderen praktizieren und das Ihre zu einer modernen Gesellschaft beitragen, anstatt Angst vor ihr zu schüren. Dass Imam Benjamin Idriz und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter genau dafür stehen, beweisen sie schon seit vielen Jahren tagtäglicher Gemeindearbeit in Penzberg, wo von der Politik, den Kirchen, den Medien und der Stadtgesellschaft dankbar anerkannt wird, wie von der Moscheekanzel aus das Grundgesetz gepredigt wird und ein vertrauensvolles Miteinander selbstverständlich geworden ist. Eben des­halb bin ich selbst so überzeugt von dieser Initiative, dass ich mich dafür im Vorstand engagiere. Imam Idriz, auf dessen Mitgliedschaft im Kuratorium der Freunde Abrahams wir stolz sind, seine Stellvertreterin Gönül Yerli und andere Freunde aus Penzberg und München kenne ich seit Jahren nicht nur durch die gemeinsame Dialogarbeit, sondern auch privat in der Freizeit (soweit ihr enga­gierter Einsatz so etwas überhaupt zulässt) und erlebe aus nächster Nähe mit, wie absurd, wie unanständig, wie diffamierend und verletzend die Vorwürfe sind, mit denen immer wieder aus verschiedenen Richtungen versucht wird, sie und ihre Arbeit zu diskreditieren und ihnen das Gegenteil von dem zu unterstellen, wofür sie sich schon so lange so engagiert stark machen. In der ABRAHAMS POST ist darüber wiederholt und ausführlich berichtet worden.

Michael Stürzenberger aber, der sich, soweit bekannt, noch nie in seinem Leben ernsthaft um seriöse Kompetenz über Islam oder Muslime bemüht hat, will das Abendland vor der Islamisierung retten und dazu zunächst einmal in den Münch­ner Stadtrat gewählt werden. Mit tatsächlich erstaunlichem persönlichem Einsatz und mithilfe ungeklärter finanzieller Unterstützung, denn zum Geldverdienen hat er keine Zeit mehr, hat er sich dem Kampf gegen das „terrorfinanzierte Wahnsinns­projekt“, wie er ZIE-M nennt, verschrieben. Bis zu dreimal pro Woche organisiert er sogenannte „Infostände“, Propagandaveranstaltungen im öffent­lichen Raum, meist in der Fußgängerzone, am Marienplatz, aber auch dezentral in einzelnen Stadtvierteln, um Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln. Vor der Michaelskirche zum Beispiel, einst dem Hort der Gegenrefor­mation, an deren Fassade der Heilige Michael den falschen Glauben in Gestalt Luzifers ersticht, wettert er gegen Muslime, denn deren Bekenntnis sei keine Reli­gion, sondern eine politische Ideologie, die – er drückt es tatsächlich so aus – dem National­sozi­alismus verwandt sei! Der selbst ernannte Politiker, der von Islam so viel versteht, wie glühende Antisemiten vom Judentum zu verstehen meinen, erklärt bis zu sieben oder acht Stunden am Tag den Münchnerinnen und Münchnern, Muslimen eingeschlossen, wie der Islam richtig zu verstehen sei. In einem Grund­satz­papier hat er sogar gefordert, dass alle in Deutschland lebenden Muslime zwangs­weise in Kursen darüber aufzuklären seien, was der Islam – seiner Meinung nach – bedeute, und dass, wer sich dann immer noch nicht vom Islam abwende, auszuweisen sei. „Der Islam ist euer Unglück“, lässt sich seine Botschaft implizit zusammenfassen, und das „Deutsche, wehrt euch!“ kann sich jeder unausge­sprochen dazu denken.

Anders als echte Heilige verstrickt sich dieser Michael in seinem Heiligen Krieg in ein System aus Lügen und Verdrehungen. Damit ahnungslose Bürgerinnen und Bürger unterschreiben, wettert er gegen eine „Großmoschee am Stachus“, wo noch nie ein Mensch eine Moschee errichten wollte (das geographisch am nächsten gelegene von mehreren Grundstücken, die von der Stadt München als eventuelle Optionen ins Gespräch gebracht wurden, befindet sich in der Herzog-Wilhelm-Straße, auf einer unansehnlichen Fläche hinter der Sonnenstraße, umgeben von hoher, moderner Bebauung). Anstelle des europäischen Islam­ver­ständ­nisses, für das ZIE-M steht, suggeriert er seiner erhofften Wählerklientel eine Konspiration, die unter Einbindung aller etablierten Parteien sowie der Kirchen ausgerechnet unser schönes München in ein „europäisches Islamzentrum“ um­funk­tio­nieren wird. Wofür Imam Idriz und das ZIE-M tatsächlich anerkanntermaßen stehen, verschweigt er, natürlich (aus seiner Sicht) aus gutem Grund. Gegner – und das sind, wie bei jeder Form von Fundamentalismus, alle, die das eigene krude Weltbild nicht zu teilen bereit sind – werden regelmäßig im Internet-Blog „Politically Incorrect“ an den Pranger gestellt. Diese unappetitliche islamfeindliche Hetzseite wird täglich bis zu 80.000 mal aufgerufen; Michael Stürzenberger stellt oft mehrmals täglich „Beiträge“ dort ein und ist selbst Chef der PI-Gruppe München. Ein breites Spektrum aus allen demokratischen Parteien, den Kirchen, Gewerkschaften und vielen weiteren gesellschaftlichen Institutionen engagiert sich inzwischen gegen diese Dauer-Hetzkampagne, die dem Tenor und der Intensität nach in Deutschland seit der NS-Zeit so noch nie gegen Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit zu beobachten war. Nachdem sich immer wieder Ge­schäfts­inhaber über die unerträgliche Dauerbeschallung per Megaphon beschwer­ten, hat die Stadt nun Auflagen erlassen, um der Menschenverachtung wenigstens verwaltungsrechtliche Grenzen zu setzen. Gegen Verstöße dagegen, wie gegen manche seiner offenkundig nachweisbaren Falschbehauptungen, laufen juristische Schritte. Mit einem „Münchner Appell gegen Rechtspopulismus“ warnt die Landes­hauptstadt schon lange gegen die rassistische Stimmungsmache, und jeder, der eine Bürgerversammlung besucht, wird schriftlich vom Oberbürgermeister über die tatsächliche Natur der selbst ernannten „Freiheitskämpfer“ aufgeklärt. Vor einigen Monaten hat nun auch der Bayerische Innenminister erstmals den islamfeindlichen Extremismus beim Namen genannt; im Halbjahresbericht zum Verfassungsschutz werden Stürzenberger, die „Freiheit“ und die PI-Gruppe München in wünschens­werter Ausführlichkeit als verfassungsfeindlich eingestuft.

Und trotzdem ist keineswegs ausgeschlossen, dass die für die Durchführung eines Bürgerentscheids gegen das ZIE-M erforderlichen Unterschriften demnächst erreicht werden. Nicht jede/r durchschaut die Lügenpropaganda, wenn er/sie mit ihr kon­fron­tiert wird, und manch eine/r unterschreibt wohl auch aus Überzeugung, weil er/sie manche islamfeindliche Vorbehalte selbst teilt.

Besonders gern werden von Stürzenberger Menschen als „Kronzeugen“ vorgeführt, die selbst Migrationshintergrund haben, so arabisch-stämmige Christinnen und Christen, die dann davor warnen, dass das, was sie an Unheil in ihren Heimat­ländern erlebt haben, ohne Zweifel auf alle Münchner zukäme, wenn ZIE-M reali­siert wird! Sie merken nicht, dass sie selbst von Hetzern missbraucht werden, die ihrer­seits eine religiöse Minderheit bekämpfen. Vor allem aber reisen inzwischen aus ganz Deutschland und sogar den Nachbarländern regelmäßig islamfeindliche Aktivisten zu den Aktionen der sog. „Freiheit“ an, um mitzuhelfen, möglichst viele Münchner über die tatsächlichen Ziele und Inhalte von ZIE-M zu belügen. Stürzen­berger ist dabei, zum Helden der Bewegung aufzusteigen; im PI-Blog wird er in höchsten Tönen gefeiert und bejubelt. Er selbst greift das gerne auf und stilisiert seinen Einsatz in München zum epochalen Entscheidungskampf. Wenn es gelän­ge, per Bürgerentscheid die drohende Islamisierung Münchens aufzuhalten – dann, so schreibt er, als würde er sich das ernsthaft vorstellen, würden eines Tages Straßen und Plätze nach den Rettern des christlichen Abendlandes benannt. Ja, noch in 1000 Jahren(!) würde in den Schulbüchern davon berichtet werden, was er und seine Anhänger jetzt bewirkten …

Man könnte versucht sein, derartiges als offenkundig gestörten Realitätsbezug abzutun und zu ignorieren – wäre nicht in Norwegen schon einmal in fürchterlicher Konsequenz umgesetzt worden, was ein islamfeindlicher Fanatiker in seinem Wahn für unumgänglich notwendig erklärt hat. In seinen Verlautbarungen distanziert sich Stürzenberger von solcher Gewalt. Sein Weg soll in und über die Parlamente führen. Sein erstes Etappenziel ist der Einzug der „Freiheit“ in den Münchner Stadtrat bei den Kommunalwahlen am 16. März 2014. Und hier wird die Gefähr­dung in der Tat sehr real – denn die vielen gesammelten Unterschriften werden vermutlich ausgenutzt, um die mangels einer 5%-Klausel nicht sehr hohe Hürde zu bewältigen. Deshalb wird er auch um jeden Preis versuchen, den angestrebten Bürgerentscheid im zeitlichen Umfeld mit den Kommunalwahlen anzusetzen. Sollte seine Rechnung aufgehen, dann dürfte sich tatsächlich noch mehr Aufmerksamkeit extremistischer Islamfeinde auf München konzentrieren; überall in Deutschland könnten Nachahmer gegen jede Form von muslimischem Leben verstärkt zu Felde ziehen und den Sturm, den unsere muslimischen Mitmenschen vor wenigen Jahren im Zuge der Sarrazin-Debatten über sich ergehen lassen mussten, noch in den Schatten stellen.

Es wird also in den kommenden Monaten darauf ankommen, die Menschen zu informieren und aufzuklären, was für eine „Bewegung“ gerade dabei ist, München als ihre „Hauptstadt“ zu missbrauchen.


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„Frieden durch Dialog“

Zur Gründung des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland

von Stefan Jakob Wimmer

Mit einem ökumenischen Gottesdienst und anschließendem Festakt wurde am 27. Juli in der evangelischen St. Matthäuskirche der „Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland“ gegründet. Er will den nach eigenen Angaben rund 200.000 in Deutschland lebenden Angehörigen der Syrisch-Orthodoxen Kirche, der Assy­ri­schen Kirche des Ostens, der Chaldäisch-Katholischen Kirche, der Koptisch-Orthodoxen Kirche, der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche und der Eritreisch-Ortho­doxen Kirche eine Stimme geben. Als Motto hat sich der eingetragene Verein das Ziel „Frieden durch Dialog“ gesetzt. Mit den muslimischen Verbänden will der ZOCD in Dialog treten und hofft, dass „die in Deutschland so selbstverständliche Toleranz und Freiheit“ auch dort verbreitet wird, wo Christen unter ihrem Mangel besonders leiden.

In unserem Glückwunschschreiben an den Vorsitzenden Simon Jacob heißt es:

„… Unsere Gesellschaft setzt sich seit 2001 für ein besseres Verstehen zwischen den Religions- und Konfessionsgruppen in München ein. Zum orientalischen Christentum haben wir durch intensive religionsgeschichtliche Forschung zum Alten Ägypten und zur koptischen Kultur, durch fruchtbare Begegnungen auf zahl­reichen Reisen etwa nach Israel/Palästina, in die Osttürkei und nach Armenien, wie auch durch Besuche und Freundschaften hier in München tiefe und für uns sehr wertvolle Bezüge.

Wir hoffen, dass wir in Zukunft mit Ihnen intensiv ins Gespräch kommen und zusammenarbeiten können.

Ihnen und dem Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland wünschen wir Gottes Segen, damit Sie im Sinne Ihres Mottos ‚Frieden durch Dialog‘ zu einem besseren Verständnis und zum gesellschaftlichen Frieden in Deutschland wie auch in der Ursprungsregion des Christentums beitragen werden.“


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Blick über den Tellerrand

Grünhelme in Syrien entführt – ein muslimisch-christliches Bittgebet

Rupert Neudeck ist zusammen mit seiner Frau Christel Mitglied im Kuratorium der Freunde Abrahams. Die von beiden gegründete Hilfsorganisation „Grünhelme e. V.“ engagiert sich seit Herbst 2012 mit Hilfsaktionen für die Bevölkerung im Norden Syriens. In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 2013 wurden drei Mit­glie­der und Mitarbeiter der Grünhelme dort von Unbekannten entführt: der Industrie­mechaniker Bernd Blechschmidt, der Bautechniker und Schreiner Simon Sauer und der 72jährige Ingenieur Ziad Nouri. Zwei von ihnen gelang nach 7 Wochen Gefan­gen­schaft die Flucht, über die Situation des Dritten ist noch immer nichts bekannt.

Anfang Juli veranstalteten Christen und Muslime in Köln gemeinsam ein Bittgebet, das in der Bosnischen Moschee begann. Von dort ging man zusammen zur Fran­zis­kanerkirche und betete auch dort gemeinsam. Parallel dazu hat ein Mitglied der Grünhelme, das ungenannt bleiben möchte, einen Aufruf – oder ist es ein Gebet? – verfasst, von dem wir hier Auszüge wiedergeben:

Liebe entführte Grünhelme,
Und auch an Euch, die ungeliebten Entführer!

Wen habt Ihr da entführt? Sie kreuzten nicht schnell mal bei Euch auf, um sich photographieren zu lassen inmitten der Armut und Zerstörung. Nein. Sie sind zu Euch gekommen und wohnen in Eurer Mitte, in den Kellern, in einem groben Schlaf­sack, und essen mit Euch das Wenige, das Ihr habt und sie mitgebracht haben. Sie sind Zeugnis der Menschlichkeit und der friedlichen Zukunft, die wir alle für Syrien erhoffen. Sie bauen Schulen und Spitäler wieder auf, damit Eure Kinder und Frauen dort verweilen und Lehrer und Ärzte zurückkommen können, um Euch zu helfen.

Liebe Grünhelme, habt Mut und Stärke, habt die innere Stärke der gerechten Sache, die Ihr vertretet. Ihr habt Gutes getan und Gutes gemeint. Es soll anerkannt und erwidert werden. Einfach so, ohne Wenn und Aber, weil es richtig ist, dass die Entführten freigelassen werden.

… Habt Ihr selbst Frau und Kind, Mutter und Vater? Denkt daran: Der Fluch oder der Segen des Allmächtigen ruhe auf Euch. Wir sind alle Kinder Abrahams. Wir, die hier in Köln in der Moschee zu Euch reden und nachher in der Kirche der Anderen. Es waren diese Kinder Abrahams, die Eure Schulen und Spitäler wieder in Ordnung gebracht haben, mit Mauern, Fenstern und neuen Türen, nach den Bomben von Assad.

Unsere Gedanken werden nach Syrien getragen, weil sie stark und frei sind. Ihr Grünhelme sollt sie in Euren Seelen, in Euren Herzen spüren, um daraus Mut und Kraft zu schöpfen. Es wird wieder gut sein, Ihr habt es verdient.


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Rabbi Froman (1945-2013) – „Narr Gottes“, der den Frieden sehen konnte

von Stefan Jakob Wimmer

Vor Jahren, in der Ausgabe Herbst/Winter 2006/07 (Die Gute Nachricht: Funda­men­talisten für Frieden), haben wir kurz über ihn berichtet. In unsere Medien hat er es nur gelegentlich geschafft. Aber in seinem Land hat ihn jeder gekannt und – das sagt Entscheidendes über ihn aus – man kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass es jemanden gäbe, auf beiden Seiten, der ihn nicht geschätzt hätte. Obwohl die einen, wieder auf beiden Seiten, ihn für einen Visio­när, die anderen für einen Narren gehalten haben. Manches Bild von ihm wirkt geradezu surreal: Da knien betende Palästinenser in langen Reihen auf der Erde und direkt neben ihnen steht ein weißbärtiger Jude mit Schläfenlocken, weißem Gewand und weißer Kippa und verrichtet sein Gebet zu demselben, einen Gott. Am 4. März 2013 ist Rabbi Menahem Froman mit 68 Jahren einer Krebserkran­kung zum Opfer gefallen.

Geboren wurde er 1945 in Galiläa, im Land Israel, damals britisches Mandats­gebiet Palestine. Als während des Sechs-Tage-Krieges 1967 israelische Soldaten mit der Altstadt von Jerusalem die Klagemauer einnahmen, war er dabei. Danach engagierte er sich bei der Gründung des radikal rechts gerichteten Siedlerblocks Gush Emunim und zog 1977 nach Tekoa, einer neu errichteten Siedlung im besetz­ten Westjordanland, unweit von Betlehem, wo er dann sein ganzes Leben zubrachte. Von dort aus traf er sich immer häufiger mit Palästinensern aus der Um­gebung, seinen neuen Nachbarn, und entdeckte, dass sie etwas gemeinsam hatten: die Liebe zu ihrem Land. Während alle meinten, dass genau das Juden und Araber unversöhnlich trenne, meinte er, dass genau das sie untrennbar mit­ein­ander verbinde. Als Yassir Arafat nach den Oslo-Verträgen nach Ramallah ein­ziehen konnte, entwickelte der Siedlerrabbi eine persönliche Freundschaft mit dem Palästinenserpräsidenten. Als die radikal-islamische Hamas in Gaza immer bedeu­ten­der wurde, führte er Gespräche mit Scheich Ahmed Yassin, dem Gründer der Ter­ror­organisation, der im Rollstuhl sitzend zu einer Ikone des palästinensischen Widerstands wurde, nicht erst, seit er 2004 in einer israelischen Militäraktion gezielt getötet wurde.

Rabbi Froman meinte, dass auch die Religionen, Judentum und Islam, den Streit um das Land nicht begründeten, sondern zu dessen Überwindung führen müssten. Die Politik sei dazu nicht in der Lage. Gerade diejenigen Juden und Muslime, die ihre Religion ernst nähmen, hätten miteinander gemeinsam, worauf es ankäme: die Überzeugung, dass die Lösung aller Konflikte von Gott her komme und durch Menschen nur von Gott her zu denken sei. Nicht darum, ob das Land Israel oder Palästina zu heißen habe, habe es zu gehen, sondern dass man sich darauf verstän­dige, dass das ganze Land Gottes Eigentum sei. Aus tiefster religiöser Über­zeugung forderte er, dass die Palästinenser den Israelis als Brüder und Schwestern im Land zu gelten hätten und war überzeugt davon, dass die Säkularisierung der israelischen Gesellschaft und des Westens den Konflikt immer weiter verschärfe. Nicht Grenzziehungen und eine Teilung des Landes brächten den Frieden. Er klatsche gerne als Zeichenhandlung in die Hände, um zu zeigen, dass durch das Zusammenprallen von rechts und links der Klang des Jubels und der Freude entstünde. In seiner Sprache formulierte er, dass der Allmächtige Allah den Juden zu ihrem Staat verholfen habe und dass der verfluchte Satan, der Unfrieden und Ge­walt säe, gemeinsam gesteinigt werden müsse. Solang es deinem Bruder schlecht gehe, werde es auch dir nicht gut gehen, und wenn es deinem Bruder gut geht, nur dann kannst auch du glücklich leben. Dass der Friede möglich ist und kommen wird, war bis in das helle Strahlen seiner Augen hinein die unablässige Botschaft, an der er keinen Zweifel gelten ließ. Wenn man die Augen zusammen­kneift, sieht man in der Entfernung schärfer und blendet die nahe Umgebung aus. Seine Vision war auf das Entfernte gerichtet und wollte nicht am Hier und Jetzt verzweifeln.

Dass diese prophetische Gestalt in einer Zeit sterben musste, in der Friede und Versöhnung wieder einmal so unendlich weit entfernt erscheinen, ist tragisch. Aber das Leben von Rabbi Froman zeigt, dass es immer wieder solche Menschen gibt und geben wird, die heute schon spüren, was andere nicht sehen können oder wollen.


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Al Andaluz Project

Unter www.alandaluzproject.de findet man ein musikalisches Projekt, in dem sich christliche, jüdische und islamische Musik und Kultur vereinigt. Das Projekt existiert erfolgreich seit mehreren Jahren, gerade wurde die dritte CD eingespielt. Die Musiker konzer­tieren in ganz Europa; z. B. am 4.10.2012 in der Nürnberger Tafelhalle und am 13.12.2013 in der Salvator­kirche in München.

Die Idee entstand aus dem Zusammentreffen von mittelalterlicher Musik (Michael Popp, Estampie) und einer spanischen Gruppe (L’Ham de Foc), die sephardische Musik inter­pre­tiert. Die Begegnung der drei bestimmenden Kulturen des Mittel­alters – moslemischer, jüdischer und christlicher Ausprägung – hat bis zum heuti­gen Tag nichts an Faszination und Brisanz verloren und spiegelt sich im Al Andaluz Project auch in der Zusammensetzung der Musiker wieder.

Der Reichtum an musikalischer Literatur ist dabei schier unglaublich. Es handelt sich um Musik, die in manchen Gegenden noch heute lebendige Tradition ist. Gerade im musikalischen Bereich koexistierten diese drei Kulturen während einiger Jahrhunderte friedlich nebeneinander und gaben damit ein leuchtendes Beispiel für die Möglichkeit eines sich gegenseitig befruchtenden Miteinanders.

Wir freuen uns auf zukünftige Kooperationen!


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Die „Gute Nachricht“

Papst Franziskus: Wertschätzung und Freundschaft zu allen Muslimen

Papst Franziskus hat „den Muslimen der ganzen Welt“ zum Ende des Ramadan gratuliert. Anders als in früheren Jahren kam das Grußschreiben diesmal nicht vom Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog, sondern vom Papst persönlich.

Franziskus ruft darin dazu auf, Kinder und Jugendliche so zu erziehen, „dass sie respektvoll über die anderen Religionen und deren Anhänger denken und sprechen.“ Für gute interreligiöse Beziehungen müssten die Lehren, Symbole und Werte des jeweils anderen geachtet werden. Fundamentalismus sei für das Christen­tum und für den Islam „ein gemeinsamer Feind“. Bildung solle das Verständnis fördern, „dass Fundamentalismus nichts mit Glauben und mit der Barmherzigkeit Gottes zu tun haben kann.“

Der Bischof von Rom verwies zudem auf den von ihm gewählten Namen. Franziskus sei ein Heiliger gewesen, der Gott und jedes menschliche Wesen zutiefst geliebt habe – „so sehr, dass er ‚universeller Bruder‘ genannt wurde“.

(SJW nach kathpress.at, 2.8.2013)


Kommunität Venio ist Abtei geworden

Am 4. Juli 2013 ist die Priorin von Venio, Sr. Carmen Tatschmurat, zur Äbtissin geweiht und die Kommunität zur Abtei erhoben worden. Damit hat München erstmalig eine Benediktinerinnen-Abtei und die Freunde Abrahams auch erstmalig eine Abtei in ihrem Mitgliederkreis. Der Vorstand in Person von Dr. S. J. Wimmer hat den Venio-Schwestern am 10. Juli 2013 zu dieser Ernennung gratuliert:

Es ehrt alle Freunde Abrahams sehr, dass Venio nun zur ersten Benediktinerinnen-Abtei Münchens erhoben wird. Am morgigen Tag des Hl. Benedikt bleiben wir auch im Gedenken an unseren verstorbenen Prof. Görg mit Ihnen verbunden.

Wir wünschen Ihnen und allen Venio-Schwestern Gottes Segen auf dem weiteren Weg!


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Buchtipps

Karl-Josef Kuschel: Theodor Heuss, die Schoah, das Judentum, Israel

„Ein Versuch“ ist dieses Buch unseres Kuratoriumsmitglieds untertitelt: ein Versuch, sich dem Präsidenten anzunähern, der es den Deutschen nicht bequem machen wollte, der sich für eine wahrhaftige Erinnerungskultur stark gemacht hat, für eine „Wiedergutmachung“ der Verbrechen am jüdischen Volk und die Aussöhnung mit Israel. Heuss forderte einen „schweren Weg der Selbstreinigung“ als Voraus­setzung für eine glaubwürdige Zukunft. Wenn wir betrachten, wie oft der Umgang mit Mitbürgern anderer Herkunft oder Religion unserer Gesellschaft auch heute schwerfällt, werden diese Forderungen schon fast visionär. Dieses Buch kann auch als Versuch betrachtet werden, all diese überfälligen Aufarbeitungen doch noch anzugehen.

Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen 2013, 430 S., ISBN 978-3-86351-068-8, 18,- €

 

Blätter Abrahams

Bitte fördern Sie den Fortbestand unserer Zeitschrift Blätter Abrahams – Beiträge zum interreligiösen Dialog!
Alle zwölf bisher erschienen Hefte sind einzeln zum Preis von 8,- € bzw. 5,- € (für Mitglieder) oder zusammen für 80,- € bzw. 50,- € (für Mitglieder), zzgl. Versand, erhältlich. Heft 13 erscheint voraussichtlich Ende dieses Jahres.
Auf Wunsch werden Förderer in der Zeitschrift genannt.

 

Warum nicht die „Isar-Arabesken“ als Weihnachtsgeschenk nutzen?

Begeisterte Leser schrieben uns:

  • Ein ganz herzliches Dankeschön für das wunderbare Bücherl „Isar- Arabesken“.
    Die langjährige Mitgliedschaft beim Institut Bavaricum hat mir meine Münchner Heimat schon gut erschlossen, aber hier finde ich dazu noch viel Interessantes, Neues. Es ist sicher reizvoll, mit diesem „Führer“ nochmals durch die verschiedenen Museen zu wandern, jetzt unter einem neuen Gesichtspunkt. Ich freue mich schon darauf.
  • Vielen herzlichen Dank für das wirklich sehr ansprechende Büchlein!
    Ich lebe zwar seit meiner Geburt in München und kenne sehr vieles, aber es ist doch schön, es so gebündelt unter diesem Aspekt dargestellt zu bekommen.

Isar-Arabesken. Münchner STATTreisen Bd. 6
Allitera Verlag, München 2012, 120 S., ISBN 978-3-86906-105-4, € 9,90

Oder darf das Weihnachtsgeschenk etwas größer sein? Dann beachten Sie bitte den Hinweis auf dieses schöne Buch:

Buchdeckel_MUO„München und der Orient“
von Stefan Jakob Wimmer, mit Fotografien von Ergün Cevik und einem Geleitwort von Christian Ude

Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2012, ISBN 978-3898707749,  232 S., zahlreiche Abb., € 24,–

„Wer diesen prachtvoll gestalteten Band gelesen hat, geht mit anderen Augen durch die Stadt, entdeckt Dinge, die zuvor der Aufmerksamkeit entgangen sind. Das Buch ist aber auch ein Plädoyer, die lebenden Muslime als Mitglieder der Stadtgesell­schaft und ihrer Kultur zu begreifen.“

Süddeutsche Zeitung (2./3.2.2013)

Wir empfehlen die Buchhandlung AVICENNA, Amalienstr. 91, Tel. 089/28986767, www.buchhandlung-avicenna.de


Am 17. September 2012 verstarb Manfred Görg.
Sein Andenken soll uns ein Segen sein!

Ein interreligiöses Bekenntnis

Manfred Görg

Manfred Görg

von Manfred Görg (1938-2012)

Ich halte mich fest an Gott,
dem Einen und Einzigen,
dem Allmächtigen und Allerbarmer,
dem verborgenen mit den vielen Namen.
Der unsere Wirklichkeit geschaffen

und uns ins Leben gerufen hat.
Der Menschen als seine Zeugen erwählt
wie Noah, Abraham und Mose,
und durch Propheten gesprochen hat,
wie durch Jesus, den Sohn der Mirjam,

und Mohammed als seine Gesandten.
Der alle seine Erwählten erhöht
und die wahrhaft Glaubenden annimmt.
Der uns allen seinen Geist schenkt,
damit wir weiter auf ihn hoffen,
bis er kommt und die Welt richtet
und uns alle und alles mit sich vereint.
Amen