Abrahams Post 29

EDITORIAL: „Der Geist der Mitmenschlichkeit soll Münchens Botschaft sein!“

Der 22. Juli – der Jahrestag des islamfeindlichen Terror­s von Oslo und Utøya 2011 – wird nun im kollektiven Gedächtnis Münchens mit Blutvergießen und mit gespenstischen Stunden verbunden bleiben.

Der schreckliche Amoklauf war tragisch und muss für die Angehörigen von neun unschuldigen Menschen und des Täters lebenserschütternd sein. Dass die Tat eine ganze Stadt über Stunden in Alarm- und Ausnahmezustand versetzt hat, war wohl zwingend angesichts der unklaren Bedrohungslage. Dass aber Menschen in kollektive Panik gerieten – viele „hörten“ Schüsse und „sahen“ sogar Attentäter, wo keine waren – lässt erahnen, wie irrational wir reagieren angesichts der sich häufenden islammissbrauchenden Gewalttaten in Europa.

In jener Nacht haben aber auch Menschen ihre Häuser für Fremde geöffnet. Religionen übergreifend wurde in der Frauenkirche getrauert, deren Türme – so Kardinal Marx – allen Menschen gehören, nicht nur den Christen. Das Gebet einer muslimischen Frau hat dabei viele besonders bewegt: „Beschütze diese schöne Stadt und ihre Bewohner! Allah, wir bitten Dich um Hilfe für uns, unsere Menschlichkeit nicht zu verlieren.“

Das sind die Zeichen, die bleiben müssen. Schließen wir uns einem Aufruf von Imam Benjamin Idriz (siehe „Aus aller Welt – Tage des Terrors“) an: „Dieser gemeinsame Geist der Mitmenschlichkeit soll Münchens Botschaft aus dieser schrecklichen Nacht sein!“

Stefan J. Wimmer


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Berichte zu Veranstaltungen

Seminar mit Prof. Milad Karimi zu al-Ghazalis „Elixier der Glückseligkeit“

von Judith Fröhlich

Eine Veranstaltung der ganz besonderen Art erlebten knapp 30 – überwiegend christliche und muslimische – TeilnehmerInnen am 20. Februar dieses Jahres auf Initiative der Freunde Abrahams im Münchner Forum für Islam. Dr. Ahmad Milad Karimi, Professor am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster und Experte für Islamische Philosophie und Mystik, gab den gebannten ZuhörerInnen eine Einführung in das Denken des muslimischen Mystikers Abu Hamid Muhammad al-Ghazali und dessen Werk „Das Elixier der Glückseligkeit“.

Zu Beginn des Halbtagesseminars verortete Prof. Karimi den Gelehrten al-Ghazali im 12. Jahrhundert und damit in der Blütezeit der islamischen Geisteswelt – einer Zeit, in der zentrale religiöse Diskurse geführt wurden. Al-Ghazali war Teil dieser Debattenlandschaft, in der sich auch christliche und jüdische Theologen und Mystiker bewegten und sich mit ähnlichen Fragen auseinandersetzten. Er war ein Brückenbauer: zwischen Offenbarung und Vernunft, Theologie, Spiritualität und Mystik. Auch war es ihm ein großes Anliegen, seine theologischen Gedanken so zu formulieren, dass sie für die umma, die muslimische Gemeinde, verständlich waren. Darüber hinaus war er ein systematischer Denker, der den Dialog zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen anstrebte. Treu blieb er dabei jedoch stets mit großer Demut dem muslimischen Grundsatz „und Gott weiß es besser“.

Eine der zentralen Fragen, mit denen sich al-Ghazali beschäftigte, war die, worin die Glückseligkeit des Menschen besteht. Sie sei nicht in den vergänglichen Glücksformen (wie z. B. Essen oder Sexualität) zu finden, sondern in der Rückkehr des Menschen zu sich selbst und zu Gott, d. h. also in der Selbsterkenntnis und der Erkenntnis Gottes. „So ist auch der Mensch, in dessen Herz die Begierde nach anderen Dingen die Begierde nach der Erkenntnis Gottes verdrängt hat, krank, und wenn sein Herz nicht geheilt wird, so wird er in jener Welt unselig werden und ins Verderben geraten“ (alle Textzitate aus dem „Elixier der Glückseligkeit“). So rät er seinen Glaubensgeschwistern: „Darum bemühe dich, dein Herz wiederzusuchen und aus dem irdischen Getriebe herauszuholen und seiner wahren Würde zuzu­führen.“ Für al-Ghazali ist der Islam der Königsweg zu dieser Art von spiritueller Selbst- und Gotteserkenntnis und damit zur Glückseligkeit.

In der anschließenden gemeinsamen Textarbeit versuchten die Seminarteilnehmer unter der kundigen Anleitung von Prof. Karimi, diesem spirituellen Weg noch tiefer auf die Spur zu kommen. Dazu gingen sie der Frage nach, ob und wie der Mensch Gott lieben kann – und ob er, um ihn zu lieben, ihn nicht erst immer besser kennenlernen müsse. Daraus ergaben sich stets neue Fragen: Was ist das menschliche Herz? Was ist der Unterschied zwischen Seele und Geist? (Der Koran hält für diese verschiedenen geistigen ‚Organe‘ des Menschen unterschiedliche Definitionen bereit.) Was ist das Wesen des Menschen? Karimi bezeichnete – basierend auf al-Ghazali – den Menschen als ein „Wesen der Unbestimmtheit“; dies bedeutet, dass er offen, frei und unverfügbar ist und jederzeit zu Gott umkehren kann. Gleichzeitig ist der Mensch aber auch irrational und fehlbar. Er ist also ein dynamisches Wesen, das sich immer neu suchen und finden muss. Zentral für den Menschen ist auch das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit. In der Religion kann er eine Antwort auf diese – angstmachende – Kontingenz finden. Kern der Überlegungen blieb bei all dem jedoch stets die Frage nach Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis und der Verbindung zwischen beiden. Dazu al-Ghazali: „Der Schlüssel zur Erkenntnis Gottes ist die Selbsterkenntnis. (…) Darum sollst du nach Erkenntnis deines wahren Wesens streben, was du bist, woher du gekommen bist, wohin du gehst, (…) wozu du erschaffen bist, worin dein Glück besteht und wodurch du glücklich wirst, worin dein Elend besteht und wodurch du elend wirst“. Die Liebe zu Gott und die Sehnsucht nach ihm sollten uns also anspornen, uns selbst und unsere inneren Regungen besser zu verstehen – um so unser Herz letztlich an Gott und seinem Wort ausrichten zu können.

Besonders eindrücklich war – neben der wissenschaftlichen Expertise – auch das Zeugnis von persönlicher Spiritualität und persönlichem Glauben, das in Prof. Karimis Worten durchschien. So sagte er beispielsweise über den Umgang mit dem Thema Gesundheit, das in der heutigen Gesellschaft oft größeren Stellenwert zu haben scheint als die Gottesfrage: „Gesundheit ist kein Selbstzweck, sondern ein Instrument. (…) Ich möchte gesund sein, um beten zu können.“ Zum menschlichen Leben und Tod teilte er folgende Gedanken mit den Anwesenden: „Wer lebt, hat die Möglichkeit, Gutes zu tun, zu beten, Gott zu preisen … Wer sich das Leben nimmt, nimmt sich die Möglichkeit, all dies zu tun.“ Einer der tiefgründigsten Sätze jedoch lautete: „Egal, was Sie von Gott wollen oder worum Sie ihn bitten – es ist weniger als Er selbst.“

Einmal mehr stand bei diesem intensiven und spirituell ansprechenden Seminar die Frage im Raum: Ist der Kern der monotheistischen Religionen nicht letztlich gleich? Zeigen uns vielleicht gerade die Mystik und die Spiritualität, die für al-Ghazali die „Krone der Gelehrsamkeit“ darstellten, unsere gemeinsame Mitte auf? Dankbar für die Momente der Erkenntnis, wie nahe wir uns bei unserer Gottsuche doch sein können, beendeten die Teilnehmer nach freiwilligen Überstunden das Seminar – und luden Herrn Karimi gleich für ein weiteres Seminar im Winter wieder nach München ein!


Interreligiöses Gespräch – zum Gedenken an Rupert Neudeck (…2016)

von Brigitte Hutt

Drei hochkarätige Theologen, alle im Kuratorium der Freunde Abrahams, waren am 4. Juni zum Austausch eingeladen über das Thema „Wie mich die Begegnung mit Menschen der jeweils anderen Religionen verändert hat“: Rabbinerin Eveline Goodman-Thau, Imam Benjamin Idriz und der katholische Theologe Professor Karl-Josef Kuschel. Eine Fülle von Meinungen, Erinnerungen, Geschichten, viel zu viel, um hier alles Revue passieren zu lassen. Nur die Gedanken, die den interreligiösen Dialog beflügeln können, seien hier kurz zusammengefasst. Zunächst einmal die „Begegnungen“: Da ging es nicht nur um Begegnungen mit Menschen, sondern in gleichem Maße um Orte, um Schriften, oder um Teilnahme an Begegnungen anderer. Dann wurden vor allem zwei Aspekte immer wieder betont: Zuerst, darin waren sich alle einig, dass die drei abrahamischen Religionen einander beeinflusst haben und beeinflussen, dass keine davon ohne die anderen beiden denkbar ist, und auch, passend zum aktuellen politischen Streit, dass das heutige Europa und seine Geistesgeschichte von allen drei Religionen geprägt worden ist. Betont wurde, dass der Dialog zwischen den Religionen vor allem in den Differenzen wichtig ist, dass Religion einen „zivilisierten Streit“ nicht nur ermöglicht, sondern sogar gebietet, ja, dass das Streiten uns und die Religionen lebendig erhält, die jeweils eigene im Spiegel der anderen.

Trotzdem, so unterstreicht vor allem Professor Kuschel, ist es wichtig, von den gelungenen Begegnungen und Dialogen zu erzählen, und das haben unsere drei Gäste ausführlich getan, so ausführlich, dass das Gespräch mit dem Publikum etwas zu kurz kam. Je eine dieser Geschichten wollen wir hier kurz festhalten: Imam Idriz erzählt begeistert, dass er erstmalig eine muslimisch-jüdische Hochzeit durchführen durfte. Rabbinerin Goodman-Thau berichtet, dass vor Jahren deutsche Studenten in Jerusalem sie um ein Gespräch gebeten haben und dann den „Sonntagskreis bei Eveline“ ins Leben gerufen haben, einen lebendigen Austausch im Wohnzimmer der Rabbinerin. Professor Kuschel erzählt, wie er bei seinem ersten großen Jerusalem­aufenthalt die Muezzinrufe noch als die Atmosphäre störend empfunden hat – und gibt unbefangen zu, dass er sich dafür später geschämt hat.

Auch das brauchen wir: Die Bereitschaft, dazuzulernen, umzukehren, wo es not­wendig ist, mutig zu sein. Mut wie kaum ein anderer hat der bewiesen, dessen Foto über dem Podium an der Wand zu sehen war: Rupert Neudeck, der für die Menschlichkeit alles riskiert hat, der wenige Tage zuvor verstorben war, und dem dieser Abend gewidmet war.


Abrahams Postamt auf dem Corso Leopold 2016

von Yvonne Baur-Saleh

Zu Füßen der Pappeln, die die Leopoldstraße von der Münchner Freiheit bis zum Sieges­tor säumen, besuchten am zweiten Juniwochenende rund 200.000 Flaneure das Straßenfestival „Corso Leopold“. Teil der Kunst- und Flaniermeile war ein Ensemble aus einer Bühne und drei weißen Pagoden, der so genannte „Kreis der Religionen“.

Religion, auch noch im Plural, auf einem Straßenfest?

Gerade dort, befand Pfarrer Gerson Raabe von der Erlöserkirche, als er 2015 den Kreis der Religionen initiierte. Die zugrundeliegende Idee ist „eine gemeinsame Präsentation Münchner Religionsgemeinschaften im Zeichen von Verständigung, achtungsvollem Miteinander und Menschlichkeit“. Die Freunde Abrahams sind keine Religionsgemeinschaft, doch von Beginn an in den Kreis eingebunden, dem sich seit der Premiere im vergangenen Jahr neue Gruppen angeschlossen haben.

„Zamruckn“ im besten Sinne war also angesagt: Zwei Tage bildeten die Freunde Abrahams mit Aleviten, Baha’i und Quäkern eine Hausgemeinschaft. Die beiden anderen Pagoden teilten sich der Katholische Pfarrverband Altschwabing und die Erlöserkirche mit weiteren christlichen Vereinigungen und dem buddhistischen Verein Wat Thai. Heuer aus Termingründen nicht dabei, aber dem Projekt zugehörig, sind die jüdische Gemeinde Beth Shalom und das Münchner Forum für Islam.

Wie es sich für eine wissenschaftliche Gesellschaft gehört, gestaltete sich unsere Präsenz auf dem Corso als gut sortierter Büchertisch, mit Abrahams Blättern und Abrahams Post, mit Buchpublikationen von Prof. Stefan Wimmer und der Gedenk­schrift für Prof. Manfred Görg.

„Religion verpflichtet zur Offenheit“ – dieses Zitat von Manfred Görg auf dem Banner über dem Tisch repräsentiert die Haltung, die unser Spiritus Rector vorlebte. Von dort, wo er jetzt weilt, freute er sich bestimmt über die vielen Freundinnen und Freunde Abrahams, die den Stand betreuten.

Maßgeblich beteiligt war Brigitte Hutt, die mit Präzision und Geduld die Vereins-arbeit vorstellte. Sie kam mit Passanten ins Gespräch, „die froh waren, dass jemand was macht in Richtung interreligiöser Annäherung“, aber auch mit Menschen, „die Berührungsängste mit einem Verein wie dem unseren“ zeigten. „Manche hatten uns schon im Vorjahr getroffen und freuten sich, dass wir wieder da waren.“ Ihr Fazit: „Unser Auftritt auf dem Corso stand für eine Oase des Hörens und Zuhörens.“ Hermann Benker, der sich schon am Pagodenaufbau beteiligt hatte, diskutierte mit Besuchern und mit Vertretern der Religionsgemeinschaften. Er sah in unserem Stand eine „Ruhezone inmitten des Trubels“. Sein Resümee: „Die Teilnahme am Corso hat sich gelohnt, wenn nur ein gutes Gespräch einen Denkprozess in Gang gesetzt hat.“

Denkprozesse förderte auch die Quizrunde, zu der Stefan Wimmer auf die Bühne einlud. Sein München-Quiz verblüffte sogar Alteingesessene: Orientalische Einflüsse auf Münchner Baukunst waren ihnen zuvor nicht aufgefallen. Beim zweiten Quiz war Bibel- und Koranfestigkeit gefragt und es galt, Zitate über die Herrlichkeit und Gerechtigkeit Gottes, aber auch über Gewalt unter Menschen richtig zuzuordnen. In keinem der beiden heiligen Bücher konnte sich eine ältere Dame Gewaltakte vorstellen und gab nachdenklich ihren ausgefüllten Bogen ab. Mariam Saleh (19), die verantwortlich für die Auswertung der beiden Quiz war, fiel auf, dass gerne in Gruppen gearbeitet wurde. Sie sah in den Fragen „Türöffner für Diskussionen“, auch für Jugendliche, die zufällig vorbeikamen und sich spontan über das Christentum und den Islam unterhielten. Sogar eine junge Theologin und ehemalige Schülerin von Prof. Görg zählte zu den Teilnehmenden. Die Jüngste unseres Teams, Sofia Wimmer (10) meisterte souverän ihr Debüt auf der Corsobühne, als sie, nach ihrer Mithilfe bei der Korrektur, am Mikrophon die Lösungen der Quizfragen bekannt gab.

Für unser zweites Bühnenprogramm konnten wir die Freundin Abrahams, Schau­spielerin und Sprecherin, Tinka Kleffner gewinnen. Nach der Anmoderation von Brigitte Hutt las sie aus Werken der Mystiker Khalil Gibran und Dag Hammarskjöld. So gefühlvoll und in leiser Intensität, dass immer wieder Flaneure innehielten und sich eine kurze Rast gönnten.

Sie lauschten einem Gedicht von Khalil Gibran, in dem es heißt: „Schöpfer, ich bin dein Geschöpf. Aus Ton hast du mich geformt, und was ich bin und habe, schulde ich dir. Aber Gott antwortete nicht. Er entschwand tausend eiligen Flügeln gleich.“

Das Gebet eines Gottsuchenden auf einem Straßenfestival?

Zugegeben, als ich im Vorfeld die Texte für die Lesung zusammenstellte, hatte ich Zweifel: Wieviel Religion ist zumutbar? Sprechen über Gott an einem Büchertisch ist das eine, die Rede zu Gott etwas anderes. Der Programmpunkt vor unserer Lesung stimmte mich zuversichtlich: Als der Posaunenchor der Erlöserkirche ertönte – für mich der erhabenste Moment an diesem Wochenende – mag mancher für sich ein Gebet gesprochen haben.

Warum also nicht mit dem Herzen einstimmen in das Gebet des lyrischen Ichs in Gibrans Gedicht, en passant, auf dem Corso Leopold?

Auch die kleine Lebensweisheit „to go“ aus dem spirituellen Tagebuch von Dag Hammarskjöld mag im Stillen das Gottvertrauen Zuhörender bestärkt haben: „Sorge dich nicht, wohin dich der einzelne Schritt führt. Nur wer weit blickt, findet sich zurecht.“

Weitblick bewiesen hat Pfarrer Gerson Raabe, als er den Kreis der Religionen ins Leben rief. Mögen alle Mitwirkenden weise Schritte gehen, mit Gottes Hilfe!

Ein großer Dank an die Mitarbeiter in „Abrahams Postamt“ und die Akteure auf der Bühne: Hermann Benker, Dr. Hubert Brosseder, Adelgunde Dietrich, Delia Dornier-Schlörb, Dr. Jürgen Faul, Judith Fröhlich, Brigitte Hutt, Dr. Manfred Hutt, Esma Islamovic, Tinka Kleffner, Mariam Saleh, Dr. Michael Usener, Sofia Wimmer und Prof. Stefan Jakob Wimmer. (Anm. d. Redaktion: Ganz vorne in dieser Liste zu ergänzen ist die Autorin!)


Eine Reise wert …

Eindrücke vom Tagesausflug Juli 2016 nach Sulzbach – von Brigitte Hutt

Insolvente Maxhütte, Provinz, Zonenrandgebiet? Weit gefehlt! Eine lebendige Stadt, viel alte Bausubstanz, ansprechend renovierter Stadtkern mit Burg und eine Fülle an Historie, so präsentiert sich Sulzbach, Teil von Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz. Die komplizierte Geschichte der Pfalzgrafen und der Wittelsbacher Herrscher ganz kurz gefasst: Sulzbach ist die eigentliche und ältere Residenz­stadt der Wittelsbacher, hier liegt sogar die Stammmutter „unserer“ Münchner Könige begraben.

Über Jahrhunderte hinweg bestimmte der Erzbergbau die hiesige Wirtschaft. Kluge Lokalpolitiker haben die Region in den letzten Jahrzehnten so umstrukturieren können, dass die hohe Arbeitslosigkeit durch den Konkurs der Maxhütte vollständig kompensiert werden konnte. Der Bürgermeister persönlich erzählt uns das mit Stolz und fügt hinzu, wenn es einer Stadt so gut gehe, habe sie auch die Verpflichtung, Geld für die Aufarbeitung und Präsentation ihrer Geschichte auszugeben. Das hat sie getan: Die restaurierte Synagoge ist nicht nur ein würdiger Veranstaltungsraum, sondern präsentiert einen weiteren Geschichtsaspekt. Sulzbach war das europaweit bekannte Zentrum für hebräischen Buchdruck. Darüber hinaus gab es christliche Druckereien (lange Zeit für jede Konfession eine), und in einer davon erschien die katholische Antwort auf die Lutherbibel, die bis zur Herausgabe der Einheitsüber­setzung genutzte Bibelübersetzung des Sulzbachers Joseph Franz von Allioli. In der Druckerei Seidel, die Ende des 18. Jahrhunderts alle anderen Druckereien aufkaufte und in historischen Räumen bis vor weniger als 100 Jahren noch arbeitete, kann man die alten Maschinen besichtigen und die Atmosphäre des Hauses sogar bei Kaffee und Kuchen genießen.

Der Hauptanlass für unseren Besuch jedoch war die Toleranzpolitik des Herzogs Christian August, der nach dem 30jährigen Krieg kurzerhand ein Simultaneum einrichtete: Alle christlichen Konfessionen waren nicht nur zugelassen, sondern Stadtkirche und zugehörige Bauten wurden gemeinsam genutzt – was allerdings heftige Konkurrenzkämpfe nicht verhinderte, und eigentlich waren die Konfessionen ganz froh, als nach 300 Jahren wieder eine „normale“ Nachbarschaft eingerichtet wurde. Trotzdem: Es war eine Politik des Zulassens jeder und nicht des Aufzwingens einer Konfession. Christian August siedelte darüber hinaus Juden in der Stadt an und förderte deren Gemeindebildung. Auch dabei führte allerdings der gut gemeinte Ansatz zu denselben Problemen und Benachteiligungen innerhalb der Bevölkerung wie in anderen Städten auch. Die ungewöhnliche Politik traf auf gewöhnliche Menschen. Ob wir heute daraus lernen können?


Fehlt dem Islam eine Aufklärung?

von Brigitte Hutt, zum Vortrag von Professor Dr. Frank Griffel am 27. Juli 2016

Der Vortrag des amerikanischen Islamwissenschaftlers Griffel hat wieder einmal gezeigt, wie viel Halbwissen in der westlichen Welt noch über den Islam herrscht und wie schwer die vertrauten eurozentrischen Bilder aus den Köpfen zu bekommen sind – nicht nur bei uns Zuhörern in der Stadtakademie, sondern nach Griffels Aussagen auch bei den Wissenschaft­lern selbst, die gerade erst wieder­entdecken, was in der arabisch-islamischen Kernwelt zwischen 1300 und 1800 in punkto Philosophie und auch Theologie (da gab es eine Symbiose im Islam) erarbeitet wurde.

Aufklärung, so erinnerte Prof. Griffel uns, war eine Strömung, die in Europa gegen die Macht der Kirche die Menschen wieder dazu bringen wollte, selbst und selbständig zu denken, ihren eigenen Weg und ihre eigenen Entscheidungen zu finden. Dass dazu auch die Trennung von Kirche und Staat gehörte, lag eben genau an dieser überwältigenden Macht, die die Kirche in Europa ausgeübt hat. Einen ebenso institutionalisierten Islam hat es nicht gegeben, gibt es bis heute nicht. Was wir in islamischen Ländern als Parallele zur Kirchenmacht empfin­den, ist die staatliche Vereinnahmung des Islam, und davon gibt es genug Beispiele.

Was andererseits wir hierzulande von arabischer Philosophie begriffen haben, ist zumeist nur das, was über „Al Andalus“ zu uns gekommen ist: Die Araber haben die griechischen Klassiker, allen voran Aristoteles, in ihre Sprache übersetzt und damit ihre klassische Philosophie begründet, und durch sie und über sie sind dann lateinische Übersetzungen wiederum an die großen europäischen Universitäten des Mittelalters gekommen.

Aber, so führte Griffel aus, die arabische Philosophie wurde weiterentwickelt, in Irak, Iran, Syrien, Afghanistan, also in Ländern, aus denen damals keine Kunde zu uns gedrungen ist. Die so genannte nach-klassische Philosophie dort entwickelte nun ein System der Ambiguität: Es wurden Thesen wie Antithesen analysiert, durchdacht, diskutiert – und dann wurde dem Leser oder Hörer überlassen, sich für eine Lösung zu entscheiden. Nachahmung von Lehrautoritäten, eigentlich ein altes Prinzip des Islam, war zu jener Zeit verpönt, Studium sollte in Entscheidungsfreiheit münden.

Diese erstaunliche Art der philosophischen Gelehrsamkeit wurde ab 1798 in kürzester Zeit vernichtet mit der Eroberung und Kolonialisierung der meisten arabischen Länder. Um den Anschluss an die (europäische) Moderne zu schaffen, die in vielerlei Bereichen Verbesserung anbot – es seien nur Gesundheitswesen und technische Wissenschaften erwähnt – wurden traditionelle Bildung und Gesetz­gebung durch europäische ersetzt. Gedankengut ging verloren und kann heute nur mühsam wiedergefunden werden.

Die Restauration der islamischen Welt im 20. und 21. Jahrhundert ist die Antwort auf diese kulturelle Entwurzelung, ist der Versuch, mit Gewalt zu den Wurzeln zurückzufinden. Europäisches Gedankengut wiederum darüberstülpen zu wollen mit dem Ziel, diesen Ländern zu sagen, was richtig und was falsch ist, macht es nicht besser. Sie müssen ihren eigenen Weg (wieder)finden.

Wir – geschuldet auch den Schlagzeilen – empfinden den Islam heute vor allem fundamentalistisch, aber die wenigsten Muslime sind so. Nur sind die Fundamenta­listen wie überall die lautesten, und leider auch die gewalttätigsten.

Und da kommen wir zu den Bildern in den Köpfen: Wenn es uns unverständlich ist, wie Muslime die Welt sehen, dann, so empfiehlt Griffel, sollten wir bei ihnen nachfragen. Sie selbst fragen, warum sie z. B. Erdogan so schätzen, fragen, warum sie einzelne Vorkommnisse, auch Terroranschläge, anders sehen als wir, was sie darin sehen. Nicht über Muslime reden, sondern mit ihnen. Dialog statt Vorurteil.

Braucht der Islam eine Aufklärung? Prof. Griffel empfiehlt, in guter alter Tradition die Antwort nach genauer Prüfung – selbst zu suchen.


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Aus München und Umgebung

Neu: ein Rat der Religionen für München

von Stefan Jakob Wimmer

Am 13. Juli 2016 ist ein Stück Münchner Stadtgeschichte geschrieben worden. Die Stadt, die von Mönchen gegründet und über viele Jahrhunderte stark von einer Konfession dominiert wurde, hat einen „Rat der Religionen“ gegründet, dem gleich­berechtigt Vertreterinnen und Vertreter von katholischen, evan­geli­schen, orthodoxen und orientalischen Christen, von Juden, Muslimen, Aleviten und Buddhisten angehören.

Im CVJM in der Landwehrstraße kamen die neun Mitglieder des Sprecherrates und 45 von den Religionsgemeinschaften benannte Mitglieder zur Gründungs­versamm­lung zusammen. Im Festvortrag referierte Prof. Dr. Mathias Rohe vom Zentrum für Islam und Recht in Europa der Universität Erlangen zur Frage „Wie kann das Zusammenleben der Religionen gelingen?“. Er stellte eindrücklich dar, wie der säkulare Staat – und nur ein solcher! – die freie, gleichberechtigte Religionsausübung ohne Unterschied garantieren kann, von der der Staat selbst wiederum profitiert. Das Zusammenleben gelingt, wenn Religionen dienen, nicht herrschen.

Als Vertreter der Politik sprachen Stadtrat Cumali Naz in Vertretung von Ober­bürger­meister Reiter und Landrat Christoph Göbel für den Landkreis München. Stadtdekanin Barbara Kittelberger von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg von der Erzdiözese München und Freising leiteten die Veranstaltung. Ihre Kirchen werden bis auf weiteres alternierend die Geschäftsführung des Rates der Religionen übernehmen.

Dem Sprecherrat gehören an:

  • Abuna Deuscoros El-Antony für die Koptisch-Orthodoxe Kirche
  • Dr. Thomas Barth für die Deutsche Buddhistische Union
  • Imam Benjamin Idriz für das Münchner Forum für Islam
  • Aykan Inan für den Muslimrat München
  • Ergin Karakoc für die Alevitische Gemeinde München
  • Stadtdekanin Barbara Kittelberger für das Evangelisch-Lutherische Dekanat München
  • Steven Langnas für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern
  • Erzpriester Apostolos Malamoussis für die Griechisch-Orthodoxe Metropolie
  • Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg für die Seelsorgsregion München in der Erzdiözese München und Freising

Die Gründung eines interreligiösen Rates war erstmals angeregt worden, als im Juli 2010 der damalige Landesbischof Johannes Friedrich im Islamischen Forum Penzberg empfangen wurde. Imam Benjamin Idriz schlug bei der Gelegenheit vor, ein solches Gremium zu schaffen, in dem sich Reprä­sentanten der Religions­gemein­schaf­ten zu einem beständigen Austausch vernetzen und gemeinsame Positi­o­nen zu religiösen und gesellschaftlichen Fragen formulieren.

Landesbischof Friedrich erwiderte damals (http://www.islam-penzberg.de/?p=443): „Das sollten wir machen.“ – Manchmal benötigen richtig gute Projekte eben sehr viel mehr Zeit als zunächst erhofft …


Noch ein weiter Weg zum MFI

von Stefan Jakob Wimmer   

In der vorigen Ausgabe der „Abrahams Post“ (Frühjahr/Sommer 2016) war unter der Überschrift „Aktuelles zum MFI: Durchbruch oder Aus?“ zu lesen, dass die von der Landeshauptstadt dem Projekt „Münchner Forum für Islam“ gesetzte Frist für den Erwerb des Grundstücks an der Dachauer Straße (im so genannten „Kreativquartier“) letztmalig bis zum 30.6.2016 verlängert worden war. Und was es bedeuten würde, wenn es nicht gelingen würde, diese Frist einzuhalten:

„Alle, die bereits gespendet haben, bekämen in dem Fall ihr Geld zurück (es sei denn, die hätten es ausdrücklich für andere Verwendung im Sinne des Projekts verfügt). Aber die Stadt München stünde dann ohne das Potential eines im Stadtbild sichtbaren und wirksamen Islamverständnisses für das 21. Jahrhundert da, das für ein friedliches Miteinander einsteht und sich für Gleichberechtigung, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit starkmacht, und stünde mit allen Heraus­forderungen, die das Zusammenleben auch vor dem Hintergrund der Zuwanderung muslimischer Flüchtlinge mit sich bringt, alleine da. Nicht nur Muslime, sondern wir alle wären dann die Verlierer.“ (AP 28/ 2016, S. 20).

Wie schon umfangreicher Medienberichterstattung zu entnehmen war, ist dieser Fall eingetreten. Wir geben dazu die Presseerklärung des MFI vom 28.6.2016 wieder:

Oberbürgermeister Reiter und die Fraktionen des Stadtrats haben unserer Initiative MFI nach mehrmaliger Verlängerung eine endgültige Frist bis 30.6.2016 gesetzt, um die für den Erwerb des Grundstücks an der Dachauer Straße (Kreativquartier) erforderliche Summe von rund 4,5 Mio. Euro nachzuweisen.

Wie wir zeitnah bekannt gemacht hatten, erhielten wir gegen Ende des vergangenen Jahres eine Zusage durch einen privaten Spender aus Saudi-Arabien. In einer schriftlichen Erklärung sagte er den Betrag zu, bekannte sich zur inhaltlichen Ausrichtung des MFI und schloss jedwede Einfluss­nahme explizit aus.

Aufgrund von Entwicklungen auf politischer Ebene, auf die weder wir noch der Spender Einfluss haben, wurde die Zahlung verhindert. Wir haben uns seitdem nach Kräften um eine Klärung der Situation bemüht. Leider hat der Spender uns vor wenigen Tagen seine endgültige Absage brieflich mitgeteilt. In dem Schreiben wird noch einmal als Begründung bestätigt, dass seine Unterstützung für das Projekt durch die saudische Regierung verhindert wird: „Wir bitten zu entschuldigen, dass unsere Unterstützung zur Verwirklichung des Projekts ‚Münchner Forum für Islam‘ nicht erfolgt, weil uns die Genehmigung der höchsten amtlichen Stellen versagt wird.“ (20.6.2016).

Für das Wohlwollen, das die Landeshauptstadt München, allen voran der damalige OB Christian Ude sowie der amtierende OB Dieter Reiter, für unsere Initiative mit der Reservierung des Grundstücks im Kreativquartier und der mehrmaligen Verlängerung der Frist bewiesen hat, sind wir dankbar. Wir dürfen stolz darauf sein, dass unser Einsatz für den Islam, wie wir ihn verstehen, und darauf aufbauend für das gelingende Miteinander in München eine ein­drucksvolle Breite an Unterstützung findet, die sich durch alle demo­kratischen Parteien und Fraktionen zieht, die Religions­gemein­schaften umfasst, gesell­schaftliche und kulturelle Institutionen und Verbände, Unter­nehmen, Medien und zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger. Namhafte Mitglieder aus allen diesen Bereichen spiegeln diesen Zusammen­halt in eindrucksvoller Weise im Kuratorium des MFI wieder.

Auf das gemeinsam Erreichte wollen wir weiterhin aufbauen. Die Muslime in München wie auch die Mehrheitsgesellschaft sind gleichermaßen angewiesen auf das vertrauensvolle Zusammenwirken für unsere offene, freie, tolerante und sichere Gesellschaft ebenso wie gegen Konfrontations­denken, Menschenfeind­lich­keit und Extremismus aus welcher Richtung auch immer. So wie wir uns in den vergangenen Jahren dafür stark gemacht haben, wollen wir uns auch weiterhin unverändert einsetzen. Wir wissen alle, dass hier noch ein weiter Weg vor uns liegt, den wir gemeinsam zu bewältigen haben.


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Aus aller Welt

Tage des Terrors

Vom Anschlag in Nizza am 14.7. bis zur Ermordung des Priesters in Nord­frankreich am 26.7. waren Frankreich, die Türkei und Deutschland von Schreckens­meldungen heimgesucht, besonders auch Bayern. Das Münchner Forum für Islam (MFI) hat dazu u. a. die folgenden Presseerklärungen herausgegeben, die wir hier wiedergeben und denen wir uns inhaltlich anschließen möchten:

Zum 14. Juli: Anschlag in Nizza: „Euer Hass kommt nicht aus unserer Religion!“

Wieder ein Freitag der Trauer! Mit Nizza wird wieder eine Stadt in die lange Reihe der Orte von Istanbul und Bagdad, Brüssel und Paris und vielen mehr eingereiht, wo schreckliche Verbrechen über unschuldige Menschen gebracht wurden.

Wenn die Täter und die, die mit ihnen sympathisieren, vorgeben und sich womöglich selbst einreden, Muslime zu sein, dann dürfen und werden wir Muslime nicht aufhören, uns ihnen in den Weg zu stellen und zuzurufen: Euer Hass kommt nicht aus unserer Religion! Eure Gewalt kommt nicht von unserem Propheten!

Hört auf, die Welt irrezuführen und den Islam zu stigmatisieren!

Wendet euch dem allbarmherzigen Allah zu, damit er euch auf Seine Wege des Glaubens, der Vernunft und der Menschlichkeit zurückführt.

Zum 15. Juli: Putschversuch in der Türkei

Wir stehen heute zusammen in Trauer über die Opfer der vergangenen Nacht! Der sinnlose Versuch, mit Gewalt und Unrecht die Macht über die Türkei zu übernehmen, ist am Mut unzähliger Männer und Frauen gescheitert, die sich den Waffen in den Weg gestellt haben. Wir beten weiter für Frieden und Freiheit aller Menschen in der Türkei und dafür, dass Allah sie auf den Weg der Versöhnung führen möge!

Zum 22. Juli: Amoklauf von München

Muslime wie Nicht-Muslime in München sind entsetzt über die vergangene Nacht!
Wir stehen jetzt zusammen in Trauer über die Opfer, wünschen den Ange­hörigen Kraft und unserer ganzen Stadt München Mut und Besonnenheit. Geduldig sollten wir abwarten, bis die Behörden Gesichertes über die Hinter­gründe und das Motiv des Täters bekannt geben können. Jetzt schon wollen wir der Münchner Polizei für ihren Einsatz danken. Das Münchner Forum für Islam (MFI) und andere Moscheen haben, genauso wie unzählige Bürger, über Nacht ihre Häuser für Menschen geöffnet. Dieser gemeinsame Geist der Mitmenschlichkeit soll Münchens Botschaft aus dieser schrecklichen Nacht sein!

Zum 26. Juli: Überfall auf betende Menschen in einer Kirche und die barbarische Ermordung des Priesters

Der Koran ruft ausdrücklich zum Schutz von Kirchen, Synagogen und Moscheen gleicher­maßen auf, „in denen allen der Name Gottes angerufen wird“ (Sure 22:40) und er stellt voll Hochachtung fest: „Du findest, dass diejenigen den Gläubigen am nächsten stehen, die sagen: ‚Wir sind Christen‘; weil unter ihnen Priester und Mönche sind und sie sind nicht hochmütig.“ (Sure 5:82).

Diejenigen, die heute ein weiteres Mal in Frankreich mit dem feigen Überfall auf betende Menschen in einer Kirche und der barbarischen Ermordung des Priesters Jacques Hamel eine unmenschliche Grausamkeit begangen haben, verstehen vom Islam nichts. Nicht die Fundamente und nicht, was auf den Fundamenten fußt. Nichts von der Barmherzigkeit Gottes und nichts von Seinem Koran.

Deshalb dürfen wir sie nicht „Islamisten“ nennen, denn damit geben wir ihrer Selbst­täuschung oder ihrem Bestreben, andere zu täuschen, recht. Gemeinsam müssen wir ihnen in den Weg treten und sie entlarven und von Missbrauch des Islam sprechen, von den Islam missbrauchenden Verbrechern und Wahnsinnigen.

Für den ermordeten Priester und alle Opfer der Gewalt dieser letzten Tage beten wir, dass Gott sie mit dem Frieden Seines Paradieses beschenken möge.

Imam Benjamin Idriz


Kondolenzbesuch von Muslimen bei der Katholischen Kirche

Auf Initiative des MFI haben Münchner Imame ihr Entsetzen und Abscheu vor dem feigen Überfall auf betende Menschen in einer Kirche und der barbarischen Ermordung des Priesters in Frankreich mit einem Besuch bei Domkapitular Rupert Graf zu Stolberg, Bischofsvikar für die Seelsorgsregion München am Freitag, 29.7. zum Ausdruck gebracht. Für die Besucher formulierten Imam Idriz vom MFI, Ahmad al-Khalifa vom Islamischen Zentrum Freimann und Aykan Inan von DITIB in kurzen Ansprachen, dass für sie ein Angriff auf eine Kirche wie ein Angriff auf eine Moschee ist, und die Tötung eines Priesters wie die Tötung eines Imams. Sie solidarisierten sich mit den christlichen Kirchengemeinden.

Anwesend waren außerdem Stadtdekanin Barbara Kittelberger von der Evangelisch-Lutherischen Kirche und Ordinariatsrätin Gabriele Rüttiger. Bischofsvikar Stolberg äußerte seine große Dankbarkeit für diese Geste.

(aus: MFI-Newsletter Nr. 6, 31.7.2016)


Solidarität mit IDIZEM

von Stefan Jakob Wimmer

Wir haben uns in der Vergangenheit so gut wir konnten gegen Vorwürfe stark gemacht, die unseren Freunden von der Islamischen Gemeinde Penzberg mehrere Jahre lang das Leben zur Hölle machten. Sie gingen von extremistisch islamfeind­lichen Kräften, aber auch von sehr hohen staatlichen Behörden in Deutschland, dem Bayerischen Innen­ministerium und dem Landesamt für Verfassungsschutz aus (von wo aus sie glücklicherweise eingestellt wurden). Aktuell müssen wir miterleben, wie erneut muslimische Freunde angegriffen werden, diesmal aus ganz anderer Rich­tung und in noch viel erschreckender Dimension.

Der Autor dieses Beitrags und Vorsitzende der Freunde Abrahams gilt in der Türkei heute als „Unterstützer einer Terrorbewegung“. Nicht die Freunde Abrahams selbst sind damit gemeint – obwohl es eigentlich nur konsequent wäre, wenn die Erdoğan-Regierung auch uns so stigmatisieren und verfolgen würde, schließlich ist IDIZEM als Institution Mitglied der Freunde Abrahams und zugleich der Münchner Ableger der von Fethullah Gülen inspirierten Hizmet-Bewegung. Ich selber bin meinerseits Mitglied im Beirat von IDIZEM, einem Gremium diverser Persönlichkeiten und Freunde, die das Wirken des „Inter­kulturellen Dialogzentrums München e. V.“ seit vielen Jahren gut kennen, mit viel Sympathie verfolgen und deshalb gerne nach Kräften beratend zur Seite stehen. Um das gleich vorwegzunehmen: Wir haben unseren Freunden von IDIZEM nicht geraten, einen Putsch in der Türkei zu inszenieren.

Präsident Erdoğan hat noch in der Putschnacht selbst das weltweite Netzwerk des in den USA lebenden türkischen Predigers Fethullah Gülen zu Schuldigen erklärt. Ohne Anklage, ohne Prozess, ohne Beweise. Wer es in der Türkei wagen würde, auch nur nachzufragen, würde sich selbst dem Zorn des Präsidenten und der Volkswut ausliefern und sofort selbst zum Gülenisten erklärt, zur „Metastase eines Krebsgeschwürs“.

Erdogan und seine AK-Partei haben bekanntlich viele Jahre lang nahezu identische Ziele gemeinsam mit der Gülen-Bewegung verfolgt und unter­scheiden sich bis heute nicht darin, dass sie den religiösen Gefühlen und Traditionen der türkischen Bevölkerung wieder mehr Raum im öffentlichen Leben einräumen wollen, nachdem sich der Staat seit Atatürk (nicht als in einem westlichen Sinne säkular, sondern) als religionsfern bis religionsfeindlich definiert hat. Es bestand daher schon lange ein ausgeprägter Gegensatz zwischen den gemeinsamen Anhängern Erdoğans (auf politischer Ebene) und Gülens (auf spiritueller Ebene) einerseits gegenüber dem kemalistischen Sektor, der traditionell von der Armee gestützt wurde. Der Bruch zwischen Erdoğan und Gülen hat keine ideologischen Differenzen zum Inhalt, sondern brach vor etwa drei Jahren offen aus, als der Prediger dem damaligen Ministerpräsidenten zu viel Machthunger vorwarf und nicht mehr bereit war, alle dessen Schritte, wie z. B. die Beschimpfung der für mehr Demokratie protestierenden jungen Menschen am Gezi-Park als „Terroristen“ und die Gewalt gegen sie, kritiklos zu decken.

Unbestritten ist, dass der Putsch von Teilen der türkischen Armee ausging. Dass Erdoğan selbst die Vorgänge inszeniert habe, ist trotz der naheliegenden Frage nach dem cui bono wenig glaubwürdig. Dass aber Anhänger Gülens aus der Armee heraus gewirkt haben sollen, würde angesichts des jahrzehntelangen Gegensatzes zwischen beiden zumindest Fragen aufwerfen, die in der Türkei niemand mehr stellen darf. Fethullah Gülen selbst hat in deutlichen Worten den Putsch verurteilt. Sein Islamverständnis ruft zu Bildung, zu Dialog mit anderen Religionen und zu freiwilligem Einsatz auch in unternehmerischer Hinsicht auf und lehnt Terror und Gewalt vehement ab. Zu den Grundmaximen von Hizmet gehört das Konzept von „Ikhlâs“, d. h. „Aufrichtigkeit, Integrität“: Das, was ihr tut, muss identisch sein – so fordert Gülen seine Anhänger auf – mit dem, was ihr sagt und mit dem, was ihr denkt. Dass hinter all dem stattdessen eine „hidden agenda“, ein bewusst verborgen gehaltener Plan nach Machterschleichung stünde, war immer ein Vorwurf der Säkularisten, geboren aus der Angst heraus, dass Religion wieder ein dominanter Faktor im türkischen Staat werden sollte. Dass dieselben Vorwürfe nun von denen ausgehen, die selber genau diese Zielrichtung vorantreiben, gehört zu den inneren Wider­sprüchlichkeiten der zutiefst zerrissenen, türkischen Gesellschaft – vor denen man aus Außen­stehender wohl letztlich nur kapitulieren kann.

Die Türkei ist jedoch keine Insel, und was dort vor sich geht, betrifft nicht nur Türken. Es betrifft uns ganz unmittelbar, wenn die blindwütige Hexenjagd gegen die, die als Feindbild und Sündenböcke vorgegeben und zu Un­menschen erklärt werden, über das Land hinausschwappt und sogar, wie es bereits geschieht, von der türkischen Regierung und der ihr zugeordneten Religions­behörde Ditib auch im Ausland propagiert und gesteuert wird.

Was auch immer an den Vorwürfen gegen Gülen selbst, gegen seine Anhänger oder gegen solche, die seine Bewegung womöglich missbraucht hätten, zutrifft, würde sich nur in rechtsstaatlich einwandfreien Verfahren klären lassen. Dass solche in dem aktuellen, von der eigenen Regierung geschürten Klima in der Türkei nicht vorstell­bar sind, liegt auf der Hand.

Von unseren Freunden von IDIZEM wissen wir jedenfalls, dass sie nicht nur nichts Fragwürdiges oder Schlechtes tun oder getan haben, sondern dass sie seit Jahren mit bewundernswertem Engagement sehr viel Gutes für das Zusammenleben in Deutschland bewirkt haben. Unsere Freunde von IDIZEM müssen sich nicht dafür rechtfertigen, wenn der türkische Präsident sie zu „Terroristen“ erklärt. Es sind vielmehr die Hetzer und Hexenjäger, die sie stigmatisieren und bedrohen, welche für das, was sie sagen und tun, zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Unsere Freunde von IDIZEM werden sich in ihrem glaubwürdigen Einsatz für das Mit­einander in Deutschland hoffentlich nicht beirren lassen, wiewohl die aktuelle Entwicklung alle, die sich so engagiert haben, existentiell erschüttert. Wir sind jetzt gefragt, ihnen zur Seite zu stehen.


Acht Gebote für Muslime und Christen

von Hubert Brosseder

Der Altmeister der katholischen Religionspädagogik Werner Trutwin, der sich in seiner Schullaufbahn einen Namen als ausgewiesener Kenner der Weltreligionen gemacht hat und von dem viele Lehrbücher für den katholischen Religionsunterricht stammen, hat in der Ausgabe 29/2016 von „Christ in der Gegenwart“ eine Veröffentlichung des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken vom 24. Mai 2016 besprochen, die für die Leserinnen und Leser der Abrahams Post von größter Bedeutung sein dürfte: „Keine Gewalt im Namen Gottes! Christen und Muslime als Anwälte für den Frieden“. Darin rufen Christen und Muslime dazu auf, für ein friedliches und barmherziges Miteinander aller Menschen einzutreten und jeder Form von Gewalt, Unterdrückung, Unrecht, Unfrieden, Not und Angst entgegenzu­wirken. Renommierte Vertreterinnen und Vertreter des Gesprächskreises „Christen und Muslime beim ZdK“ (aus München ist Dr. Andreas Renz dabei) sind die Unterzeichner dieser Erklärung, an der sie jahrelang gearbeitet haben. Zu ihnen gehören Politiker, Bibel- und Korankundige, Integrations- und Dialogbeauftragte aus den deutschen Diözesen sowie Frauen und Männer aus der praktischen Bildungsarbeit.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung kommt zur rechten Stunde. Unsere gegenwärtige Realität ist ja geprägt davon, dass in der einen Gegend der Welt islammiss­brau­chen­der Terror die Menschen (darunter auch viele Muslime) in Angst und Schrecken versetzt, und in anderen Teilen der Welt werden Muslime verfolgt und unterdrückt. In Deutschland ist die Angst vor Muslimen verbreitet, durch die alle Muslime unter Generalverdacht geraten, in anderen Ländern müssen Muslime Angst vor christlichen Fanatikern haben.

Was macht die Erklärung so wertvoll und notwendig? Wertvoll ist sie, weil sie eine Sprache spricht, die jeder verstehen kann und auf theologisch differenzierendes Vokabular verzichtet. Notwendig ist sie, weil sie helfen könnte, Ängste vor dem Islam zu nehmen. Im Kern sind es 8 „Gebote“, die den Weg zu einem dauerhaften Frieden möglich machen können. Sie lautet:

Erstes Gebot: Gott kann nicht zur Rechtfertigung von Töten und Gewalttaten in Anspruch genommen werden. Wer das tut, betreibt Gotteslästerung!

Zweites Gebot: Heilige Kriege gibt es nicht. Gott will den gerechten Frieden. Daran muss sich menschliches Handeln ausrichten.

Drittes Gebot: Als Christen und Muslime verurteilen wir jedweden Fundamentalis­mus, Radikalismus, Fanatismus und Terrorismus.

Viertes Gebot: Bibel und Koran wollen die Menschen zu Gerechtigkeit und Frieden führen. Gewalttexte in den Heiligen Schriften müssen in ihrem Kontext ausgelegt und verstanden werden. Das ist die bleibende Aufgabe für Schule, Studium, Erwachsenenbildung und für die neuen sozialen Medien.

Fünftes Gebot: Die Ausbreitung des Glaubens darf niemals mit Zwang und Gewalt geschehen. Christentum und Islam haben sich daher auch ihrer Schuld­geschichte zu stellen.

Sechstes Gebot: Gemeinsam sprechen wir uns für die Achtung des Menschen­rechts auf Religionsfreiheit aus. Das impliziert auch das Recht, sich zu keiner Religion zu bekennen oder seine Religion zu wechseln.

Siebtes Gebot: Feindbilder sind zu erkennen und zu überwinden. Daher brauchen Christinnen und Christen Basiswissen über den Islam, Musliminnen und Muslime Basiswissen über das Christentum. Förderlich dazu sind Begegnung, Kennen­lernen und Freundschaften.

Achtes Gebot: Gewaltprävention ist die Aufgabe aller religiösen Menschen. Im Vertrauen auf Gott ist der Mensch in der Lage, sich selbst nicht an die oberste Stelle zu setzen, sondern sein eigenes Ego zurückzunehmen. Das ist nämlich der erste Schritt, um zu einer menschlich freundlichen Verhaltensweise – sowohl im Alltag des eigenen Lebens, als auch in internationalen Kontexten – zu gelangen.

Die Erklärung endet mit folgendem Friedensgebet:

Barmherziger Gott,

unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Volk, Hautfarbe oder Religion.

Du hast uns erschaffen, damit wir miteinander in Frieden leben als Schwestern und Brüder.

Gib uns Mut, Ideen und Kraft, miteinander für mehr Gerechtigkeit und Frieden auf dieser Erde zu arbeiten.

Lass uns heute damit beginnen. Wir vertrauen auf deine Hilfe. Sei gelobt und gepriesen! Amen

 


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Die gute Nachricht – viele gute Nachrichten

Die beste Lehrerin der Welt!

Es muss eine sehr eindrucksvolle Zeremonie in Dubai gewesen sein. Im Publikum saßen Hollywood-Stars wie Salma Hayek und Politiker wie der britische Ex-Premier Tony Blair, und die Bekanntgabe der Gewinnerin erfolgte per Videoschaltung aus dem Vatikan – durch Papst Franziskus persönlich! Der „Weltlehrerpreis“, den die Londoner Varkey-Stiftung unter 8.000 Bewerber/innen vergab, ging an: Hanan al-Hroub, Grundschullehrerin in einem Dorf bei Ramallah, Palästina.

Die 43-jährige Mutter von fünf Kindern war in einem Flüchtlingslager bei Betlehem unter Gewalterfahrungen groß geworden und vertritt heute als oberstes Bildungsziel: „Nein zur Gewalt. Wir müssen unsere Kinder lehren, dass unsere einzige Waffe das Wissen ist.“ Das Preisgeld von einer Million Dollar soll in entsprechende Erziehungs­programme fließen. Dazu wünschen wir der Lehrerin, die an sich und an den Frieden glaubt, alles Glück der Welt – „denn“, so sagt sie, „Lehrer können die Welt verändern.“

(Quelle: SZ v. 19./20.3.2016)

König Abdullah renoviert das Grab Jesu

Jerusalem-Touristen schütteln in der Regel den Kopf über die verworrenen Verhältnisse in der Grabeskirche, wo sich die diversen Konfessionen traditionell und erbittert um ihre Rechte streiten, um die Besitz­verhältnisse. Deshalb ist es schon eine sensationelle Nachricht, dass sich nun Griechen und Lateiner, Armenier, Syrer und Kopten auf eine gemeinsame Renovierung der Ädikula geeinigt haben, jener zentral unter der großen Kuppel gelegenen Kapelle, die als das Grab Christi verehrt wird. Möglich wurde diese Einigung, weil der jordanische König Abdullah II. seine Beteiligung an den Kosten, aus dem Privatbudget, zugesagt hat. Ein (nach dem Selbstverständnis der Haschemiten­dynastie in Jordanien) direkter Nach­komme des Propheten Mohammed finanziert die Renovierung der heiligsten Stätte der Christenheit. Auch das ist der Nahe Osten.

(Quelle: Welt und Umwelt der Bibel 3/2016)

„Café Abraham“ in München gegründet

Jüdische, christliche und muslimische Studierende haben mit Unterstützung des Rabbiners Steven Langnas das so genannte „Café Abraham“ ins Leben gerufen; dieses führt bereits an anderen deutschen Hochschulstandorten erfolgreich Studenten der drei Religionen zum Dialog zusammen. Im zurückliegenden Sommer­semester trafen sich die Studierenden mehrmals in wechselnden Räumen, um gemeinsam aus Bibel und Koran zu lesen und sich über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und schwierige Aspekte der Schriften auszutauschen. Ziel des studentischen „Café Abraham“ ist es, in öffentlichen Räumen wie Cafés oder Kneipen zum Gespräch zusammenzu­kommen, um so nach außen hin präsent und für Neugierige und Interessierte ansprechbar zu sein. Dieses Ziel werden die Verantwortlichen des Münchner „Café Abraham“ auch im Wintersemester weiter verfolgen.

Und noch zwei gute Nachrichten, die unmittelbar die Freunde Abrahams betreffen:

Professor Wimmer

Es ist nur ein „außerplanmäßiger Professor“. Das bedeutet: mit dem Titel, den unser 1. Vorsitzender am 22. Juni 2016 auf Antrag der Kulturwissen­schaft­lichen Fakultät vom Präsidenten der LMU verliehen bekam, ist – wie bisher schon als Privatdozent (PD) – keine Anstellung und kein Gehalt verbunden. Trotzdem ist es eine gute Nachricht: Die Freunde Abrahams haben wieder einen „Prof.“ als Vorsitzenden. Wir gratulieren ihm und uns!

Katholisch-theologische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität plant „Interreligiöse Theologie“

Die katholisch-theologische Fakultät der Münchner LMU plant, ab dem Wintersemester 2017/18 einen Zertifikatskurs für die Theologie des Interreligiösen Dialogs als Zusatzqualifikation für Studierende anzubieten. Der Kurs soll sich über vier Semester erstrecken und für Hörer aller Fakultäten zugänglich sein. Für die inhaltliche wie formale Vorbereitung des Kurses wurde zum 1.9.2016 eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle an der Fakultät eingerichtet. Unser Vorstands­mitglied Judith Fröhlich wurde mit der Stelle betraut und wird demnach über die weiteren Entwicklungen aus erster Hand informieren können.


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BUCHTIPPS

Helga Ballauf: Orientalischer Aufbruch
Wie das Weltwissen in den Westen kam

Für Freunde Abrahams ist die Einsicht nicht neu, dass die so genannte westliche Zivilisation seit vielen Jahrhunderten reichlich aus dem schöpft, was wir dem Orient verdanken. Trotzdem ist es immer wieder lohnend, wenn – so wie es die Münchner Journalistin Helga Ballauf hier leistet – eine Auswahl solcher Anleihen, die weit in die Fundamente unserer Kultur hineinreichen, vor Augen geführt wird.
Herausgekommen ist ein in Format und Lesbarkeit angenehmes Büchlein voller Fakten und Zusammenhängen zu Philosophie, Wissenschaft und Technologie aus dem arabisch-islamischen Kulturraum. Der Versuch einer Antwort der Autorin auf die Frage „Warum die arabische Wissenschaft versiegte“ mündet in einen Aufruf, dem wir uns anschließen wollen: „Bauen wir Brücken“.

Verlag BoD-Books on Demand 2016, 114 S., ISBN 978-3-7412-4932-7, € 7,90

 

Thomas Bauer: Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams

Wenn Sie von den Erkenntnissen des Historikers Griffel (siehe Vortrag „Braucht der Islam eine Aufklärung?“) genauso ins Nachdenken gekommen sind wie die Veranstalter und darüber Genaueres lesen möchten, versuchen Sie sich vielleicht an diesem Buch. Der Verlag schreibt dazu: „Nicht eine andere Geschichte des Islams soll erzählt werden, sondern vielmehr eine andere Geschichte des Islams, in der aber auch einige scheinbar selbstverständliche Bestandteile der eigenen Kultur in Frage gestellt werden. Diese Sicht macht dieses Buch so interessant und wichtig.“ (www.suhrkamp.de)

Suhrkamp Verlag Berlin 2011, 463 S., ISBN 978-3-458-71033-2, € 34,95

 

Rupert Neudeck: In uns allen steckt ein Flüchtling. Ein Vermächtnis

In seinem letzten Buch, nach dem dramatischen Flüchtlingszustrom nach Deutschland im letzten Herbst geschrieben, blickt Rupert Neudeck zurück: Auf seine eigene Kindheitserfahrung, auf seine lebenslange Begegnung mit Geflüchteten – und er blickt vorwärts auf die Veränderungen und Heraus­forderungen, die uns alle noch lange, lange über das eindrucksvolle Leben des großen Freundes der Freunde Abrahams hinaus beschäftigen werden.

Sein Vorwort endet mit den Worten: „Weltweit ist für eine gelingende Integration die Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen – und dieses Buch soll ein Beitrag dazu sein.“ – Lesen!

C.H. Beck Verlag München 2016, 168 S., ISBN 978-3-406-69920-7, € 14,95

 


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