Haaretz 5. Mai 2017

In der namhaften israelischen Tageszeitung Haaretz erschien am 5. Mai 2017 ein Brief, in dem sich Persönlichkeiten aus Israel gemeinsam an Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Gabriel wenden.

Das Schreiben erinnert uns daran, dass in Israel – wie in vielen anderen Ländern – eine Zivilgesellschaft lebt, die sich von der extrem rechtsgerichteten Regierungspolitik abgrenzt und um ein menschenfreundliches, zukunfts- und überlebensfähiges Gesicht des eigenen Landes kämpft. Dieses Israel verdient jede Unterstützung. Prof. Wimmer hat deshalb den Brief ins Deutsche übersetzt (Das Original finden Sie unter LetterMerkelGabriel-Haaretz-5-5-2017). Wir rufen dazu auf, ihn zu verbreiten:

Sehr geehrte Kanzlerin Angela Merkel,
sehr geehrter Außenminister Sigmar Gabriel,

wir, die Unterzeichneten, sind eine Gruppe Israelis, die zutiefst besorgt um die Zukunft unseres Landes sind. Wir schreiben Ihnen um unsere aufrichtige Dankbarkeit dafür auszudrücken, dass Sie während Minister Gabriels jüngstem Besuch der israelischen Zivilgesellschaft zur Seite standen.

Den bevorstehenden 50. Jahrestag der Besatzung begehen wir mit tiefem Bedauern. Während des letzten halben Jahrhunderts hat sich unser geliebtes Land damit beschäftigt, die fundamentalen Freiheiten und Rechte von Millionen Palästinensern zu verweigern sowie Siedlungen zu errichten, die jeder gerechten Lösung dieses Konfliktes im Weg stehen. Die israelische Zivilgesellschaft, einschließlich Gruppen wie Breaking the Silence, B’Tselem und Peace Now, sind ein Leuchtfeuer der Hoffnung inmitten von Verzweiflung. Diese Gruppen, die für eine bessere Zukunft von Palästinensern und Israelis gleichermaßen kämpfen, setzen sich aus Liebe für die Zukunft unseres Landes ein.

Wir danken Ihnen, Minister Gabriel, dass Sie dem Ultimatum von Premierminister Netanyahu nicht nachgegeben und daran festgehalten haben, Vertreter von Breaking the Silence, B’Tselem und Peace Now zu treffen.

Wir danken Ihnen, Kanzlerin Merkel, dass Sie diese Entscheidung unterstützt und die Bedeutung einer vitalen Zivilgesellschaft in Israel, um seiner Demokratie willen, unterstützt haben.

Mit Ihrer Unterstützung für israelische Menschenrechtsorganisationen, die gegen die Besatzung kämpfen, haben Sie als wahre Freunde Israels gehandelt, das achten wir und dafür danken wir Ihnen.

Zu den 22 Unterzeichnern gehören der ehem. Vorsitzende der Knesset Avraham Burg, ein ehem. Generalstaatsanwalt, mehrere ehem. israelische Botschafter, angesehene Wissenschaftler, Künstler und Journalisten.